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       # taz.de -- Chemieeinsatz auf dem Acker: Ersatz-Insektizid schädigt Hummeln
       
       > Insektizide mit dem Wirkstoff Sulfoxaflor sollten bienengiftige
       > Neonikotinoide ersetzen. Nun zeigt eine Studie: Das neue Gift schadet
       > Hummeln.
       
   IMG Bild: Auch Hummeln leiden unter den Insektiziden
       
       Berlin dpa/taz | Auch ein Ersatzpestizid für die teils in der
       Landwirtschaft [1][verbotenen Neonikotinoide] schädigt nützliche Hummeln.
       Das berichten Forscher der Royal Holloway University of London im
       [2][Fachmagazin Nature]. Sie untersuchten Insektizide mit dem Wirkstoff
       Sulfoxaflor, der in mehreren Ländern zugelassen ist und dessen Verwendung
       in Deutschland beantragt ist. Das Ergebnis: Dunkle Erdhummeln (Bombus
       terrestris), die der Substanz ausgesetzt waren, hatten viel weniger
       Nachkommen.
       
       Neonikotinoide hatten lange in der Landwirtschaft den Ruf einer
       Wunderwaffe, weil sie Fressfeinde der Pflanzen töten, aber nützliche
       Insekten angeblich nicht. Nach und nach entdeckten Forscher allerdings,
       dass die Substanzen doch Bienen und andere Pflanzenbestäuber schädigen
       können. Sulfoxaflor galt bislang als geeigneter Ersatzkandidat in der
       Agrarwirtschaft.
       
       Das Team um Harry Siviter setzte für die Studie 25 Hummelvölker zwei Wochen
       lang Sulfoxaflor in Konzentrationen aus, wie sie nach dem Einsatz auf
       Feldern auftreten würden. Schon nach zwei bis drei Wochen zeigten sich
       deutliche Unterschiede im Vergleich zu 26 unbehandelten Kolonien: Bei den
       mit Sulfoxaflor in Kontakt gekommenen Hummelvölkern ging der Nachwuchs
       insgesamt um 54 Prozent zurück. Der Einsatz des Ersatzstoffs könnte
       Langzeitfolgen für die Bestände haben – ähnlich wie bei Neonikotinoiden,
       schreiben die Forscher.
       
       Mit Blick auf das Verhalten bei der Futtersuche der Hummeln und ihrer
       Pollenfracht stellten die Forscher aber keine Unterschiede fest. Vor der
       Zulassung müssten neue Insektizide umfangreich überprüft werden, fordern
       die Wissenschaftler. Insektizide mit Sulfoxaflor sind etwa in China, Kanada
       und Australien zugelassen.
       
       „Das Ergebnis ist keine Überraschung“, sagte Christine Vogt, Referentin für
       Landwirtschaft am Umweltinstitut München. Denn Sulfoxaflor wirke ähnlich
       wie Neonikotinoide und gefährde ebenfalls Bienen. Dennoch sei der Wirkstoff
       auf EU-Ebene zugelassen. „Die fertigen Mischungen müssen von den einzelnen
       Ländern genehmigt werden. In Deutschland sind mindestens drei Anträge
       gestellt worden.“ Der Chemiekonzern Dow AgroSciences reagierte zunächst
       nicht auf eine Bitte der taz um Stellungnahme.
       
       ## Im Freiland verboten
       
       Die EU-Staaten – auch Deutschland – stimmten im vergangenen Frühjahr
       mehrheitlich für ein [3][Freilandverbot von drei Neonikotinoiden:
       Clothianidin, Thiamethoxam und Imidacloprid.] Diese Insektizide dürfen
       künftig nur noch in Gewächshäusern, aber nicht mehr auf Äckern angewendet
       werden. Die Entscheidung tritt noch in diesem Jahr in Kraft. Dann müssen
       Landwirte andere Substanzen im Kampf etwa gegen Maiswurzelbohrer und
       Rapsglanzkäfer einsetzen.
       
       Studien zufolge schädigen diese Neonikotinoide Wild- und Honigbienen
       erheblich – mit dramatischen Folgen für die Landwirtschaft. So können die
       Stoffe etwa die Lern- und Orientierungsfähigkeit der Bienen beeinträchtigen
       und die für die Bestäubung wichtigen Tierchen sogar lähmen und töten. Die
       Moleküle werden auch von Blüten und Pollen aufgenommen und verbreiten sich
       so in der Umwelt.
       
       15 Aug 2018
       
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