# taz.de -- Neue UN-Menschenrechtskommissarin: Michelle Bachelet wechselt zur Uno
> Chiles Ex-Präsidentin muss von der Vollversammlung noch bestätigt werden.
> Es wäre Bachelets zweiter Job bei den Vereinten Nationen.
IMG Bild: Die Chilenin vor der Uno-Vollversammlung im Jahr 2016. Damals als Präsidentin ihres Landes
Michelle Bachelet wird die neue UN-Kommissarin für Menschenrechte. An
diesem Freitag soll die UN-Vollversammlung der Ernennung der früheren
chilenischen Präsidentin zustimmen. Verläuft alles wie geplant, dann tritt
die 66-Jährige am 31. August die Nachfolge des scheidenden Jordaniers Seid
Ra’ad al-Hussein an. Bachelet hat bereits UN-Erfahrung. Von 2010 bis 2013
leitete sie die Behörde UN Women, die sich mit der Gleichstellung und die
Rechte von Frauen befasst.
Michelle Bachelet kam am 29. September 1951 in Santiago zur Welt, als
Tochter eines Luftwaffenoffiziers und einer Archäologin. Als Jugendliche
zog es sie zur Sozialistischen Jugend der Partei von Präsident Salvador
Allende, in der ihr Vater für die Lebensmittelversorgung zuständig war. Der
Militärputsch von Augusto Pinochet am 11. September 1973 war eine jähe
Zäsur: Vater Alberto widersetzte sich, wurde gefangengenommen und starb
1974 an den Folgen der Folter.
Auch Michelle Bachelet und ihre Mutter kamen in ein berüchtigtes
Folterzentrum, wurden geschlagen und misshandelt. Nach ihrer Freilassung
flohen sie über Australien ins Exil in die DDR. In Leipzig studierte
Michelle Bachelet Deutsch, an der Berliner Humboldt-Universität Medizin.
Sie heiratete einen ebenfalls exilierten Chilenen. Aus der Ehe stammt ihr
erstes von drei Kindern.
Nach der Rückkehr 1979 nach Chile wurde sie Kinderärztin und arbeitete nach
dem Ende der Diktatur 1990 im öffentlichen Gesundheitswesen. Politisch
engagierte sie sich bald in der sozialistischen Partei und befasste sich
mit Militärpolitik. Im Jahr 2000 ernannte sie der sozialistische Präsident
Ricardo Lagos zunächst zur Gesundheitsministerin. 2002 wurde sie die erste
Verteidigungsministerin Lateinamerikas. Vier Jahre später die erste
Präsidentin Chiles.
## Erste Amtszeit: Massive Schülerproteste
Doch damals nahmen selbst Parteifreunde Bachelet nicht für voll. Ihre erste
Amtszeit ist von massiven Schülerprotesten für ein besseres Schulsystem,
einem Verkehrschaos infolge eines neuen Nahverkehrssystems in der
Hauptstadt und einem Erdbeben mit der Folge eines verheerenden Tsunamis
geprägt. Zwar blieben grundlegende Reformen aus, aber es gelang ihr, ein
Maßnahmenpaket zu schnüren, das Chile glimpflich durch die internationale
Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 kommen ließ.
Nach dem Ende der ersten Amtszeit übernahm sie den Posten an der Spitze der
neu geschaffenen UN-Behörde für Gleichstellung und Ermächtigung der Frauen,
kurz UN Women.
2014 trat sie abermals zur Präsidentschaftswahl an. Diesmal mit dem
Versprechen, eine Verfassungs- und Bildungsreform sowie die Lockerung des
Abtreibungsverbots anzuschieben. Doch Korruptionsvorwürfe gegen ihren Sohn
und ihre Schwiegertochter legten sich wie Mehltau über nahezu die gesamte
Amtszeit und ließen ihre Imagewerte steil nach unten gehen. Geschickt
nutzte die rechte Opposition die Lage zur Blockadepolitik.
Immerhin konnte sie eine Lockerung des strikten Abtreibungsverbots
durchsetzen.
NaN NaN
## AUTOREN
DIR Jürgen Vogt
## TAGS
DIR UN-Menschenrechtsausschuss
DIR Menschenrechte
DIR Michelle Bachelet
DIR Chile
DIR Gaza
DIR Mexiko
DIR Sebastián Piñera
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR UN-Sonderkoordinator Nickolaj Mladenow: Der Mann fürs Unmögliche in Nahost
Der Diplomat aus Bulgarien soll einen israelisch-palästinensischen Krieg
abwenden. Und Gaza aus der Wirtschaftsmisere helfen.
DIR Entführungen in Mexiko: Keine „historische Wahrheit“
Im Fall der 2014 „verschwundenen“ 43 Studenten wirft ein UN-Bericht den
Behörden Folter und Lüge vor. Gefordert werden neue Ermittlungen.
DIR Student über die Bildungsreform in Chile: „Chile ist zum Kotzen ungleich“
Marco García ist einer der jungen Chilenen, die nun kostenlos studieren
dürfen. Von der neuen Regierung erwartet er aber nichts Gutes.