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       # taz.de -- Bayern gewinnt den Supercup: Bruda, schlechte Stimmung
       
       > Eintracht Frankfurt verliert gegen den FC Bayern mit 0:5 und landet
       > wieder in der harten Realität. Die Fans protestieren gegen die DFL.
       
   IMG Bild: Da ist das erste Tor: Robert Lewandowski (links) schenkt ein, David Abraham und Fredrik Rönnow sind machtlos
       
       Vielleicht reichte den Ultras von Eintracht Frankfurt die plakative
       Botschaft, die sie in weißen Versalien auf schwarzem Grund vor die
       Nordwestkurve gespannt hatten: „Beste Mannschaft Deutschlands“. Was mal
       sicher nicht stimmt. Denn dass sich die Machtverhältnisse nicht umgekehrt
       haben, nur weil die Hessen am 19. Mai das Endspiel im DFB-Pokal mit 3:1
       gegen den FC Bayern gewannen, steht mal fest. Der am Sonntag ausgespielte
       Supercup 2018 lieferte klare Belege, dass der Meister im Normalfall mit
       seinem Leistungsniveau weiter deutlich über dem Pokalsieger anzusiedeln
       ist: Der Gast aus München gewann im Frankfurter Stadtwald den ersten
       offiziellen Wettbewerb leicht und locker mit 5:0 (2:0).
       
       Drei Treffer erzielte dabei Robert Lewandowski, der zunächst mit fein
       getimten Kopfbällen (21. und 26.) traf, ehe der bei der WM nach der
       Vorrunde verabschiedete Pole auch noch einen dritten Streich anbrachte
       (54.). Mit ausgebreiteten Armen ließ sich der bald 30-jährige Mittelstürmer
       vor der Bayern-Kurve feiern. Der eingewechselte Kingsley Coman (63.) und
       Thiago (85.) schraubten das Resultat noch in eine für die Hessen recht
       peinliche Höhe.
       
       All das kam in einer Atmosphäre zustande, die über weite Strecken nicht zu
       einer in 200 Ländern übertragenen Begegnung passte. Obwohl die Arena an
       diesem lauen Sommerabend ausverkauft war, konnte der Besucher zeitweise bis
       unter Dach das aufmunternde Klatschen des ehemaligen Frankfurter Trainer
       Niko Kovac an der Bayern-Bank hören, der unter einigem Getöse und Gemecker
       bekanntlich die Seiten wechselte. Das Schweigen symbolisierte den Unmut mit
       der als Veranstalter aufgetretenen Deutschen Fußball-Liga (DFL), und so
       mutierte das erste Pflichtspiel der Saison gleich auch zur ersten
       Protestpartie.
       
       Die Fanabteilung der Eintracht verzichtete beinahe auf jeden Support:
       Fahnen waren zu Hause geblieben, Gesänge ertönten kaum welche. Zeitweise
       herrschte eine Akustik, die gewöhnlich langweilige Länderspiele untermalt.
       So erlebte die Eintracht so etwas wie einen doppelten Stimmungskiller.
       Einige Ultras bestätigten während der Begegnung über die sozialen
       Netzwerke, dass die ausgebliebene Anfeuerung volle Absicht gewesen sei –
       man habe eine „Bayern-Stimmung“ erzeugen wollen. Frage nur, wem damit
       eigentlich mehr Schaden zugefügt wurde.
       
       ## Erschreckende Chancenlosigkeit
       
       Eigentlich war ja das Selbstwertgefühl der Adlerträger mit dem ersten Titel
       seit 30 Jahren erheblich gestiegen. Allgegenwärtig sind die T-Shirts, auf
       dem der Dialog zwischen Kevin-Prince Boateng und Pokalheld Ante Rebic
       („Bruda, schlag den Ball lang! – Bruda, ich schlag den Ball lang!“)
       abgedruckt ist. Zwar hat der kroatische Vizeweltmeister punktgenau vor dem
       Supercup seinen Vertrag verlängert, aber der Trainingsrückstand war noch zu
       groß.
       
       Seine Absenz bis zur 64. Minute war indes keine Erklärung, dass das
       Ensemble der Eintracht meist Ball und Gegner hinterherhechelte. Trainer
       Adolf „Adi“ Hütter dürfte ob der Chancenlosigkeit ziemlich erschrocken
       gewesen sein. Nach den Abgängen solcher energetischer Schlüsselspieler wie
       Marius Wolf, Omar Mascarell oder eben Boateng fehlten Kraft und Klasse, um
       die ballsicheren Bayern in Bedrängnis zu bringen.
       
       ## Rönnow mit unglücklicher Figur
       
       Unter Kovac-Anleitung baute die erstmals mit den deutschen WM-Fahrern
       Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Niklas Süle, Mats Hummels und Thomas Müller
       angetretene Gäste-Elf geduldig auf. Eine präzise Kimmich-Flanke spielte den
       Türöffner, dass Lewandowski das erste Mal vollstreckte. Fünf Minuten später
       ließ sich die Nummer neun trotz eines vorangegangenen Scharmützels nicht
       lange bitten und nickte den Ball nach Robben-Eckstoß mühelos über die
       Linie.
       
       Nicht nur in dieser Szene machte der für den abgewanderten Stammtorwart
       Lukas Hradecky von Bröndby IF geholte Frederik Rönnow eine ziemlich
       unglückliche Figur: Erst vorzulaufen, um dann abzustoppen, ist bei einem
       Keeper meist die schlechteste Idee. Die Zweifel an der Tauglichkeit des
       dänischen Nationaltorhüters, als WM-Reservist und wegen einer
       Verletzungspause mit kaum Spielpraxis versehen, stehen nun im Raum. Beim
       Flachschuss von Lewandowski zum 0:3 und beim 0:5 von Thiago traf ihn
       weniger eine Mitschuld als beim 0:4 von Kingsley Coman, der nach einer von
       Rönnow unglücklich abgelenkten Flanke von David Alaba richtig stand.
       
       13 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Frank Hellmann
       
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