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       # taz.de -- Apple durchbricht 1-Billion-Marke: Teurer als 15 Dax-Firmen
       
       > Der Technologiekonzern stellt die deutsche Old Economy in den Schatten.
       > Doch die hat längst nicht ausgedient. Grüne hoffen auf einen Weckruf.
       
   IMG Bild: Die Apple-Aktie im Höhenrausch: Laden des US-Konzerns an der Fifth Avenue in New York
       
       Berlin taz | Es klingt nach einer Zäsur im Industriezeitalter: Der
       US-amerikanische Technologiegigant Apple hat es geschafft, den Börsenwert
       von 1 Billion Dollar zu überspringen – das ist eine eins mit zwölf Nullen.
       Damit ist Apple alleine so viel Wert wie die 15 teuersten im deutschen
       Leitindex Dax gelisteten Unternehmen. Und das ist das Who-is-Who der
       deutschen Wirtschaft: der Softwarehersteller SAP, der Technikkonzern
       Siemens, der Versicherer Allianz, die Chemie- und Pharmahersteller Bayer
       und Merck, die Deutsche Telekom, die Autobauer Daimler, BMW und VW, der
       Sportartikelhersteller Adidas, das Medizintechnik- und
       Gesundheitsunternehmen Fresenius, der Automobilzulieferer Continental, die
       Deutsche Post und der Rückversicherer Münchener Rück.
       
       Am Donnerstag stieg der Kurs der Apple-Aktie erstmals auf 207 Dollar und
       überholte damit den Börsenwert all dieser Made-in-Germany Koryphäen
       zusammen. Der Börsenwert ist zwar sehr fragil. Denn schlechte
       Unternehmensnachrichten können den Kurs der Aktie und damit den Wert der
       Firma rasch einbrechen lassen. Außerdem ist der Wert fiktiv: Wenn viele
       Anleger ihre Aktien gleichzeitig zu Geld machen, sinkt der Kurs.
       
       Aber: Ein hoher Börsenkurs gibt Unternehmen ein Siegerimage und Macht. Sie
       können nur schwer von Konkurrenten geschluckt werden und können sich selbst
       leicht Geld für Übernahmen verschaffen. Auch andere Internet-Unternehmen
       wie Amazon oder die Google-Konzernmutter Alphabet haben bereits einen
       Börsenwert im hohen Milliardenbereich. Da können selbst Dax-Spitzenreiter
       wie SAP mit einem Börsenwert von rund 138 Milliarden Dollar oder Siemens
       mit rund 110 Milliarden Dollar nicht mithalten.
       
       Zum Auslaufmodell macht das die Dax-Unternehmen aber noch lange nicht, sagt
       Daniel Senff, stellvertretender Geschäftsführer der Plattform Industrie
       4.0. Auf Initiative der Bundesregierung arbeiten auf dieser Plattform
       Unternehmen, Gewerkschaften, Organisationen und Wissenschaftler an Lösungen
       für digitales Wirtschaften. „Die Unternehmen haben eine gute
       Ausgangsposition“, sagt er.
       
       ## Internet der Dinge
       
       Apple, Amazon oder Google seien stark in der IT-Welt, nicht im klassischen
       Industriegeschäft. Die Unternehmen, die der Dax repräsentiert, kämen
       dagegen überwiegend aus der Welt der Produkte. „Die Frage ist, wie man das
       zusammenführt“, sagt Senff. „Noch ist nicht entschieden, welche von beiden
       Seiten die stärkere oder die schwächere ist.“ Denn das „Internet der Dinge“
       brauche eben nicht nur IT-Lösungen, sondern vor allem auch Produkte. Unter
       dem Schlagwort „Internet der Dinge“ versteht die IT-Branche die Verknüpfung
       von online-Angeboten und Gegenständen, etwa selbstfahrende Autos. „Die
       Kernkompetenz von Google wird nicht der Bau von Autos sein“, ist er
       überzeugt.
       
       Eines steht allerdings fest: „Wir werden zu einer anderen
       Industrieproduktion kommen“, sagt Senff. Noch sei die traditionelle
       Industrie produktzentriert. In Zukunft gehe es für Firmen darum,
       lösungsorientiert und auf der Basis von Daten Geld zu verdienen. Ein
       Beispiel: Bislang verkaufen Pumpenhersteller eben Pumpen und bekommen Geld
       dafür. In Zukunft werde es darum gehen, die Luft zu vergüten, die gepumpt
       werde.
       
       ## Grüne kritisieren Bundesregierung
       
       Das Durchbrechen der 1-Billion-Schallmauer von Apple müsse ein Weckruf für
       Europa sein, fordert der Dieter Janecek, Sprecher für digitale Wirtschaft
       und digitale Transformation der grünen Bundestagsfraktion. „Die Dominanz,
       die einzelne Unternehmen wie Apple, Amazon, Alphabet & Co. inzwischen
       erreicht haben, kann längerfristig für Wettbewerb und Demokratie auch zum
       Problem werden“, sagt er.
       
       Wer verhindern wolle, dass im digitalen Kapitalismus einzelne IT-Konzerne
       aus USA und zunehmend auch China die Bedingungen diktierten, müsse handeln,
       betont Janecek. „Dazu gehört, dass wir den heterogenen IT-Mittelstand in
       Deutschland und Europa fördern und die wirtschaftlichen Chancen ergreifen,
       die sich bei der Anwendung von Künstlicher Intelligenz ergeben“, sagt er.
       Bis heute sei die Bundesregierung eine Antwort schuldig, wie sie sich die
       angekündigte deutsch-französische Kooperation im Bereich Künstliche
       Intelligenz vorstelle.
       
       3 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Krüger
       
       ## TAGS
       
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