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       # taz.de -- Nach Post zu Stauffenberg-Attentat: AfD distanziert sich von Nachwuchs
       
       > Der Jung-AfDler Lars Steinke nennt den Hitler-Attentäter einen Verräter.
       > Das geht selbst der AfD zu weit. Ein Ausschluss wird schon länger
       > gefordert.
       
   IMG Bild: Mal wieder will jemand von der AfD die Geschichte umdeuten
       
       Den Nationalsozialismus als „Vogelschiss in über tausend Jahren
       erfolgreicher Geschichte“ zu betrachten ist in [1][der AfD] legitim. Den
       gescheiterten Attentäter des 20. Juli Claus Schenk Graf von Stauffenberg
       [2][als „Verräter“ zu bezeichnen] aber nicht. Der Bundestagsfraktionschef
       Alexander Gauland fordert deshalb jetzt den Parteiausschluss des
       niedersächsischen Landesvorsitzenden der „Jungen Alternative“ (JA) Lars
       Steinke. Gauland, der den historischen Vergleich zog, stört sich nachhaltig
       an Steinkes politischer Einschätzung zu Stauffenberg: “Stauffenberg ist ein
       Held der deutschen Geschichte“ so Gauland.
       
       Die barsche Kritik vom Bundestagsfraktionschef verwundert wenig. Im
       neu-rechten Milieu von Junger Freiheit bis zum „Institut für Staatspolitik“
       wird das versuchte Attentat als moralischer Aufstand des
       nationalkonservativen Gewissens betrachtet. Eine Deutung, die darauf
       abzielt, das nationalkonservative Milieu aus der politische Verantwortung
       für den Nationalsozialismus zu nehmen. Die konservative Mitte der
       Gesellschaft kolportiert teilweise nicht minder diese Einschätzung – nicht
       ohne dabei den viel stärkeren linken Widerstand zu ignorieren.
       
       Die Forderung nach einem Ausschluss aus der AfD und der JA ist für Steinke
       wegen seiner weit nach rechts reichenden Kontakte und Positionen nicht neu.
       Im Sommer 2017 übernahm der Politikstudent aus Göttingen den Landesvorsitz
       der JA, schon da lief bereits ein Ausschlussverfahren. Angeschoben hatte
       Steinkes Rauswurf dessen Amtsvorgänger, Sören Hauptstein, weil Steinke
       Kontakte zur „Identitären Bewegung“ (IB) und dem inzwischen umbenannten
       „Freundeskreis Thüringen/Niedersachsen“ unterhalte; beide Gruppierungen
       beobachtet der Verfassungsschutz.
       
       Steinke hat immer wieder erklärt, die Verbindungen bestünden nicht mehr.
       Dass er zumindest am 11. Juli 2017 noch bei der IB in Halle anwesend war,
       belegen aber Beweisfotos. Der JA-Bundeskonvent beschloss seinen Ausschluss,
       doch Steinke konnte die Umsetzung bisher abwehren. Trotz des Verfahrens
       erhielt er im Januar 2018 eine befristeten Job als Mitarbeiter der
       AfD-Landtagsfraktion um der Fraktionsvorsitzende Dans Guth in Hannover.
       
       ## Mal wieder nur ein Missverständnis
       
       Den Eintrag auf Facebook, in dem er Stauffenberg in einem nicht öffentlich
       einsehbaren Beitrag als „Verräter“ bezeichnet, streitet Steinke nicht ab.
       „Ich kann diesen Heldenkult um Stauffenberg nicht verstehen“ sagt der
       Politikstudent aus Göttingen. In dem Facebook-Beitrag schrieb Steinke auch,
       dass das gescheiterte Attentat auf Hitler bloß ein „beschämender Versuch
       eines Feiglings“ gewesen sei, „die eigene Haut vor dem kommenden Siegern zu
       retten“.
       
       Im Juli 1944 wollten Offiziere der Wehrmacht um Stauffenberg Hitler mit
       einer Bombe töten, um den Zweiten Weltkrieg zu beenden, scheiterten aber.
       
       Der niedersächsische AfD-Vorstand, dem Guth vorsteht, äußerte mittlerweile
       „Befremden“ über Steinkes Einschätzung: „Claus Schenk Graf von Stauffenberg
       war kein Feigling und kein Verräter. Er war ganz unstreitig ein
       konservativer und ein deutscher Held“. Auch der JA-Bundesvorsitzende Domian
       Lohr sucht die Distanz zu Steinke. Man müsse Stauffenberg nicht auf ein
       Podest stellen, sagte er. „Aber wer die völlig anwidernde Behauptung
       aufstellt, Stauffenberg wäre ein Feind und Verräter des deutschen Volk“
       hätte in der AfD und der JA „nichts verloren“.
       
       Auf Facebook und Twitter gibt sich Steinke nun reuig: „Die Äußerungen waren
       einer vorhergegangenen hitzigen Diskussion geschuldet (…) ich würde das
       nicht noch einmal schreiben“. Anfang der kommenden Woche will sich der
       AfD-Bundesvorstand mit der Aussage beschäftigen.
       
       3 Aug 2018
       
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   DIR [1] /Berichterstattung-zur-AfD/!5514154
   DIR [2] https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/AfD-Politiker-nennt-Stauffenberg-Verraeter,stauffenberg114.html
       
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