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       # taz.de -- U20-WM im Frauenfußball: Chancenlos im Viertelfinale raus
       
       > Im ersten Spiel der K.o.-Runde verloren die deutschen Juniorinnen gegen
       > Japan. Auch in anderen Nachwuchsteams sieht es karg aus.
       
   IMG Bild: Anschluss verpasst? Japan erreicht überzeugend das WM-Halbfinale
       
       Vannes taz | Sind das die Bilder, an die sich der deutsche Frauenfußball
       künftig gewöhnen muss? Die Japanerin Jun Endo jubelt, während die Deutsche
       Sophia Kleinherne auf dem Boden kauert? Eine Momentaufnahme aus dem
       verlorenen Viertelfinale der U20-WM, bei der der deutsche Nachwuchs am
       Freitagabend im Stade de la Rabine in Vannes gegen starke Japanerinnen eine
       völlig verdiente Niederlage (1:3) kassierte.
       
       „Sportlich konnte man sehen, was uns derzeit vielleicht noch fehlt“, sagte
       Nationaltrainerin Maren Meinert. Es ist bereits das zweite Mal innerhalb
       kürzester Zeit, dass die 45-Jährige in ihrer Doppelrolle als U19- sowie
       U20-Trainerin eine chancenlose DFB-Auswahl betreute. Ende Juli verlor die
       U19 das EM-Finale gegen Spanien (0:1). Ähnliches war Ende Mai der U17 im
       EM-Finale passiert, auch gegen Spanien.
       
       Im deutschen Frauenfußball fehlt es in fast allen Jahrgängen an
       Spielerinnen, die in entscheidenden Momenten den Unterschied machen. Die
       ehemalige Nationalspielerin Kim Kulig, aktuell Trainerin bei der zweiten
       Mannschaft des 1. FFC Frankfurt, warnte bereits Anfang des Jahres: „Bei
       Persönlichkeit und Mentalität sind wir im Vergleich zu anderen Nationen
       schwächer.“
       
       Kulig wurde 2010 mit dem Bronzenen Ball als drittbeste Spielerin einer
       U20-WM ausgezeichnet. Damals gewann die deutsche U20 genau wie 2014 noch
       den Weltmeistertitel, weil heutige A-Nationalspielerinnen wie Dzsenifer
       Marozsán, Alexandra Popp, Sara Däbritz oder Leonie Maier als
       Leistungsträgerinnen vorangingen. Nun stach allenfalls die erst 16-jährige
       Lena Oberdorf (SGS Essen) hervor, während die 20-jährigen Laura Freigang
       (1. FFC Frankfurt) oder Kapitänin Jana Feldkamp (SGS Essen) abtauchten.
       
       ## Spielerische Defizite aber Kampfgeist
       
       Schon die Vorrundensiege gegen Nigeria (1:0) und China (2:0) und Haiti
       (3:2) offenbarten teils eklatante spielerische Defizite, die nur durch
       kämpferische Einstellung wettgemacht wurde.
       
       Kurz vor der WM rühmte sich der DFB noch für seine Talentförderung: 81
       Prozent der U20-Spielerinnen wurden an einem der 266 DFB-Stützpunkte
       gefördert, ein Dutzend hatte bereits Bundesliga-Erfahrung gesammelt. Doch
       im WM-Halbfinale stehen mit Gastgeber Frankreich, England und Spanien drei
       europäische Nationen, die auch in der Liga Anstrengungen unternehmen, um
       Deutschlands Führungsanspruch anzugreifen. Ralf Kellermann, Sportdirektor
       des VfL Wolfsburg, warnte schon häufiger, dass der Anschluss zur Weltspitze
       verloren gehen könnte.
       
       Am 1. September bestreitet die Frauen-Nationalmannschaft ihr entscheidendes
       WM-Qualifikationsspiel auf Island. Ohne Deutschlands Fußballerin des Jahres
       Dzsenifer Marozsán (Olympique Lyon), die an einer Lungenembolie leidet. Ob
       die Nachwuchskrise auch das A-Team erreicht, kann man dann besichtigen.
       
       19 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Frank Hellmann
       
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