# taz.de -- Feministische Außenpolitik in Schweden: Ihre größte Aufgabe
> Die schwedische Regierung veröffentlicht Leitlinien für eine
> feministische Außenpolitik. Es ist das Herzensprojekt von Außenministerin
> Wallström.
IMG Bild: Eine feministische Außenpolitik ist ihr größtes Projekt: Margot Wallström
Fast genau vier Jahre ist sie nun im Amt, und genauso lange verfolgt sie
ihr größtes Projekt: Eine feministische Außenpolitik. Für eine solche will
Margot Wallström als schwedische Außenministerin nicht nur im eigenen Land
Maßstäbe setzen. Auch andere Länder sollen sich ein Beispiel nehmen können.
Deshalb hat die schwedische Regierung nun ihr [1][Handbuch für eine
feministische Außenpolitik] auf ihrer Homepage veröffentlicht – als
Leitfaden für Regierungen in der ganzen Welt.
Darin geht es um unterschiedliche außenpolitische Aspekte von
Geschlechtergerechtigkeit: politische Teilhabe von Frauen, beispielsweise
bei Friedensverhandlungen, oder sexuelle Gewalt in Konflikten, deren Opfer
zumeist Frauen sind. Das 111 Seiten starke Dokument schildert aber auch die
Erfahrungen, die die schwedische Regierung mit ihren Leitlinien in den
vergangenen Jahren gemacht hat – hauptsächlich natürlich die Erfolge.
Unterhält man sich mit Wallström über ihre Beweggründe, gibt sie sich stets
freundlich, wenn auch mit einer gewissen Kühle – und wirkt gleichzeitig
beinahe belustigt angesichts der medialen Aufmerksamkeit, die das Thema
erhält, während die internationale Unterstützung noch immer zu wünschen
übrig lässt. „Frauen stellen die Hälfte der Weltbevölkerung, weshalb
feministische Politik ganz einfach eine Frage der Demokratie ist“, erklärte
sie [2][im Interview mit der taz].
Die 63-jährige Sozialdemokratin hat in ihrer Laufbahn genug Schlimmes
gesehen, um rasend wütend zu werden angesichts dessen, was Frauen in
Kriegs- und Krisengebieten oft widerfährt. Vor ihrer Rückkehr in die
schwedische Politik arbeitete sie bei den Vereinten Nationen als
Sonderbeauftragte zum Thema Sexuelle Gewalt in Konflikten. Über diese Zeit
sagt sie selbst: [3][„Sie haben mir Albträume beschert und mein Herz schwer
gemacht, aber sie haben mir auch Hoffnung gegeben.“]
## Unerwünschte Person in Israel
Wallström ist nicht nur Außenministerin, sondern als dienstälteste
schwedische Ministerin auch Stellvertreterin des Ministerpräsidenten Stefan
Löfven. Umso mehr polarisiert sie oft mit ihren Entscheidungen: 2014 setzte
sie sich für die Anerkennung des Staates Palästina durch Schweden ein; 2016
wurde sie von der israelischen Regierung zur unerwünschten Person erklärt,
nachdem sie öffentlich eine „gründliche und glaubwürdige“ Untersuchung der
Tötung Dutzender Palästinenser gefordert hatte.
Wallströms engster Verbündeter auf dem internationalen Parkett ist,
zumindest beim Thema feministische Außenpolitik, der kanadische Premier
Justin Trudeau. Gut möglich, dass das Thema nun auch bei anderen
Regierungschefs mehr Aufmerksamkeit erfährt, die sich außenpolitisch bisher
eher rückständig zeigten in Sachen Geschlechtergerechtigkeit.
Schließlich wird von Margot Wallströms Regierung Schritt für Schritt
erklärt, wie es geht – angefangen von mehr Botschafterinnen bis zur
Stärkung der Menschenrechte für Mädchen und Frauen in anderen Ländern. Und
so ein PDF-Dokument kann man schließlich auch mal eben verstohlen auf dem
Tablet unter dem Kabinettstisch lesen. Für Wallström selbst wäre das nach
vielen Jahren der Vorbereitung sicherlich der größte Triumph ihrer
Karriere.
25 Aug 2018
## LINKS
DIR [1] https://www.government.se/reports/2018/08/handbook-swedens-feminist-foreign-policy/
DIR [2] /!5505669/
DIR [3] /!5505669/
## AUTOREN
DIR Johanna Roth
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