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       # taz.de -- Brief an die Fans von Sahra Wagenknecht: Es gibt keine Querfront!!1!
       
       > Fans von Sahra Wagenknecht wollen eine Bewegung, in der man nicht so viel
       > Energie gegen Rechts aufwendet, sondern sich vorwärts bewegt. Endlich!
       
   IMG Bild: Ein brennendes Haus mit Flüchtlingen in einer ostdeutschen Kleinstadt? Ups, Imageschaden!
       
       Liebe Facebook-Gruppe [1][„Wagenknecht – Neue linke Sammlungsbewegung
       ++inoffiziell++“],
       
       schön, dass endlich mal jemand für etwas kämpfen will und nicht gegen
       etwas. So steht es in Euren Gruppenregeln und da machte mein Herz einen
       kleinen Dreisprung vor Freude. Gut, wofür Ihr kämpfen wollt, steht da
       nicht, aber [2][Ihr seid ja eine Bewegung] und was sich bewegt, das findet
       auch ein Ziel oder wie man bei Flugzeugen zu sagen pflegt: Runter kommen
       sie immer.
       
       Jedenfalls für etwas sein, nicht gegen etwas. Das ist gut, denn die Linken
       streiten einfach zu gerne mit sich selbst, statt sich endlich mal wieder
       hinter etwas zu versammeln. Oder hinter jemandem. Vor allem bei Twitter. Da
       schreiben zum Beispiel Menschen mit Namen, die nicht aus Deutschland sind,
       dass auch Linke rassistisch sind, und die sind einfach echt doof und
       erkennen gar nicht, wie sehr sie sich damit selbst schaden und die Nazis an
       die Macht bringen mit dieser ständige Diskutiererei.
       
       Da macht man doch lieber was mit Menschen zusammen, mein Gott, ja, auch
       wenn die halt die NPD gut finden oder so, also, das steht ja bei Euch schon
       so drinne, dass man mitmachen soll, „unabhängig davon, ob und welche Partei
       er unterstützt“, jedenfalls kann man sich seinen Volkskörper halt nicht
       immer aussuchen, nicht wahr?
       
       Nicht dass Euch einer falsch versteht! „Keine feindselige Stimmungsmache
       (Hetze)“, das schreibt Ihr nämlich auch, „insbesondere nicht gegen
       Geflüchtete“, wahrscheinlich [3][weil das bei der Sahra, nun sagen wir, da
       mit ihrer Haltung an der einen oder anderen Stelle ja auch mal falsch
       verstanden hätte werden können], aber da seid Ihr ganz klar: Nicht mit
       Euch! Aber dann eben auch nichts Böses gegen „rechte Gruppierungen“, weil
       Sahra da an der einen oder anderen Stelle mit ihrer Haltung ja auch mal
       falsch verstanden hätte werden können. Das ist nur konsequent und fair.
       
       „Die Sammelbewegung ist links aber der Kampf ‚Links-gegen-Rechts‘ soll hier
       nicht geführt werden – jeder versteht unter diesen Begriffen ohnehin etwas
       anderes.“ Also ganz ehrlich, mal unter uns, wenn ich an dieser Stelle
       vielleicht mal sachlich kritisieren dürfte (Punkt 2, letzter Satz der
       Gruppenregeln), dann könnte dieser Satz vielleicht die Gefahr des einen
       oder anderen Imageschadens bergen, weil Linke ja im Allgemeinen schon zu
       wissen glauben, wo rechts ist, also da wo sie nicht sind, und wenn ihr da
       so etwas schreibt, das könnte echt ein falsches Bild abgeben. Also versteht
       ihr, wie in diesen Meldungen über irgendsoeine ostdeutsche Kleinstadt, in
       der ein Haus mit Flüchtlingen brennt und zack, Imageschaden, obwohl es da
       gar keine Nazis gibt.
       
       Dafür stimmt mich der Satz danach wieder sehr versöhnlich (Immer das
       Positive sehen!!!). „Überlegt Euch im Zweifel, wie Sahra über ein Thema
       denken würde.“ Schön! Nein, echt jetzt, wirklich schön. Ich bin ja in einer
       sehr strengen christlichen Gemeinschaft aufgewachsen, noch ordentlich mit
       keinem Fernseher und keinem Kino und so. Und hat es mir geschadet?
       
       Jedenfalls sagten unsere Priester immer: „Wenn ihr mal nicht sicher seid,
       ob das richtig ist, was ihr gerade macht, dann fragt euch doch, was Jesus
       dazu sagen würde.“ Religion kommt ja heute bei vielen nicht mehr so gut an,
       aber ich sage mal eins: Die katholische Kirche gibt es seit 2000 Jahren,
       die SPD hat Glück, wenn sie ihren 200sten noch im Stadtrat von Herne feiern
       darf. Nur wer glaubt, bewegt die Ewigkeit.
       
       Falls Ihr da noch Beratung braucht, ich verfüge über ein hohes Maß an der
       Glaubenslehre entnommenen rethorischen Dehn- und Stretchfiguren, die sich
       auch im politischen Diskurs herrlich unkopmliziert anbringen lassen. Da
       wäre zum Beispiel der China-Vergleich. Anwendung: Man will Ihnen etwas
       nicht glauben, weil man es nicht selbst erlebt hat (also die Existenz
       Gottes, oder den Zusammenhang: Wenn wir uns um arme Deutsche kümmern,
       verschwindet die AfD von selbst, und die einfache Tatsache, DASS ES KEINE
       VERDAMMTE QUERFRONT GIBT, IHR WIDERLICHEN SYSTEMKUGELSCHREIBER!!1!!11!),
       dann sagt man: Aber in China wart Ihr doch auch noch nie und die Existenz
       Chinas würdet Ihr doch nicht bezweifeln! Geht übrigens auch mit Russland.
       Da wisst Ihr doch auch, dass es ein Paradies ist, obwohl Ihr noch nie da
       wart.
       
       (Okay, außer Andreas Maurer von der Linkspartei, aber der fährt ja meistens
       auf die Krim. Und die ist nicht Russland. Und die AfD fährt auch hin.
       Nichts gegen rechte Gruppierungen. Vielleicht ist die Krim genau der
       richtige Ort, um sich sachlich miteinander auseinanderzusetzen.)
       
       Was noch? „Sollte es wieder zur Problemen kommen, markiert bitte die
       Moderatoren oder Admins und schickt bitte eine Nachricht an die Seite, die
       zu dieser Gruppe gehört.“ Probleme? Welche Probleme? Ich sehe nur
       Möglichkeiten!!1!
       
       Schwungvolle Grüße,
       
       Daniel Schulz
       
       PS: Es sei denn, das war wieder dieser Hürtgen von der Titanic. War der
       aber nicht, oder?
       
       10 Aug 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.facebook.com/groups/243166236489815/permalink/252548625551576/
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       ## AUTOREN
       
   DIR Daniel Schulz
       
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