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       # taz.de -- Politiker über rechte Struktur in Sachsen: „Ein Spiegelbild der Gesellschaft“
       
       > Auch bei Polizei und Justiz in Sachsen gebe es leider viel zu viele
       > Anhänger von AfD und Pegida, sagt der Linkenpolitiker André Hahn. Die
       > Politik sei gefragt.
       
   IMG Bild: Wie viel Pegida und AfD verbrigt sich hinter diesem Wappen?
       
       taz: Herr Hahn, der Mann, der [1][die Behinderung eines ZDF-Teams durch
       Polizeibeamte am Rande einer rechtspopulistischen Demo] in Dresden
       ausgelöst hat, ist [2][Mitarbeiter des sächsischen LKA]. Wie beurteilen Sie
       diese Wendung?
       
       André Hahn: Zunächst will ich mehr wissen über die Tätigkeit dieses
       Mitarbeiters im Landeskriminalamt. Es wäre ein ungeheuerlicher Vorgang,
       wenn ein LKA-Mann womöglich noch unter Verweis auf seine Dienststelle dafür
       gesorgt hat, dass die Arbeit von Journalisten bei einer Pegida-Demo
       behindert worden ist. Das wäre ein dramatischer Eingriff von Mitarbeitern
       des Regierungsapparats in die Pressefreiheit, der nicht hinzunehmen ist.
       
       Welche Konsequenzen muss das haben? 
       
       Der Vorfall muss vollständig aufgeklärt werden, und der Ministerpräsident,
       der die Polizei ohne genaue Kenntnis pauschal verteidigt hat, muss seine
       Bewertung korrigieren und sich entschuldigen. Wieder einmal stellt sich die
       Frage: Wie steht es um die sächsische Polizei? Es ist ja kein Zufall, dass
       das wieder in Sachsen passiert ist. Es wäre falsch, wenn man die ganze
       sächsische Polizei in die rechte Ecke stellen würde, aber Polizei und
       Justiz sind ein Spiegelbild der Gesellschaft, und deshalb gibt es leider
       auch dort viel zu viele Anhänger von AfD und Pegida. Es gibt bei der
       sächsischen Polizei Unzufriedenheit mit den Regierenden. Stellen wurden
       abgebaut, die Belastungen immer größer, das Weihnachtsgeld gekürzt, die
       Nachwuchsausbildung vernachlässigt. Die AfD ist allerdings die falsche
       Adresse für berechtigten Protest.
       
       Immer wieder wird kritisiert, die sächsische Polizei messe mit zweierlei
       Maß: hart gegen Linke und Geflüchtete, lasch gegen Pegida und Co. Woher
       kommt das? 
       
       Das liegt auch an den Vorgaben der Politik, die in Sachsen seit 28 Jahren
       von der CDU kommen. Der erste Ministerpräsident Kurt Biedenkopf hat
       behauptet, die Sachsen seien immun gegen Rechtsextremismus. Das war eine
       fatale Fehleinschätzung! Aber wenn man denkt, man sei immun, dann
       unternimmt man eben auch nichts dagegen.
       
       Was folgt daraus? 
       
       Da werden zivilgesellschaftliche Initiativen nicht nur zu wenig
       unterstützt, sondern zum Teil auch kriminalisiert. Ich selbst wurde als
       Landtags-Fraktionschef der Linken 2012 vor Gericht gestellt, weil wir uns
       einem großen Naziaufmarsch friedlich entgegengestellt haben. Der Eindruck,
       dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird, betrifft nicht nur die Polizei.
       
       Sondern? 
       
       Wir haben in Sachsen ein grundsätzliches Problem. [3][Heidenau],
       [4][Freital], [5][Clausnitz] sind Orte, die wegen Angriffen auf Flüchtlinge
       bundesweit für Negativschlagzeilen sorgten, und dass die unsägliche
       Höcke-Rede …
       
       … [6][mit dem „Mahnmal der Schande“] … 
       
       … dass die in Dresden stattgefunden hat, war sicher auch nicht zufällig.
       Wir müssen über die Ursachen von Rechtsextremismus reden. Die liegen zum
       Teil lange zurück, und die sächsische Staatsregierung hat dafür eine
       erhebliche Mitverantwortung.
       
       Noch mal konkret: Was muss sich bei der sächsischen Polizei ändern? 
       
       Die politischen Prämissen. Dass man wie in Sachsen an den Mittelschulen
       Geschichte abwählen konnte, war fatal. Das wenigstens ist nach Clausnitz
       korrigiert worden. Wir brauchen bessere politische Bildung, Unterstützung
       zivilgesellschaftlicher Initiativen, und natürlich muss bei der
       Polizeiausbildung demokratische Kultur deutlich gestärkt werden. Dazu
       gehört auch die Pressefreiheit. An solchen Orientierungen durch die
       Landesregierung mangelt es seit Jahren.
       
       23 Aug 2018
       
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