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       # taz.de -- Vorschlag von CDU-Mann Daniel Günther: CDU-Linke-Koalition im Osten?
       
       > Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) schlägt
       > konservativ-linke Koalitionen in Ostdeutschland vor. Seine eigene Partei
       > ist not amused.
       
   IMG Bild: Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) profiliert sich als Querdenker
       
       Berlin/Kiel dpa | Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther
       (CDU) hat mit Gedankenspielen zu Koalitionen von CDU und Linken in
       Ostdeutschland scharfe Kritik in der Union ausgelöst. Im Osten sei die
       Parteienlandschaft anders als im Westen, [1][sagte Günther der Rheinischen
       Post]. Fast 30 Jahre nach dem Mauerfall gebe es auch durch regionale
       Kooperationen ein „gutes Stück Normalisierung“ zwischen CDU und Linken.
       „Wenn Wahlergebnisse es nicht hergeben sollten, dass gegen die Linke eine
       Koalition gebildet wird, muss trotzdem eine handlungsfähige Regierung
       gebildet werden. Da muss die CDU pragmatisch sein.“
       
       Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier ging umgehend auf Distanz.
       „Das ist nicht hilfreich“, sagte der CDU-Bundesvize der Deutschen
       Presse-Agentur. „Die CDU und die Linkspartei trennen Welten. Deshalb ist
       das für die Union und erst recht für die CDU Hessen keine Option.“ Mit
       Blick auf die [2][Landtagswahl am 28. Oktober] sagte Bouffier, der derzeit
       mit den Grünen regiert, der Süddeutschen Zeitung: „Wir machen nichts mit
       der Linkspartei und nichts mit der AfD. Alles andere ist potenziell
       koalitionsfähig.“
       
       Der CSU-Politiker Hans-Peter Friedrich reagierte entgeistert auf Günthers
       Vorstoß. „Teile der CDU scheinen völlig die politische Orientierung zu
       verlieren“, [3][schrieb der Vizepräsident des Bundestages auf Twitter]. Der
       Parlamentarische Staatssekretär im Bauministerium, Marco Wanderwitz (CDU),
       twitterte: „Die CDU als Volkspartei der Mitte braucht eine klare Abgrenzung
       zu beiden Rändern. Auch die Linke scheidet für Zusammenarbeit ohne wenn und
       aber aus.“ Der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Fuchs drohte: „CDU
       und Linke, wenn da eine Koalition kommen würde, dann wäre das wohl für mich
       ein Scheidungsgrund.“
       
       Auch Linksfraktionschef Dietmar Bartsch reagierte skeptisch. „Demokratische
       Parteien müssen prinzipiell gesprächsbereit sein, aber Union und Linke
       trennen in zentralen Fragen politische Welten“, sagte Bartsch der dpa. „Die
       Linke wird in allen Wahlkämpfen die grundsätzlichen Unterschiede zur CDU
       sichtbar machen.“
       
       ## „Gipfel der Beliebigkeit“?
       
       FDP-Chef Christian Lindner warnte auf Twitter: „Wenn die Partei von
       Adenauer und Kohl mit der Partei des „demokratischen Sozialismus“ koaliert,
       verliert sie ihre Seele. Und wer mit der FDP koaliert und zugleich mit der
       Linken liebäugelt, erreicht den Gipfel der Beliebigkeit.“ Der
       Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Marco Buschmann,
       erklärte: „Günter betreibt gezielte Desensibilisierung für Bündnisse mit
       Radikalen. Ein Bündnis mit der Linkspartei in Brandenburg ist der erste
       Schritte, der nächste könnte ein Bündnis mit der AfD in Sachsen oder
       Thüringen sein.“
       
       Für die Bundesebene sprach sich Günther dafür aus, dass die Union nach der
       nächsten Bundestagswahl ein Bündnis mit FDP und Grünen anstreben sollte.
       „Wenn Jamaika 2021 auf Bundesebene gelingen kann, dann wäre das für
       Deutschland das beste Modell“, sagte der Ministerpräsident, der seit 2017
       in dieser Konstellation regiert.
       
       Für diese Wahlperiode ist die große Koalition im Bund aus seiner Sicht aber
       zum Erfolg verdammt. „Sie war es schon durch den schwierigen Start bei der
       Koalitionsbildung, und sie ist es noch stärker geworden durch den
       Unionsstreit um die Asylpolitik“, sagte Günther der
       Deutschen-Presse-Agentur. „Jeder Monat, den wir früher neu wählen sollten,
       würde uns noch mehr schaden, auch im öffentlichen Ansehen.“
       
       In der Rheinischen Post äußerte der 45-Jährige Verständnis für Brandenburgs
       CDU-Chef Ingo Senftleben, der im Frühjahr Gespräche mit AfD und Linken nach
       der Landtagswahl in Brandenburg 2019 angekündigt, aber eine Koalition mit
       der AfD so gut wie ausgeschlossen hatte. „Wenn da vernünftige Menschen in
       der Linkspartei am Werk sind, vertut man sich nichts damit, nach
       vernünftigen Lösungen zu suchen“, sagte er. Es wäre gut, auf Scheuklappen
       zu verzichten. Bei der AfD hingegen sei er skeptisch. „Mir fallen aus jedem
       Bundesland Äußerungen von führenden AfD-Politikern ein, wo jedes Gespräch
       vollkommen unmöglich ist.“
       
       11 Aug 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://rp-online.de/politik/deutschland/daniel-guenther-offen-fuer-cdu-linke-koalition-im-osten_aid-24308357
   DIR [2] /Wahl-in-Hessen-im-Oktober/!5501717
   DIR [3] https://twitter.com/HPFriedrichCSU/status/1028176224756088832
       
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