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       # taz.de -- Kommentar „Tag X“ im Hambacher Forst: Auf die Bäume
       
       > Im Hambacher Forst werden demnächst Aktivisten alte Bäume verteidigen.
       > Sie wollen den Wald in die Nachkohlezeit retten.
       
   IMG Bild: Haben den Hambacher Forst zu einem politischen Symbol gemacht: Aktivisten im Wald
       
       Sie behaupten, [1][„Tag X“ ist da]. Das ist politisch riskant – und eine
       klare Ansage. Umweltgruppen, Bürgerinitiativen und radikale
       Baumschützerinnen und Baumschützer haben im Hambacher Forst den großen
       Kampftag ausgerufen. Das bedeutet: Ökos, hört die Signale, jetzt geht es
       los.
       
       Was damit einhergeht, ist die Eskalation eines seit Jahren schwelenden
       Konflikts, der in den kommenden Wochen mutmaßlich einen neuen Höhepunkt
       erleben wird. Das Szenario ist unter Aktivistinnen und Aktivisten
       abgestimmt und ausgetüftelt: Militante Umweltanarchos, die sich im Wald
       verbuddelt und versteckt halten, verjagen die Polizei. Friedliche Sitz- und
       BaumblockiererInnen ketten sich an Bäume, singen Lieder; in den Kirchen
       wird gebetet. Und im Laufe der kommenden Wochen folgt dann eines auf das
       andere: immer neue Protest- und Störaktionen, bis am ersten
       Oktoberwochenende voraussichtlich Tausende Menschen in den Wald drängen.
       Die Massenmobilisierung hat begonnen. Wer jetzt noch Kohlegegner werden
       will, muss hurtig in den Hambacher Forst reisen.
       
       Es waren renitente Anarchistinnen und Anarchisten, die mit einer
       ausgeprägten Liebe zu Sojamilch und Erdnussbutter aus dem Waldstück
       zunächst einen eigenen Lebensraum machten und dann, zur Überraschung
       vieler, auch ein politisches Symbol. Heute äußern sich zahlreiche Gruppen,
       bis hin zur Polizeigewerkschaft, skeptisch über das Vorhaben, noch Bäume
       abholzen zu lassen, um Kohle zu verbrennen. Das hat viele Gründe: Manche
       lieben alle Bäume aus Prinzip. Andere sehen nicht ein, dass die Pflanzen
       einer Technologie ohne Zukunft weichen sollen. Und wieder andere halten,
       pragmatisch, die für eine Rodung notwendigen Polizeimaßnahmen schlicht für
       unverhältnismäßig.
       
       So sind die noch verbleibenden Hektar Baumbestand am Rande der riesigen
       Kohlegrube inzwischen zum wohl umkämpftesten Waldstück der Republik
       geworden, wenn es um den Umgang mit der Kohle, um die Energiepolitik und
       den Klimawandel geht.
       
       Wie einst bei den berühmten Castortransporten im Wendland wollen die
       AktivistInnen heute die geplante Rodung des Forsts durch den Betreiber RWE
       vor allem möglichst teuer ausfallen lassen. Am Beispiel dieses Waldes
       wollen sie die Antwort auf die Frage erzwingen, wie viel es der
       Gesellschaft wert ist, trotz eines absehbaren Endes der Kohleverstromung
       weiterhin Bäume zu fällen.
       
       Ein politisches Faustpfand ist der Wald, weil inzwischen alle begriffen
       haben, dass es diese übergeordnete Frage ist, die im Hambacher Forst nun
       verhandelt wird. Das ist der Grund, weshalb an seinem Schicksal die Arbeit
       der Kohlekommission scheitern könnte, die einen Konsens zur Zukunft der
       Energiepolitik erarbeiten soll. Das ist auch der Grund, weshalb RWE auf
       sein Recht besteht, die Bäume zu fällen. Und das ist der Grund, weshalb
       Klima- und Umweltschützer dies mit allen möglichen Mitteln verhindern
       wollen.
       
       6 Sep 2018
       
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