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       # taz.de -- Bayer in Bedrängnis: Noch mehr Klagen wegen Glyphosat
       
       > Der deutsche Pharma-Konzern muss sich in 8.000 Fällen gegen den Vorwurf
       > verteidigen, das Pestizid habe Krebs verursacht.
       
   IMG Bild: Klagen und noch mehr Klagen gegen den Bayer-Konzern
       
       Berlin taz | Der Leverkusener Chemiekonzern Bayer sieht sich mit immer mehr
       Klagen wegen mutmaßlicher Gesundheitsschäden durch den Unkrautvernichter
       Glyphosat seiner US-Tochter Monsanto konfrontiert. Bis Ende Juli hätten
       rund 8.000 Klagen vorgelegen, sagte Vorstandschef Werner Baumann am
       Donnerstag in einer öffentlichen Telefonkonferenz mit Bankanalysten. Bisher
       waren etwa 5.000 Fälle bekannt gewesen.
       
       Baumann räumte ein, dass sein Unternehmen keinen Zugang zu internen
       Monsanto-Mails über die Gesundheitsrisiken von glyphosathaltigen Pestiziden
       gehabt habe, bevor Bayer die US-Firma kaufte.
       
       Einige dieser Dokumente wurden in dem kalifornischen Gerichtsverfahren
       zitiert, das am 10. August mit einer Verurteilung von Monsanto zu einer
       Schadenersatzzahlung von 289 Millionen Dollar endete. Das Geld soll ein
       Mann erhalten, dessen unheilbare Krebserkrankung nach Auffassung der
       Geschworenen durch Monsanto-Pestizide mit Glyphosat mitverursacht wurde.
       Die Unterlagen zeigten den Klageanwälten zufolge, dass die Firma „seit
       Jahrzehnten“ vom krebserregenden Potenzial von Glyphosat wusste.
       
       Baumann wies das nun zurück. Die Aussagen seien aus dem Zusammenhang
       gerissen worden. Es gebe in den Unterlagen keine „Smoking Gun“, also kein
       verborgenes Risiko. Er bekräftigte, der Konzern werde das Urteil anfechten
       und sich auch in weiteren Fällen entschieden verteidigen.
       
       ## Fallender Aktienkurs
       
       Rückstellungen für Schadenersatzzahlungen habe Bayer bislang nicht
       gebildet. Lediglich für die Verfahrenskosten werde das Unternehmen Geld
       zurücklegen. Trotz des Urteils bleibe die Nachfrage nach Glyphosatprodukten
       „stark“.
       
       Baumann ergänzte, Ende Oktober werde das nächste Verfahren vor einem
       Gericht in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri starten. In Brasilien dürfe
       Glyphosat weiterhin benutzt werden. Dort hatte ein Gericht ein Verbot
       angeordnet, das aber noch nicht in Kraft getreten ist. Diese Anordnung
       werde angefochten, erklärte Baumann.
       
       Der Bayer-Aktienkurs war nach dem Urteil in Kalifornien stark gefallen.
       Glyphosat ist der meistverkaufte Pestizidwirkstoff. 2015 stufte ihn die
       Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation als „wahrscheinlich
       krebserregend“ ein. Baumann kritisierte das nun als „inkorrekt“. Die
       Agentur habe aufgrund unvollständiger Daten entschieden. Um ihre
       Glaubwürdigkeit zu unterminieren, erklärte er, die Experten hätten auch zum
       Beispiel rotes Fleisch als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft.
       
       24 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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