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       # taz.de -- Bremer Grüne starten Urwahl: Sie oder nicht sie
       
       > Die Bremer Grünen beginnen ihre Urwahl zur Spitzenkandidatur der
       > Bürgerschaftswahl. Karoline Linnert verkündet, bei einer Niederlage nicht
       > anzutreten.
       
   IMG Bild: Grünes Urwahlforum: Maike Schaefer vs. Karoline Linnert
       
       Bremen taz | Den Moment des Abends hat Karoline Linnert. Er ist erreicht,
       als sie endlich ausspricht, was sich seit der Landes-Mitgliederversammlung
       (LMV) der Bremer Grünen im Juni alle denken konnten: „Wenn Maike
       Spitzenkandidatin wird, werde ich auf der Landesliste nicht antreten“,
       erklärt die Bürgermeisterin. Eine stellvertretende Ministerpräsidentin
       könne nicht auf Platz zwei kandidieren. „Das ist ein ungeschriebenes
       politisches Gesetz“, sagt Linnert beim Urwahlforum am Mittwoch. Ihre
       Kontrahentin Maike Schaefer dagegen erklärt, sie stehe hinter jedem
       Ergebnis.
       
       Auf jener LMV hatte Ex-Fraktionschef Matthias Güldner per Antrag dafür
       gesorgt, dass die Parteiführung die Möglichkeit einer Urwahl über die
       Spitzenkandidatur für die kommende Bürgerschaftswahl prüfen musste. Eine
       Klatsche für den Vorstand. [1][Der hatte im April] ein Spitzentrio aus
       Bürgermeisterin Linnert, der Fraktionsvorsitzenden Schaefer und
       Sozialsenatorin Anja Stahmann benannt. Linnert hätte – wie seit 2003
       durchgängig – Listenplatz eins bekleiden sollen. [2][Die Basis, angeführt
       von Güldner, rebellierte.] Für die so angezettelte Urwahl haben sich dann
       ausschließlich Linnert und Schaefer beworben.
       
       Formal ändert sich dadurch nichts. Die Landesliste der Grünen wird
       offiziell ohnehin erst auf der LMV Ende des Jahres beschlossen, auf der –
       ebenso wie bei der Urwahl – jedes Mitglied eine Stimme hat. Aber ein
       innerparteilicher Konflikt brodelt. Mit der Urwahl geht das Risiko einher,
       Finanzsenatorin Linnert aus der aktiven Politik zu vertreiben. Das sei ihr
       bewusst, sagt Schaefer. „Aber ein Listenplatz ist kein Erbe.“
       
       Noch im Juli hatte sie gegenüber der taz betont, [3][keine Kampfkandidatur]
       gegen die Bürgermeisterin angestrebt zu haben – aber jetzt habe sich die
       Situation geändert: „Wenn die Basis eine Urwahl will, gehört es meinem
       Demokratieverständnis nach dazu, dass es eine reale Wahl gibt.“ Auf der
       Partei-Webseite wurden seither Stimmen laut, die sowohl das Vorgehen des
       Vorstands harsch kritisieren als auch Linnert selbst.
       
       ## Freundschaftliche Kampfkandidatur
       
       Beim Urwahlforum geben sich beide betont freundschaftlich. Inhalte sollen
       im Mittelpunkt stehen. Provokativ sind höchstens die Fragen der
       Parteimitglieder, die Moderator Henning Bleyl aus drei grünen Plastikboxen
       zieht: Eine Steuer auf überdurchschnittlich viel Wohnraum? Ein Raunen geht
       durchs Publikum. Nein, die will anscheinend niemand.
       
       Schaefer nutzt das Forum, um für einen neuen politischen Stil zu werben,
       den die Partei mit ihr wohl bekommen würde. Es brauche weniger
       Verwaltungshandeln und mehr Tun. Es reiche nicht, gute Ideen zu haben, die
       dann an der Umsetzung scheitern. Sie gibt sich hoch motiviert, diesen
       Wandel einzuleiten: „Man schlägt ein neues Kapitel auf, damit ein altes
       dann auch mal abgeschlossen wird.“
       
       Linnert erinnert daran, dass Verwaltung zum Regieren dazugehöre. Sie wirkt
       motiviert, aber nicht so euphorisch wie Schaefer. „Wir sind nach wie vor
       Haushaltsnotlage-Land, aber haben jetzt den Weg bereitet, um künftig
       mithalten zu können.“ Es brauche die Grünen, damit das Geld, das Bremen
       künftig zur Verfügung hat, nicht in alte Strukturen fließt. Darüber, in was
       es stattdessen fließen soll, sind sich beide Frauen einig: Klimaschutz,
       ÖPNV, Wohnungsbau, Bildung.
       
       Linnert fordert eine Prioritätensetzung. „Das wird den Leuten auch mal weh
       tun, aber ich möchte nicht wieder eine Regierung wie die große Koalition,
       in der sich jeder alles wünschen kann.“ Auf die Frage, was in einem neuen
       grünen Kapitel stünde, antwortet sie knapp: „Das wird im Wahlprogramm
       stehen.“
       
       23 Aug 2018
       
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