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       # taz.de -- Markus Söder im Bayern-Wahlkampf: „Ich bin wieder hier in meinem Revier“
       
       > Bayerns Ministerpräsident startet beim Politischen Volksfest Gillamoos in
       > die heiße Wahlkampf-Phase. Seine Rede fällt jedoch wenig überzeugend aus.
       
   IMG Bild: Der Spitzenkandiadat der CSU, Markus Söder, im Bierzelt und Trachtenjanker
       
       Abensberg taz | Ein trüber Morgen im niederbayerischen Abensberg. Die
       Gillamoos-Wiese ist trotzdem schon gut besucht. Der Viehmarkt geht gerade
       zu Ende, ein Esel und fünf Ponys wären noch zu haben. Und zwischen
       Schlager-CDs, Strohhüten und jeder Menge Haushaltswaren bieten auch die
       Parteien ihre Botschaften feil. In sechs Wochen sind Wahlen in Bayern.
       
       Zu den größten Attraktionen des 14.000-Einwohner-Städtchens gehören ein
       Hundertwasserturm und ein Storchenpärchen, das sich derzeit auf dem Gebäude
       des Forstamts niedergelassen hat. Und natürlich der Gillamoos, dieses
       fünftägige Volksfest, das mit dem Politischen Gillamoos endet. Jede Partei,
       die in Bayern etwas auf sich hält, ruft dann ins Bierzelt.
       
       Neben einem nicht ganz so riesigen Riesenrad steht das Hofbräuzelt, rund
       4.000 Menschen passen hinein. Hier hat sich die CSU eingemietet. Als sich
       Ministerpräsident Markus Söder um 10.02 Uhr zu den Klängen des
       Defiliermarschs händeschüttelnd den Weg durch das Zelt bahnt, ist es längst
       voll. Landrat Martin Neumeyer lässt zu Söders Begrüßung den Song „Freiheit“
       von Marius Müller-Westernhagen einspielen.
       
       Söder greift den musikalischen Gruß auf und zitiert seinerseits
       Westernhagen: „Ich bin wieder hier in meinem Revier.“
       
       Das Zitat, das Söder schon vor Monaten beim Politischen Aschermittwoch in
       Passau zum Gaudium seiner Zuhörer gebracht hat, ist bezeichnend für die
       ganze Rede: reine Routine. Harmlos. Im Großen und Ganzen ein Konglomerat
       aus Redeversatzstücken, die man zuletzt allesamt wortgleich oder zumindest
       ähnlich schon gehört hat. Bis hin zu kleinen Witzeleien wie der, dass der
       Grüne Anton Hofreiter denselben Friseur wie der US-Präsident Donald Trump
       habe.
       
       ## „Bayern ist einzigartig“
       
       Ein Feuerwerk ist die Rede nicht, ein fulminanter Auftakt der heißen
       Wahlkampfphase schon gar nicht. Das CSU-gewogene Publikum ist dennoch
       dankbar. Es lässt sich mitreißen und applaudiert sogar, als Söder seine
       Krawatte abnimmt.
       
       Zu einem großen Teil ist die Rede eine Eloge auf Bayern. Stolz und dankbar
       solle man sein, in diesem Land leben zu dürfen, sagt Söder. Er spricht vom
       „Leistungsherz Deutschlands“, später vom „mit Abstand schönsten Land der
       Welt“. „Bayern ist super“, sagt er, „Bayern ist stark, Bayern ist
       einzigartig.“ Waschmittelwerbung ist subtiler.
       
       Im Schnelldurchgang handelt Söder die Politikfelder ab: Pflege, Familie,
       Landwirte, Polizei. Die Themen Wohnen und Naturschutz, bei denen der
       CSU-Spitzenkandidat selbst immer wieder unter starken Beschuss geraten ist,
       spart er aus. Attacke gibt es für seine Verhältnisse wenig. Selbst in
       Sachen Flüchtlingspolitik hält sich Söder an die sich selbst aufgelegte
       Zügelung der Sprache und spricht sich gerade mal gegen eine unbegrenzte und
       ungesteuerte Zuwanderung aus. Jeder sei willkommen, sagt er dann. „Aber er
       muss sich an unsere Werte und Sitten halten.“ Die Assoziation, dass dies
       nicht der Regelfall sei, überlässt er schlicht den Zuhörern.
       
       Für die anderen Parteien hat Söder vor allem Spott übrig. Die wollten alle
       nur Dienstwagen und Ministerämter. Ungewohnt deutlich wird er, als die AfD
       an die Reihe kommt: „AfD, NPD, Hooligans – Seit’ an Seit’ sind sie
       marschiert“, sagt er mit Blick auf die Ereignisse der jüngsten Zeit im
       sächsischen Chemnitz. Die AfD sei keine Protestpartei, so wie sie das über
       sich sage. Sie verfolge eine versteckte Agenda. Ihr eigentlicher Führer sei
       der Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke.
       
       Nach gut 50 Minuten ist der Spaß vorbei. Dann noch die Bayernhymne, die
       Nationalhymne und Die Fantastischen Vier. Als kleinen Showeffekt lässt die
       CSU bunte Luftballons vom Zeltdach schweben. Die meisten Ballons bleiben
       oben im Netz hängen.
       
       4 Sep 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominik Baur
       
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