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       # taz.de -- Hamburger Freibad verhängt Dresscode: Gewänder verboten, Burkini okay
       
       > Das Freibad Duvenstedt erlaubt das Baden „nur mit mitteleuropäisch
       > üblicher“ Badekleidung. Der Burkini falle darunter, nicht jedoch
       > ausladende Gewänder oder Tangas.
       
   IMG Bild: Burkini in Action: Szene aus einem Freibad in Berlin
       
       HAMBURG taz | Mit vier Röcken übereinander wie sie Oskar Matzeraths
       kaschubische Großmutter in der „Blechtrommel“ trug – so kommt im Freibad
       Duvenstedt keine ins Wasser. Dem beugt ein Schild vor, auf dem geschrieben
       steht: „Baden nur mit mitteleuropäisch üblicher Kleidung erlaubt“. Ein
       regelmäßiger Besucher des Bades warf dem Betreiberverein deshalb vor, hier
       werde „eine ganze Bevölkerungsgruppe diskriminiert und ausgegrenzt“.
       
       Der Verein findet die Vorwürfe absurd. „Das ist nicht gegen Muslime
       gerichtet, sondern zielt darauf, dass Badebekleidung getragen wird“, sagt
       ein Mitarbeiter, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will –
       schließlich habe der 1.000 Mitglieder umfassende Trägerverein als Ganzes
       beschlossen, das Schild aufzustellen.
       
       Der Verein betreibt das Naturbad mit Sandboden, das mit Grundwasser
       gespeist wird, seit 1988. Zuvor hatten die Hamburger Wasserwerke
       angekündigt, den Betrieb wegen mangelnder Rentabilität einstellen zu
       wollen.
       
       Den Anlass, das Schild aufzustellen, lieferten Beschwerden von
       Vereinsmitgliedern, die sich daran störten, dass „Leute mit
       Riesengewändern“ badeten. Aber auch den Wunsch, nackt baden zu können, habe
       die Mehrheit der Vereinsmitglieder abgeschlagen.
       
       Vor dem Beschluss habe sich der Freibadverein nach den Regeln in
       öffentlichen Bädern erkundigt. Erlaubt sei in Duvenstedt, „was wir alle
       kennen“, sagt der Mitarbeiter: „Bikini, Burkini, Badeanzug – aber nicht aus
       sechs verschiedenen Röcken oder ohne Oberteil.“ Auch T-Shirts oder etwa
       Tangas seien im Wasser unerwünscht.
       
       Dem Verein deshalb quasi Rassismus vorzuwerfen, sei absurd. „Mein Großvater
       hat im KZ gesessen“, sagt das Vereinsmitglied, „mit Rassismus habe ich
       nichts am Hut“. Schon eher könnte man denen, die solche Schlüsse ziehen,
       Rassismus unterstellen, sagt er, denn ein Burkini falle ja mittlerweile
       unter normale Badebekleidung.
       
       Hartmut Ebert vom ebenfalls vereinsbetriebenen Strandbad Farmsen sieht
       keinen Handlungsbedarf. Ein- bis zweimal seien Gäste im Burkini dort
       gewesen „Das akzeptieren wir und fertig“, sagt er. Weil das Bad im
       Wesentlichen von Familien besucht werde, sei aber FKK unerwünscht,
       unauffälliges Oben-ohne hingegen okay. „Solange es nicht die Sicherheit
       beeinträchtigt, ist es mir egal“, sagt der Betriebsleiter.
       
       Ähnliches gilt für die städtische Bäderland-Gesellschaft. Zu lange
       Obergewänder könnten gefährlich sein, weil man sich darin verheddern
       könnte, sagt Pressesprecher Michael Dietel. Wenn jemand einen allzu knappen
       Tanga trage, schreite das Personal bisweilen ein. Unerwünscht seien auch
       Jeans und T-Shirts, die sich vollsaugten und schwer würden. „Da kann man
       sehr gut argumentieren“, findet Dietel, sodass die Kunden das nächste Mal
       mit richtiger Badebekleidung kämen.
       
       Die Form der Badegewänder sei mit den genannten Einschränkungen
       gleichgültig. „Es geht nur darum, dass es der übliche Badebekleidungsstoff
       ist“, sagt der Sprecher.
       
       9 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
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