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       # taz.de -- Comeback von Sacha Baron Cohen: Für ihn ziehen Politiker blank
       
       > Der Comedian Sacha Baron Cohen knöpft sich in „Who Is America?“ die
       > US-amerikanische Politik vor. Und entlarvt den Rassismus eines
       > Republikaners.
       
   IMG Bild: Ein Meister der Verwandlung: Sacha Baron Cohen ist zurück, in alter Manier und neuer Verkleidung
       
       Berlin taz | Zehn Jahre nach seinen Auftritten als „Borat“, ist er nun
       zurück: der britische Comedian Sacha Baron Cohen. [1][„Who is America?“
       heisst seine neue Show], in der er erneut in verschiedene Rollen schlüpft
       und sich US-amerikanische Politiker vorknöpft, um sie vorzuführen. Viele
       Medien [2][rezensierten die Sendung wenig begeistert] – und doch sorgte sie
       nun für den Rücktritt eines republikanischen Abgeordneten.
       
       Jason Spencer aus Georgia entblößte seinen Hintern, schrie das N-Wort und
       machte sich auch darüber hinaus zum Affen – im Glauben, sich mitten in
       einem Anti-Terror-Training zu befinden. Eine Falle, in die ihn Cohen
       gelockt hatte, verkleidet als israelischer Terror-Experte „Erran Morad“.
       Die Silikonmaske, die er trägt, um sich in diesen Mann zu verwandeln, sieht
       so unnatürlich aus, dass man sich kaum vorstellen kann, dass irgendjemand
       darauf hereinfällt.
       
       Und doch funktioniert es: Spencer, der sich zuvor in öffentlichen Debatten
       für ein Burka-Verbot eingesetzt hatte, lässt sich für die Sendung sogar
       überzeugen, [3][einer Frau mit einem Selfie-Stick unter die Burka zu
       filmen]. Es ist ein Spektakel zum Fremdschämen – eines, für das sich
       Spencer schnell entschuldigte, sich getäuscht sah. Doch zu spät:
       Parteifreunde forderten Spencer zum Rücktritt auf – und er gab nach.
       
       Derlei Entlarvung zu provozieren, indem er sich in zahllose Kunstfiguren
       verwandelte, hat Cohen zu seiner Spezialität gemacht. Anfangs trat er als
       Wannabe-Gangsterrapper Ali G. Auf, berühmt wurde er später mit der
       Kunstfigur des kasachischen Journalisten „Borat“ und seiner Filmrolle als
       homosexueller österreichischer „Brüno“.
       
       Cohens Masche mag nicht jedermanns Sache sein, und seine Filme vielen zu
       unbequem – doch auch in der neuen Show funktioniert die Entlarvung nach wie
       vor: Wer dachte, dass ihn nach Trumps Tiraden nichts mehr wundern würde,
       hat sich getäuscht. Doch gerade das kritisieren viele Medien. In Zeiten von
       Trumps Präsidentschaft würde der „Borat“-Humor nicht mehr funktionieren.
       Die Lage sei „zu ernst, zu brisant und zu furchterregend. [4][Wo war Cohen
       als wir ihn brauchten?“, schreibt der Spiegel]. Aber ist Satire nicht
       gerade das: genau zu zeigen, wie brisant und furchterregend die Dinge sind?
       Satire ist unbequem, genau wie Cohen selbst. Er versteht sein Handwerk,
       Leuten auf die Füße zu treten und für Unbehagen zu sorgen.
       
       27 Jul 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=QkXeMoBPSDk
   DIR [2] https://www.stern.de/kultur/tv/sacha-baron-cohens-show--us-abgeordneter-tritt-nach-auftritt-zurueck-8183772.html
   DIR [3] https://www.youtube.com/watch?v=4k4pMTsa1Kw
   DIR [4] http://www.spiegel.de/kultur/tv/sacha-baron-cohen-tv-serie-who-is-america-attackiert-politik-von-donald-trump-a-1218602.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Charlotte Köhler
       
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