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       # taz.de -- Gerettete Flüchtlinge im Mittelmeer: Malta lässt „Aquarius“ anlegen
       
       > Die jüngste Irrfahrt der „Aquarius“ könnte bald ein Ende haben. Das
       > Schiff darf in Malta anlegen, die Flüchtlinge sollen auf fünf Länder
       > verteilt werden.
       
   IMG Bild: Sie dürfen jetzt wohl endlich an Land gehen – in Malta
       
       Berlin taz | Malta hat dem Rettungsschiff MS Aquarius gestattet, den Hafen
       von Valetta anzulaufen. Das bestätigte am Dienstag Nachmittag Maltas
       Ministerpräsident Joseph Muscat. Die 141 Menschen, die die Aquarius am
       vergangenen Freitag vor Libyen gerettet hatte, dürfen nun in Malta an Land
       gehen. Sie sollen von dort aus nach Frankreich, Deutschland, Luxemburg,
       Portugal und Spanien verteilt werden.
       
       Malta habe die Erlaubnis erteilt, obwohl es „keine gesetzliche
       Verpflichtung dazu hat“, erklärte Muscat auf Twitter. „Die maltesische
       Regierung betrachtet dies als ein konkretes Beispiel für europäische
       Führung und Solidarität“, hieß es in einer Erklärung der maltesischen
       Regierung. Am Vortag hatte sich die EU-Kommission eingeschaltet und in der
       Sache vermittelt.
       
       Am Montag hatte Maltas Küstenwache selbst 114 weitere Menschen im
       Mittelmeer gerettet. 60 Personen aus dieser Rettungsaktion werden nun im
       Rahmen der für die Aquarius-Kooperation ebenfalls auf andere
       Mitgliedstaaten verteilt.
       
       Deutschland will 50 der 141 Migranten aufnehmen. Bundesinnenminister Horst
       Seehofer habe sich aus Gründen der Humanität dazu entschieden, teilte das
       Innenministerium am Dienstag mit. [1][Spanien will] nach eigenen Angaben 60
       Menschen aufnehmen, Portugal 30. Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez
       sprach auf Twitter von einem „bahnbrechenden Abkommen“ der EU-Staaten.
       [2][Noch am Montag] hatte Sanchez eine Aufnahme der Aquarius-Insassen
       abgelehnt.
       
       ## Viele Minderjährige, viele Frauen
       
       Der Koordinator von Ärzte ohne Grenzen an Bord der „Aquarius“, Aloys
       Vimard, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Flüchtlinge seien
       „[3][erschöpft], gezeichnet von ihrer Reise und ihrem Aufenthalt in
       Libyen“.Von den 141 Menschen an Bord sind nach Vimards Angaben rund die
       Hälfte Minderjährige und mehr als ein Drittel Frauen. Die meisten stammen
       aus Somalia und Eritrea.
       
       Mehrere europäische Regionen und Städte hatten zwischenzeitlich angeboten,
       die „Aquarius“ in ihren Häfen anlegen zu lassen – darunter Korsika,
       Katalonien sowie der französische Mittelmeerhafen Sète. Frankreich äußerte
       am Rande der Verhandlungen Bedauern über die „sehr harte politische
       Haltung“ Italiens.
       
       Schon im Juni hatte Malta dem Rettungsschiff Lifeline nach einigen Tagen
       auf See die Anlandung erst erlaubt, nachdem andere EU-Staaten vorab die
       weitere Aufnahme der Geretteten zugesichert hatten. Die Flüchtlinge waren
       zunächst in ein Aufnahmezentrum im Osten der Insel gebracht worden und
       mussten dort einen Asylantrag stellen. Anschließen wurden sie von Beamten
       der Aufnahmestaaten befragt.
       
       Unterdessen kündigte Gibraltar an, die „Aquarius“ dürfe nicht mehr unter
       der Flagge des britischen Gebiets fahren. Zur Begründung hieß es, das
       Schiff sei in Gibraltar als Forschungsschiff registriert worden, nicht als
       Rettungsschiff.
       
       14 Aug 2018
       
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