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       # taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Fäuste hoch, Knie runter!
       
       > Spieler der National Football League protestieren gegen Rassismus. Trumps
       > Reaktionen sind nur Ablenkung von seinen politischen Skandalen.
       
   IMG Bild: Der Protest gefällt den meist weißen Club-Besitzern nicht
       
       Sie haben es wieder getan. Malcolm Jenkins und De’Vante Bausby reckten die
       Faust gen Himmel. Kenny Stills und Albert Wilson knieten. Es waren zwar nur
       ein paar wenige von mehreren Hundert Football-Spielern, die am Donnerstag
       offen protestierten, als die Nationalhymne gesungen wurde. Aber das Signal
       war trotzdem deutlich: Die [1][Proteste von Sportlern gegen soziale
       Ungleichheit und Rassismus] gehen weiter.
       
       Sportlich mag diese erste Runde von Vorbereitungsspielen der NFL keine
       allzu spannenden Erkenntnisse gebracht haben, politisch hingegen schon: Die
       umsatzstärkste Sportliga der Welt darf sich schon mal darauf vorbereiten,
       dass sie das ungeliebte, weil geschäftsschädigende Thema auch die am 6.
       September beginnende neue Saison hindurch begleiten wird. Zwar hat die NFL
       ihre Direktive, dass Spieler während der Hymne entweder brav zu stehen oder
       gleich in der Umkleidekabine zu bleiben haben, erst einmal wieder
       ausgesetzt und sucht nun gerade in Verhandlungen mit der
       Spielergewerkschaft nach einer Lösung, mit der alle Seiten leben können.
       
       Doch so eine Lösung ist ebenso wenig in Sicht wie die Bewältigung der
       sozialen Probleme, auf die die protestierenden Profis aufmerksam machen
       wollen: Spieler wie Jenkins, der, bevor er vor fast 70.000 Zuschauern in
       Philadelphia die Faust ballte, [2][per Twitter darauf aufmerksam machte,
       dass 60 Prozent der Häftlinge in den USA Farbige sind], werden sich nicht
       verbieten lassen, weiter ihre Popularität für ihre Anliegen zu nutzen. Die
       Besitzer der 32 Klubs wiederum fürchten weiteren Imageschaden beim eher
       konservativen NFL-Publikum, das den Spielern unterstellt, sich von Armee
       und Vaterland distanzieren zu wollen.
       
       Der Konflikt zwischen den protestierenden Spielern, die meist
       Afroamerikaner sind, und den Teambesitzern, die allesamt weiß sind, wird
       zugespitzt durch einen unentwegt twitternden Präsidenten. Donald Trump
       fordert eine harte Linie von der NFL, seiner Meinung nach sollten die
       Protestierer einfach gefeuert werden. Zu Hochzeit der Proteste, die vor
       zwei Jahren begannen, nannte Trump die während der Hymne knienden Spieler
       „Hurensöhne“.
       
       ## Solidarität von Michael Jordan und Melania Trump
       
       Zuletzt hatte sich der präsidiale Zorn ein zusätzliches Opfer gesucht:
       Trump nahm die Eröffnung der Schule für sozial benachteiligte Kinder, die
       LeBron James in seiner Heimatstadt Akron, Ohio, finanziert hat, zum Anlass,
       den Basketball-Superstar als „dumm“ zu bezeichnen. James hat sich schon
       öfter negativ über Trump geäußert, ihn einmal sogar als „Arsch“ bezeichnet.
       Diesmal reagierte er auf die Beleidigung des Präsidenten denkbar präsidial:
       nämlich gar nicht.
       
       Stattdessen ließ er andere die Trump’schen Unflätigkeiten kommentieren.
       Aber nicht nur Profi-Kollegen, TV-Kommentatoren und sogar einige
       republikanische Politiker verurteilten Trumps offensichtlichen Rassismus.
       Selbst die, wenn es um Politik geht, sonst ausgesprochen schweigsame Ikone
       Michael Jordan stellte sich am die Seite des Spielers, der ihm den Titel
       als Bester Basketballer aller Zeiten streitig zu machen versucht. Die
       erstaunlichste Solidaritätsadresse aber kam direkt aus dem Weißen Haus:
       Melania Trump ließ ausrichten, sie würde James’ Schule gern einmal
       besichtigen.
       
       Jeden Tag neue Tweets, jeden Tag neue Schlagzeilen, jeden Tag neues Futter
       für die Real-Life-Soap-Opera mit den Schönen, Reichen und Mächtigen. Das
       unterhaltsame Hin und Her füllt aber nicht nur Sportseiten, sondern auch
       die Kommentarspalten seriöser Medien und beherrscht die Talkshows. Und das
       ist womöglich Strategie: Unter seinen Tweets begräbt Trump nicht nur die
       guten Absichten der protestierenden Sportler. Er lenkt vor allem auch von
       seinen Skandalen und innenpolitischen Problemen ab.
       
       10 Aug 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /National-Football-League-weist-Spieler-an/!5508101
   DIR [2] https://twitter.com/MalcolmJenkins/status/1027667736095322113
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Thomas Winkler
       
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