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       # taz.de -- Lost & Found: Vom Klingeln aufgegebener Handys
       
       > Zum allerersten Mal haben BVG und S-Bahn ein gemeinsames Fundbüro
       > eröffnet. Oder genauer: zwei Fundbüros unter einem gemeinsamen Dach.
       
   IMG Bild: Ein echter Klassiker im BVG-Fundbüro: verlorene Schirme
       
       Und was war bislang so das Skurrilste?“ Lädt man die Presse wie am Montag
       zur Eröffnung eines [1][Fundbüros], wird das natürlich im Akkord gefragt.
       Die BVG-Mitarbeiter, die gerade ihre neuen Räume bezogen haben, erzählen
       dann Geschichten von der Beinprothese und dem Rucksack mit dem
       Spritzenbesteck eines Drogensüchtigen, den eine Verwandte mit dem
       Totenschein in der Hand abholte.
       
       Wer sein Tablet oder die dritten Zähne in Bus oder Bahn verloren hat, kann
       sie ab sofort am S- und U-Bahnhof Warschauer Straße suchen gehen – egal ob
       die Dinge im Herrschaftsbereich der BVG oder der S-Bahn verlustig gegangen
       sind. Die Räume beherbergen genau genommen zwei Fundbüros, mit zwei Lagern
       und zwei Kundentresen.
       
       Während für die BVG nur der Standort neu ist, stellt das S-Bahn-Büro ein
       echtes Novum dar: Bislang wurden die bei der DB-Tochter abgegebenen
       Fundstücke eine Woche in Lichtenberg zwischengelagert und dann an die
       Zentralstelle in Wuppertal geschickt. Aus der Sicht all derer, die beide
       Verkehrsträger kombinieren, war das absurd.
       
       Noch stehen also im S-Bahn-Lager leere Rollregale, die auch ein kleineres
       Stadtarchiv aufnehmen könnten, während die BVG-Seite gut bestückt ist:
       neben Standard-Trouvaillen wie Schals und Schlüsseln auch mit einer
       Ukulele, einem Brecheisen, roten Highheels, einem Set Boulekugeln, einer
       Captain-America-Puppe und einer XXL-Packung Toptil 100 Vollwaschmittel.
       
       ## Nur ein Drittel wird abgeholt
       
       Auch Lesestoff ist dabei, wobei man sich fragt, wie unglücklich der Verlust
       von „Try Hard: Warum dein Glück kein Zufall ist“ oder „Raddampfer aus aller
       Welt“ macht. Überhaupt: Von den jährlich 60.000 bis 70.000 Gegenständen,
       die allein bei der BVG eingehen, wird nur ein Drittel abgeholt, der Rest
       wird nach sechs Wochen Lagerzeit versteigert oder vernichtet.
       
       Warum vieles gar nicht gesucht wird? Vielleicht weil die meisten gar nicht
       mit einem Wiedersehen rechnen. Kein Wunder, dass BVG-Chefin Sigrid Nikutta
       die Medienvertreter bittet, mal eine gute Nachricht zu verbreiten: „Die
       Berliner sind ehrlicher, als die Leute glauben“, sagt sie, „hier warten
       sogar volle Geldbörsen und nagelneue Smartphones auf ihre Besitzer.“
       
       Letztere liegen dicht gepackt in großen Schubladen. Klingeln die nicht
       dauernd? „Klar“, weiß Teamleiter Fabian Rickauer, „aber finden Sie mal auf
       Anhieb das richtige Gerät.“ Er glaubt, dass der Wert der Geräte für die
       NutzerInnen stark nachgelassen hat, seit Kontaktdaten oder Fotos in der
       Cloud gespeichert werden. „Es gibt doch die Ortungsfunktion, damit müssten
       die Leute eigentlich hier Schlange stehen“, sagt er achselzuckend. „Kommt
       aber keiner.“
       
       Rudolfstraße 1–8, Mo./Di./Fr. 9–18 Uhr, Do. 9–20 Uhr, bvg.de/fundbuero
       
       3 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.bvg.de/de/Service/Kundenservice/Fundbuero
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
       ## TAGS
       
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