URI: 
       # taz.de -- das portrait: Jan Timkeund die Wutbürger im Osten
       
   IMG Bild: Nicht nur im Osten gibt es Wutbürger: Jan Timke ist Vorsitzender und Bürgerschaftsabgeordneter der Bürger in Wut (BIW) Foto: dpa
       
       Das nennt man wohl den kurzen Dienstweg: Den Haftbefehl gegen die
       Chemnitzer Messerstecher teilten nicht nur Lutz Bachmann und die
       Bürgerbewegung Pro Chemnitz, sondern auch der Bremer
       Bürgerschaftsabgeordnete der BIW (Bürger in Wut), Jan Timke, auf Facebook.
       Der Bundespolizist, dessen Dienstverhältnis seit Beginn seiner
       Abgeordnetentätigkeit 2008 ruht, hätte es wissen können: Nach Paragraf 353d
       des Strafgesetzbuches ist das Verbreiten von amtlichen Dokumenten über
       Strafverfahren, bevor sie in öffentlicher Verhandlung erörtert wurden,
       strafbar.
       
       Der Haftbefehl wurde gegen einen 22 Jahre alten Iraker erlassen , der mit
       einem 23-jährigen Syrer den Deutsch-Kubaner Daniel H. erstochen haben soll.
       Bei einer gestern Nachmittag in der Bremer Bürgerschaft einberufenen
       Pressekonferenz gab Timke sich ahnungslos: Dass die Verbreitung
       rechtswidrig war, sei ihm nicht bekannt gewesen, sagte Timke, und fügte –
       doch wieder ganz Bundespolizist – hinzu: „Das soll keine Entschuldigung
       sein, denn Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.“
       
       Dass aber nun ausgerechnet bei ihm die Bremer Staatsanwaltschaft mit einem
       Durchsuchungsbeschluss auf der Matte stand und sein Handy, Tablet und den
       PC sicherstellte, hält er für „politisch motiviert“: Immerhin betrachte
       Justizsenator Martin Günthner (SPD) ihn, einen „exponierten Politiker einer
       konservativen Wählervereinigung“, seit Langem als „politischen Intimfeind“.
       Klarstellen wollte Timke jedoch, dass es „keinerlei Verbindungen zu Herrn
       Bachmann“ gebe.
       
       Ob es Verbindungen zwischen Timke und den Rechten aus dem Osten gibt, werde
       sich „möglicherweise aus den sichergestellten Daten ergeben“, sagt
       Staatsanwalt Frank Passade auf Nachfrage der taz. Verbindungen in den Osten
       hat der 1971 in Nienburg/Weser geborene Jan Timke dabei schon früh
       geknüpft: Kurz nach der Wende ließ sich der damalige
       Bundesgrenzschutzbeamte an die deutsch-polnische Grenze versetzen.
       Vielleicht sind es jene guten alten Zeiten, die ihm heute als seine
       Facebookfreunde noch einige aufrechte Sachsen bescheren. Karolina
       Meyer-Schilf
       
       31 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Karolina Meyer-Schilf
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA