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       # taz.de -- Müller will EU-Märkte für Afrika öffnen: Umstrittene Forderung
       
       > Der Entwicklungsminister schlägt vor, Waren aus Afrika von EU-Zöllen zu
       > befreien. Ähnliche Schritte hatten bisher aber nicht den erwünschten
       > Effekt.
       
   IMG Bild: Müller hatte vor einigen Jahren selbst Abkommen zugestimmt, die Afrikas Wirtschaft schwächen
       
       Bundesentwicklungsminister Gerd Müller fordert die Marktöffnung für alle
       Importe aus afrikanischen Ländern in die Europäische Union. Der europäische
       Markt sei für die Waren „faktisch gesperrt“, sagte der CSU-Politiker der
       Zeitung Die Welt. Gleichzeitig stiegen die EU-Exporte nach Afrika. „Daher
       ist meine wichtigste Forderung in Richtung Brüssel: Öffnet die Märkte für
       afrikanische Güter!“ Insbesondere landwirtschaftliche Produkte müssten
       zoll- und quotenfrei nach Europa eingeführt werden, schlug Müller vor. „Wir
       müssen dem Kontinent einen neuen Stellenwert einräumen – auch politisch.“
       
       Allerdings hat die EU ihre Märkte in den vergangenen Jahren bereits stärker
       für Produkte aus afrikanischen Ländern geöffnet. Den am wenigsten
       entwickelten Staaten gab sie mit einer Vereinbarung aus dem Jahr 2001 zoll-
       und quotenfreien Zugang für alle Waren außer Waffen. Davon profitierten 33
       afrikanische Staaten, die zu den ärmsten der Welt gehören. Mit anderen
       Ländern des Kontinents vereinbarte Brüssel
       Wirtschaftspartnerschaftsabkommen.
       
       Diese Abkommen allerdings waren unter Entwicklungsexperten sowie einigen
       betroffenen afrikanischen Ländern von Anfang an hoch umstritten. Denn sie
       ermöglichen den AfrikanerInnen zwar zollfreien Export in die EU – aber
       erleichtern im Gegenzug auch den EuropäerInnen Exporte in Richtung Afrika.
       
       Nichtregierungsorganisationen wie Brot für die Welt lehnen die Verträge
       deshalb ab, weil den Staaten dadurch Einnahmen entgehen, die sie dringend
       benötigen. Sie sehen außerdem die afrikanische Landwirtschaft nicht genug
       geschützt. „Kleinbäuerinnen und Kleinbauern werden einer unfairen
       Konkurrenz mit der EU ausgesetzt“, kritisierte etwa Roland Süß von Attac
       Deutschland in einem gemeinsamen Aufruf mehrerer NGOs, die Öffnung der
       afrikanischen Märkte für EU-Produkte auszusetzen.
       
       An diesen Abkommen stößt sich auch die Opposition im Bundestag: „Natürlich
       müssen Europas Märkte für afrikanische Produkte geöffnet werden, um den
       lokalen Produzenten wirtschaftliche Perspektiven zu bieten“, erklärte Uwe
       Kekeritz, entwicklungspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im
       Bundestag. Er kritisierte aber, dass Entwicklungsminister Müller selbst vor
       dreieinhalb Jahren in Brüssel den Wirtschaftspartnerschaftsabkommen
       zugestimmt habe.
       
       Lob für den CSU-Minister kam von der SPD. Der Bundestagsabgeordnete Karl
       Lauterbach schrieb auf Twitter: „Müller hat recht, obwohl CSU. Würden wir
       den Handel mit Afrika verstärken, statt ihn durch Subventionen der
       Landwirtschaft in Europa zu blockieren: mehr Produkte, weniger Flüchtlinge
       aus Afrika.“
       
       8 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eva Oer
       
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