# taz.de -- „Tatort“ aus Kiel: Neue Methode? Geister beschwören
> Kommissar Borowski zettelt eine Geisterbeschwörung an, um einen vier
> Jahre alten Todesfall zu lösen. Was für ein Schmu das ist, merkt er
> selber.
IMG Bild: Von allen guten Geistern verlassen: die Kommissare aus Kiel
Wir rufen dich, großer Geist!“ Spätestens als Klaus Borowski einen Kreis
aufs Villenparkett streut, die Töchter und Neugattin seines alten
Glamourkumpels Frankie dazu bittet, ein Glas in die Mitte stellt und eine
Geisterbeschwörung anzettelt, um den vier Jahre vergangenen Tod der
Erstgattin zu klären und obendrein die Schauerstücke, die die Neue
allnächtlich erlebt, ist das Maß voll.
Wenn nicht mal bei Kommissar Borowski (Axel Milberg gewohnt konziliant)
klar ist, ob dieser Schmu ernst gemeint ist oder zumindest halbironisch,
wird klar, was für ein Brei der aktuelle Tatort „Borowski und das Haus der
Geister“ ist.
Es erinnert fast an eine [1][x-beliebige „Derrick“-Folge], wie Regisseur
Elmar Fischer und Drehbuchautor Marco Wiersch Borowski in das Leben seines
alten Freundes zurückkehren lassen: pompöses Setting mit alter Villa und
großem Sommergarten, der Hausherr berühmter Krimiautor, die Töchter halb
wohlgeraten, halb Göre, die Frau an seiner Seite schön, zart, blond, mit
Engelsstimme. Und jung, na klar.
Doch ein Schatten über allem: Die Erstgattin verschwand, vier Jahre ist es
her, Borowski ermittelte damals gegen Frankie, der nahm’s krumm, die
Freundschaft bröckelte. Nun erreicht Borowski ein mysteriöser Brief einer
der Töchter, er fährt auf Besuch – und mittenrein in die nächtlichen
Geistererlebnisse, es brennt, der Freund einer Tochter liegt tot im
Gebüsch.
## Da geht noch was
Na ja, da war die ähnlich angelegte „Fürchte dich“-Folge der hessischen
„Tatort“-Kollegen vergangenen Herbst echter, gruseliger, selbstironischer.
Hier dank Klaus und seiner Séance: nur noch Augenrollen.
Dabei gibt es sogar ’ne Neue: Almila Bağrıaçık (in der
grimmepreisverwöhnten TNT-Serie [2][„4 Blocks“] die Frau von
Neukölln-Gangster Latif Hamadi) ersetzt Sibel Kekilli als Koermittlerin.
Leider bekommt deren Figur Mila Sahin ’ne Runde Klischees aufs Auge: Sie
hat nicht nur einen Boxsack im Büro, sie hat ihn auch eigenhändig in die
Decke gedübelt! Handwerkstasche um die Hüfte, Bohrstaub im Gesicht, logo.
Sagen wir so: Sie taucht erst mitten in der Folge auf, da geht noch was.
Sie könnte ein Lichtblick werden, wenn sie die Kieler Filiale so verwandelt
wie jene eine Standard-„Tatort“-Szene: ödes Verdächtigesortieren. Hier
trifft sich das Duo auf einem Parkdeck in Borowskis Volvo. Die Fotos pappen
sie kurzerhand an die Frontscheibe. Und tanzen zum Sound einer
Callcenter-Warteschleife. Kurz, aber charmant. Gar nicht öde.
2 Sep 2018
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## AUTOREN
DIR Anne Haeming
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