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       # taz.de -- In der Hitzewelle steckt eine Chance: Lasst uns jetzt die Welt retten
       
       > Die Erderwärmung ist spürbar. Spätestens jetzt müssen wir anfangen, all
       > die Strategien gegen den Klimawandel umzusetzen.
       
   IMG Bild: Augen zu und durch? Läuft nicht
       
       Dieser Sommer ist das Beste, was uns passieren konnte. Die wochenlange
       Hitze, die die Felder verdorren lässt und sogar das deutsche Beamtentum
       dazu bringt, Hitzefrei einzufordern, ist genau das, was uns spüren lässt,
       was „Erderwärmung“ bedeutet. Und verdeutlicht: Hier muss was passieren.
       
       In den letzten Tagen, in denen das Thermometer gefühlt nie unter 45 Grad
       Celsius sank und eine Gruppe internationaler Forscher:innen [1][vor einer
       dauerhaften Heißzeit warnte], konnte man zwei Arten von Reaktionen
       beobachten. Zum einen Panik, ausgelöst durch das plötzliche Realisieren,
       dass durch den Klimawandel [2][nicht nur Miami absäuft], sondern dass auch
       wir betroffen sind.
       
       Eine nachvollziehbare Reaktion. Wie, wenn jemand aus Angst zu ertrinken
       wild anfängt, mit den Armen zu paddeln und nach Luft zu schnappen. Ein
       menschlicher Reflex – aber wenig hilfreich.
       
       Die andere Reaktion ist das Ausmalen eines Endzeitszenarios. Darauf
       hinzuweisen, dass wir mit allem, was wir machen, die Überhitzung dieser
       Welt [3][nicht mehr aufhalten können] – egal ob wir das Pariser
       Klimaabkommen einhalten, ob wir Kohlekraft abschaffen oder ob wir
       gleichzeitig alle Autos mit Verbrennungsmotor von den Straßen vertreiben.
       
       ## Kühlen Kopf bewahren
       
       Um im Bild der Ertrinkenden zu bleiben: Das wäre, als würde man jegliche
       Bewegung einstellen und den Körper ins dunkle Wasser hinabsinken lassen,
       bis man endlich ertrunken und die Misere überstanden ist.
       
       Beides tendenziell eher weniger zielführend. Also: Begreifen wir den Sommer
       2018 als Chance. Und überlegen uns kühlen Kopfes (Entschuldigung), was wir
       gegen die Klimaerwärmung machen können – auch wenn wir damit reichlich spät
       dran sind. Menschen müssen offenbar erst einen gewissen Leidensdruck
       empfinden, bevor sie reagieren. Das zeigt auch die Psychologie.
       
       Wie es geht, wissen wir alle: Wir können damit anfangen, unseren Lifestyle
       zu ändern. Unsere Konsumentscheidungen machen einen großen Teil dieser Welt
       kaputt. Dafür tragen wir Verantwortung. Aber als Konsument:innen haben wir
       auch Macht. Und die können wir nutzen.
       
       So zum Beispiel: vom privaten Auto auf den öffentlichen Nahverkehr oder das
       Fahrrad umsteigen, um aktiver Teil der Verkehrswende zu sein. Einen
       Ökostrom-Anbieter nutzen, um erneuerbare Energien zu pushen. Aufhören,
       Fleisch zu essen, damit nicht weiter Regenwald gerodet wird, um
       Anbauflächen für Tierfutter zu generieren. Kleidung second hand kaufen und
       so der Fast-Fashion-Industrie mit ihren endlosen Produktionsketten, ihrer
       Kurzlebigkeit und ihren Schadstoffen entgegenwirken.
       
       ## Leihen, reparieren, wiederverwenden
       
       Generell sehr viel weniger kaufen und mehr leihen, reparieren,
       wiederverwenden. Videotelefonate führen, anstatt für ein einstündiges
       Meeting von Berlin nach Frankfurt zu fliegen. Wir können uns fragen, ob der
       morgendliche Koffeinkick es wert ist, dass die dafür zuständige Bohne
       einmal über Weltmeere geschifft wurde; oder ob man [4][nur auf Bali gut
       entspannen] kann.
       
       All diese Ideen sind nicht neu, und ja, sie kommen moralisch daher.
       Obendrein sind sie unbequem, weil wir alle derart verwöhnt sind, dass wir
       keine Lust haben, mit unseren Gewohnheiten zu brechen. Aber Leute: Wenn
       nicht jetzt, wann dann?
       
       Das allein reicht nicht? Stimmt! Nach oben hin ist viel Platz für mehr
       Engagement. Einer Umweltorganisation beizutreten, zum Beispiel. Sich dafür
       einzusetzen, die Moore wieder zu bewässern, damit die das Treibhausgas
       Kohlenstoffdioxid binden. Oder gegen Braunkohleabbau zu protestieren. Oder
       sich an Bäume, deren Wälder abgeholzt werden sollen, zu ketten. Auf die
       Straße gehen, Lärm machen, so was.
       
       Ob das die Erde rettet? Weiß niemand. Aber spätestens ab diesem Sommer ist
       klar: Wir müssen es versuchen! Und zwar jetzt.
       
       9 Aug 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Alarmierende-Klima-Studie/!5521267
   DIR [2] /Gentrifizierung-durch-Klimawandel/!5519979
   DIR [3] https://www.nytimes.com/interactive/2018/08/01/magazine/climate-change-losing-earth.html
   DIR [4] /Unerwuenschte-Folgen-des-Reisens/!5516458
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Maike Brülls
       
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