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       # taz.de -- Brückeneinsturz in Genua: Autobahnbetreiber droht hohe Strafe
       
       > Nach dem Einsturz der Ponte Morandi mit zahlreichen Toten drohen
       > Politiker dem Betreiber mit Lizenzverlust und einer Strafe von bis zu 150
       > Millionen Euro.
       
   IMG Bild: Ein Lkw steht auf der am Vortag eingestürzten Autobahnbrücke
       
       Rom dpa/ap | Italienische Regierungsmitglieder machen den privaten
       Autobahnbetreiber für den [1][Einsturz der Brücke in Genua] verantwortlich,
       der Dutzende Menschen das Leben gekostet hat. Gegen Autostrade per l'Italia
       seien Schritte eingeleitet worden, um die Lizenz für die Straße zu
       entziehen und eine Strafe von bis zu 150 Millionen Euro zu verhängen,
       erklärte Verkehrsminister Danilo Toninelli am Mittwoch auf Facebook.
       Zuallererst müsse aber das Management zurücktreten.
       
       Sterne-Chef und Vize-Ministerpräsident Luigi Di Maio machte ebenfalls das
       Unternehmen für die Tragödie verantwortlich. „Autostrade muss für die
       Instandhaltung sorgen und hat dies nicht gemacht“, sagte er dem Radiosender
       Radicale.
       
       Auch Innenminister Matteo Salvini sprach sich für einen Entzug der Lizenz
       aus. Das sei das Mindeste, was man erwarten könne. Gleichzeitig kritisierte
       e, die strengen europäischen Defizitregeln stünden der Sicherheit des
       Landes im Wege. Kosten, die für die Sicherheit ausgegeben werden, „dürfen
       nicht nach den strengen (…) Regeln berechnet werden, die Europa uns
       auferlegt“, sagte der EU-kritische Politiker am Mittwoch dem Sender
       Radio24.
       
       „Immer muss man um Erlaubnis fragen, um Geld auszugeben“, beschwerte sich
       Salvini. Davon dürfe aber nicht die Sicherheit auf den Straßen, bei der
       Arbeit und in den Schulen, „in denen immer mal wieder die Decken
       einstürzen“, abhängen.
       
       ## „Marschall-Plan“ für Brücken
       
       Mehr als 300 Einsatzkräfte waren im Einsatz, um Überlebende zu retten. Die
       italienische Nachrichtenagentur Ansa meldete, mindestens vier Menschen
       seien lebend aus Trümmern und Schutt gezogen worden.
       
       Unterdessen rief der italienische Ingenieursverband die Regierung auf,
       einen „Marshall-Plan“ zur Restaurierung oder zum Ersatz Zehntausender
       Brücken im Land zu schaffen, die in den 1950er und 1960er Jahren gebaut
       worden waren.
       
       Am Dienstagmittag war während eines schweren Unwetters der
       Polcevera-Viadukt – auch Morandi-Brücke genannt – auf der Autobahn A10 in
       mehr als 40 Metern Höhe in Teilen eingestürzt. Um die 30 Fahrzeuge waren zu
       der Zeit auf der Brücke unterwegs: Autos wurden in die Tiefe gerissen,
       Lastwagen stürzten in den Fluss Polcevera. Mindestens 37 Menschen starben.
       
       Die Arbeiten an der Ponte Morandi waren bereits in der Vergangenheit
       kritisiert worden. Ein Experte der Universität Genua, Professor Antonio
       Brencich, beklagte in einem Interview 2016, beim Bau habe es
       Ingenieursfehler gegeben. „Diese Brücke ist falsch. Jetzt oder später wird
       sie ersetzt werden müssen. Ich weiß nicht wann, aber es wird eine Zeit
       geben, wenn die Instandhaltungskosten höher sind als ihr Ersatz.“
       
       15 Aug 2018
       
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