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       # taz.de -- Innenminister im Sommerinterview: Seehofer mäkelt an Merkel rum
       
       > Der Streit zwischen Seehofer und Merkel liegt nur vier Wochen zurück.
       > Doch der CSU-Chef bereut nichts – und legt im Sommerinterview nach.
       
   IMG Bild: Innenminister Horst Seehofer im Interview
       
       Berlin afp | Erst vor einem Monat haben CDU und CSU ihren Asylstreit
       beigelegt, nun erhöht Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) wieder den
       Druck in der Flüchtlingspolitik. Die Vorsitzenden von CDU und SPD,
       Bundeskanzlerin Angela Merkel und Andrea Nahles, müssten dafür sorgen, dass
       die im Koalitionsvertrag [1][vereinbarten Ankerzentren] bundesweit kämen,
       sagte Seehofer im ARD-„Sommerinterview“ am Sonntagabend. Bei den
       angestrebten Flüchtlingsabkommen mit Italien und Griechenland setzt er auf
       rasche Klarheit.
       
       Bislang haben von den 16 Bundesländern neben Bayern nur Sachsen und
       eventuell das Saarland Interesse an den sogenannten Ankerzentren
       angemeldet. Seehofer hob hervor, er erwarte in dieser Frage mehr
       Unterstützung von Bundeskanzlerin Merkel. Diese habe ihm zwar mehrfach
       gesagt, dass sie die CDU-Ministerpräsidenten auf das Thema hingewiesen
       habe. „Aber wir müssen halt so lange (…) dran bleiben, bis die
       Ministerpräsidenten in ihren Landesregierungen dies auch durchsetzen.“
       
       Bei den angestrebten bilateralen Flüchtlingsabkommen mit besonders
       betroffenen EU-Ländern wie Italien oder Griechenland setzt Seehofer auf
       schnelle Klarheit. Die Gespräche über die Rückführung von bestimmten
       Flüchtlingen verliefen in einem guten Klima, er hoffe, dass es „nächste
       Woche“ Klarheit gebe, „ob es klappt“. Möglicherweise müssten am Ende „wegen
       der Komplexität“ noch einmal die Regierungschef selbst miteinander reden.
       
       Bei den Verhandlungen geht es um Flüchtlinge, die bereits in einem anderen
       EU-Land einen Asylantrag gestellt haben. Seehofer verwies zugleich auf die
       Schwierigkeit, dass die Vertragspartner „eine Gegenleistung wollen“.
       Konkret gehe es darum, dass sowohl Griechenland als auch Italien wollten,
       dass Deutschland andere Flüchtlinge von diesen Ländern übernehme, „wenn wir
       Flüchtlinge zurückführen nach Athen oder Rom“. Seehofer lehnte es ab, mehr
       Menschen aufzunehmen als zurückgewiesen werden. „Das würde die Bevölkerung
       nicht verstehen.“
       
       ## Zurückweisungen an der Grenze
       
       Der Innenminister bekräftigte, nach seiner ursprünglichen Vorstellung
       „hätten wir diese Menschen an der deutsch-österreichischen Grenze direkt
       zurückweisen können“. Das habe die Koalition aber nicht gewollt, sondern
       sich auf ein Verfahren verständigt, dass mit den hauptsächlich betroffenen
       Ländern über das Procedere der Rückführungen verhandelt werde.
       
       Das Ergebnis der Verhandlungen, die sein Ministerium mit den Behörden in
       Athen und Rom führt, wolle er dann zuerst Merkel vorlegen und dann der
       Koalition, kündigte Seehofer an. Dann müsse entschieden werden, ob die
       Koalition „ein eventuelles Ergebnis“ akzeptiere. Mit Folgefragen wolle er
       sich heute nicht beschäftigen, wehrte Seehofer die Frage ab, ob er notfalls
       auf seinen Plan eines nationalen Alleingangs bei den Rückführungen
       zurückgreifen würde.
       
       In Bezug auf den [2][Asylstreit mit Merkel], bei dem diese auf ihre
       Richtlinienkompetenz gepocht hatte, versicherte Seehofer, ein
       Regierungsmitglied müsse „immer“ eine Richtlinienkompetenz akzeptieren –
       „das ist eine Selbstverständlichkeit“, und so stehe es auch im Grundgesetz.
       
       Kritik an der CSU, sie habe in der teils dramatischen Auseinandersetzung
       mit der Schwesterpartei eine drastische Sprache und „inakzeptable Rhetorik“
       verwendet, wies der Parteichef zurück. Er sei nicht der Meinung, dass „hier
       falsche Sätze geprägt wurden“. Vielmehr seien er und seine Partei in Bezug
       gesetzt worden zu „Mördern, Rassisten, Terroristen, Nazis“. Darüber habe
       sich niemand aufgeregt.
       
       5 Aug 2018
       
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