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       # taz.de -- James-Bond-Regisseur sagt ab: Das Bond-Age ist durch
       
       > Die Welt hat sich verändert. Also kann James Bond nicht der Alte bleiben.
       > Sollte man ihm dennoch eine Chance geben, sich zu regenerieren?
       
   IMG Bild: Musste erst überredet werden, wieder James Bond zu spielen: Daniel Craig
       
       Bond, James Bond, das teilten ProduzentInnen und Hauptdarsteller Daniel
       Craig am Dienstag auf der 007-Homepage mit, der berühmte Bond hat soeben
       seinen Regisseur verloren. Der für das 25. Agentenabenteuer mit Drehbeginn
       im Dezember vorgesehene Brite Danny Boyle ist wegen „künstlerischer
       Differenzen“ abgesprungen. Der Regisseur, der sich mit der suggestiven
       Drogensatire „Trainspotting“ 1996 freischwamm und seine inszenatorische
       Kreativität durch mehrfach ausgezeichnete Filme wie „Slumdog Millionaire“
       oder „Steve Jobs“ bewies, hat keinen Bock mehr auf den Archetypus des
       britischen Geheimagenten.
       
       Und er steht damit nicht allein: Schon Daniel Craig musste bekniet werden,
       die Welt zum fünften Mal zu retten, nachdem seine Performances in „Casino
       Royale“, „Ein Quantum Trost“, „Skyfall“ und „Spectre“ Kritik geerntet
       hatten. Dabei hatte Sam Mendes, der nach der Inszenierung der letzten
       beiden Agentenabenteuer ebenfalls nicht für eine weitere Regiearbeit zur
       Verfügung stand, sich Mühe gegeben, die Figur des kaltschnäuzigen
       Gentleman-Killers innerhalb des Genres vorsichtig zu erneuern, hatte die
       Geschichten von innen heraus erzählt, mehr „character-driven“ als
       „plot-driven“, mit mehr Liebe als Bond-Girl-Verschleiß, weniger Schnaps. Er
       war damit, vor allem bei der Bond’schen Familienaufstellungstherapie
       „Skyfall“, extrem erfolgreich.
       
       Doch vielleicht ist das Bond-Age auch einfach durch. Vielleicht ist der
       pflichtvergessene Patriotismus und Gehorsam, den Bond gegenüber der Krone,
       dem System und seinen Vorgesetzten formuliert, in Brexit-Zeiten lächerlich
       geworden: Schließlich gibt es das Land und das Europa, für die Bond seit
       1962 auf der Leinwand kämpft(e), so nicht mehr – Großbritannien hat genug
       reale Probleme, die bei Terroranschlägen anfangen und bei der Außenpolitik
       und dem komplizierten EU-Ausstieg noch lange nicht aufhören.
       
       Bonds langjähriger Ami-Kollege, der CIA-Agent Felix Leiter, der sich das
       letzte Mal 2008 in „Ein Quantum Trost“ in Gestalt von Jeffrey Wright
       materialisierte, ist eh längst in die Binsen gejagt worden: Die
       Zusammenarbeit zwischen dem US- und dem britischen Geheimdienst läuft schon
       länger nicht mehr rund, vor allem seit die Briten auf die Moskaukontakte
       des Trump-Wahlkampfteams hingewiesen haben.
       
       ## Bonds letzte Hoffnung
       
       Die Welt hat sich verändert, also kann Bond nicht der Alte bleiben. Ob man
       ihn zu den anderen weißen Männern pfeffern sollte, deren patriarchales
       Selbstverständnis nun endlich aufgebrochen wurde, oder ihm doch noch eine
       Chance geben muss, sich in einer neuen Inkarnation (Frau? Schwarz? Schwarze
       Frau?!) zu regenerieren, wird dieser Tage heftig diskutiert.
       
       Vielleicht könnte man mit der Regiefrage für Bond 25 schon mal anfangen.
       Und dem üblichen männlichen Actionklüngel wie Christopher Nolan und Denis
       Villeneuve ein paar Namen hinzufügen: „Selma“-Regisseurin Ava DuVernay,
       Euzhan Palcy, die 1989 „A Dry White Season“ inszeniert hat, und, heiß und
       gut, „Wonder Woman“ Patty Jenkins. Sie könnten Bonds letzte Hoffnung sein.
       
       22 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jenni Zylka
       
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