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       # taz.de -- Kommentar SED-Gelder: SED-Millionen gut investiert
       
       > Berlin bekommt 16,3 Millionen Euro aus dem ehemaligen Parteivermögen der
       > SED. Das wird vor allem in Gedenk- und Erinnerungsorte investiert.
       
   IMG Bild: Die East Side Gallery soll auch profitieren
       
       Diesmal geht Hubertus Knabe leer aus. In der vergangenen Woche hatte die
       taz berichtet, dass die Gedenkstätte Hohenschönhausen fünf Millionen Euro
       aus dem Bundeshaushalt bekommen soll – für Projekte gegen Linksextremismus.
       Nun hatte der Senat darüber zu entscheiden, was er mit den 16,3 Millionen
       Euro macht, die Berlin aus der Verteilung des ehemaligen
       SED-Parteivermögens zustehen.
       
       Statt der Gedenkstätte Hohenschönhausen und ihrem Leiter Knabe darf sich
       nun der Campus für Demokratie auf der ehemaligen Stasi-Zentrale
       Normannenstraße über knapp eine Million Euro freuen. Der Campus ist eine
       Idee der Stasi-Unterlagenbehörde für die Entwicklung des Areals in der
       Normannenstraße.
       
       Bisher gibt es dort das Stasi-Museum, langfristig soll ein „Ort der
       Aufklärung über Diktatur und Widerstand“ entstehen. Aufklären soll zwar
       auch die Gedenkstätte in Hohenschönhausen. Zuletzt aber war der dortige
       Förderverein wegen seiner AfD-Nähe in die Schlagzeilen geraten. Die
       Gedenkstätte hat sich inzwischen vom Verein getrennt.
       
       In seiner Sitzung am Dienstag hat der rot-rot-grüne Senat ebenfalls eine
       Million Euro für die Stiftung Berliner Mauer lockergemacht. Das Geld ist
       für eine Ausstellung an der East Side Gallery in Friedrichshain. Auch
       dieses Areal soll zu einem Gedenk- und Erinnerungsort ausgebaut werden.
       
       ## Grüne zufrieden
       
       Die Grünen äußerten sich zufrieden mit der Aufteilung der Gelder. „Wir
       Grüne haben uns immer dafür stark gemacht, dass dieses Geld aus dem
       ehemaligen SED-Parteivermögen schwerpunktmäßig in die Erinnerungs- und
       politische Bildungsarbeit fließt“, sagte ihr Parlamentarischer
       Geschäftsführer Daniel Wesener. „Deshalb freuen wir uns über die
       Entscheidung des Senats, diverse Projektanmeldungen des Beauftragten für
       die Aufarbeitung der SED-Diktatur sowie die East Side Gallery zu
       berücksichtigen.“
       
       829.000 Euro bekommt das Archiv der DDR-Opposition, um seine Bestände zu
       digitalisieren und zu ergänzen. Für 250.000 Euro entstehen am
       Roedeliusplatz in Lichtenberg Markierungen, die an den Repressionsapparat
       in der Nazi-, Nachkriegs- und DDR-Zeit erinnern. Der Platz grenzt an die
       frühere Stasi-Zentrale. Nach dem Krieg befand sich dort auch ein
       sowjetisches Militärtribunal. 100.000 Euro stehen für die Sanierung von
       Stelen zur Verfügung, die im Ostteil an die friedliche Revolution 1989/1990
       erinnern.
       
       Insgesamt fließt etwa ein Fünftel des Geldes an Projekte, die sich mit der
       Erinnerung und Aufarbeitung der jüngeren Geschichte beschäftigen. Aber es
       gibt auch andere Förderschwerpunkte. Geld fließt etwa für die Sanierung der
       Regattatribüne in Grünau (2,4 Millionen), den Wiederaufbau des Turmes der
       evangelischen Schlosskirche in Buch, das Gästehaus Campus Wuhlheide (1,7
       Millionen), die Sanierung des Kreativhauses auf der Fischerinsel in Mitte
       (1,7 Millionen) und die Fassadensanierung eines jüdischen Gemeindehauses in
       Mitte (1,1 Millionen).
       
       Insgesamt zahlte der Bund aus dem ehemaligen Vermögen der DDR-Parteien und
       -Massenorganisationen 185 Millionen Euro an die ostdeutschen Länder aus.
       Das Geld muss laut einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern für
       „investive und investitionsfördernde“ Zwecke ausgegeben werden.
       
       14 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uwe Rada
       
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