# taz.de -- IS-Anhänger in Syrien und Irak: Zweifel an Kämpferzahl
> Bis zu 30.000 IS-Kämpfer sollen sich in Syrien und dem Irak aufhalten,
> warnen UN-Experten. Doch die Zahl könnte stark übertrieben sein.
IMG Bild: Über die Anzahl der IS-Kämpfer in Syrien herrscht keine Klarheit
BERLIN taz | Bis zu [1][30.000 IS-Kämpfer sollen sich nach UN-Informationen
weiterhin in Syrien und dem Irak aufhalten]. Das geht aus einem Bericht
hervor, den eine Expertengruppe dem UN-Sicherheitsrat in der Nacht zu
Dienstag vorlegte. Ob die überraschend hohen Zahlen aber der Realität
entsprechen, ist unklar. Der IS hatte zuletzt als weitgehend besiegt
gegolten.
Die Informationen in dem knapp 30-seitigen Bericht stammen fast
ausschließlich von UN-Mitgliedstaaten, fußen also auf Informationen der
Regierungen und ihrer Geheimdienste. Welche Regierungen Zahlen übermittelt
haben und worauf diese basieren, wird nicht offengelegt.
„Die Zahl von bis zu 30.000 Kämpfern scheint mir zu hoch gegriffen“,
erklärt Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik in
Berlin, die die Bundesregierung berät. Er geht davon aus, dass die
Herkunftsländer der IS-Kämpfer einfach diejenigen gezählt haben, die
ausgereist sind und deren Schicksal ungeklärt ist. „Mit der Situation im
Irak und Syrien haben die Zahlen wenig zu tun.“
Steinberg geht von lediglich 2.000 aktiven Kämpfern in Syrien aus. Im Irak
bewege sich die Kämpferzahl „im niedrigen vierstelligen Bereich“.
In dem UN-Bericht heißt es, man müsse damit rechnen, dass sowohl im Irak
als auch in Syrien ein „geheimer Kern“ des IS überdauern werde. Die 20.000
bis 30.000 Kämpfer, von denen die Experten ausgehen, teilten sich zu etwa
gleichen Teilen auf Syrien und den Irak auf. Anders als im Irak
kontrolliere der IS in Syrien auch weiterhin kleine Abschnitte im Osten des
Landes.
Zu den IS-Anhängern in beiden Ländern gehörten weiterhin „Tausende von
aktiven ausländischen Terrorkämpfern“. Die Heimkehr in ihre Herkunftsländer
falle geringer aus als angenommen. Teilweise versteckten sich die Kämpfer
„in ihnen wohlgesonnenen Gemeinden und urbanen Gebieten“ in Syrien und
Irak. „Der IS wandelt sich (…) von einem Proto-Staat hin zu einem
terroristischen Netzwerk“, heißt es in dem Bericht.
## Viele IS-Kämpfer sind verschollen
Für Guido Steinberg stellt sich vor allem die Frage, wo all jene IS-Kämpfer
geblieben sind, deren Schicksal ungeklärt ist. „Viele befinden sich in
syrisch-kurdischer, irakisch-kurdischer, irakischer und jordanischer Haft“,
sagt er. Tausende oder Zehntausende aber seien verschollen.
Viele könnten sich in die Türkei geflüchtet haben, warnt Steinberg. Die
syrisch-türkische Grenze ist bis heute durchlässig. „Darin liegt das größte
Problem für die europäischen Sicherheitsbehörden, deren Zusammenarbeit mit
ihren türkischen Kollegen schon seit Jahren nur noch in Ausnahmefällen
funktioniert.“
Die US-Administration hatte den IS, der 2014 sein selbst erklärtes Kalifat
in Teilen Iraks und Syriens ausgerufen hatte, als „komplett zerstört“
bezeichnet. Zuvor hatte bereits der irakische Ministerpräsident Haidar
al-Abadi den IS für besiegt erklärt.
In einer früheren Version des Artikel war von einer niedrigen dreistelligen
Zahl von IS-Kämpfern im Irak die Rede. Die Angabe wurde redaktionell
korrigiert.
14 Aug 2018
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## AUTOREN
DIR Jannis Hagmann
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