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       # taz.de -- Kommentar Seehofer zu Migration: Rätselhafter Innenminister
       
       > Im Rennen um den markigsten, rechtspopulistischsten Spruch liegt er weit
       > vorne. Der Rechtsschwenk hilft aber der AfD, nicht der CSU.
       
   IMG Bild: Horst Seehofer bezeichnet die Migrationsfrage als „Mutter aller Probleme“
       
       Selig die, die sich noch aufregen können. Schließlich ist der Diskurs in
       Sachen Flüchtlinge auf einem Niveau angekommen, wo viele bei neuen verbalen
       Entgleisungen nur noch den Kopf schütteln. Aktuell ist mal wieder der
       Bundesinnenminister Horst Seehofer der Auslöser. [1][Die Migration sei die
       Mutter aller Probleme in Deutschland, sagt der CSU-Chef diesmal].
       
       Wer ist schuld an den unbezahlbaren Mieten? Die Migration. Am
       Pflegenotstand? Die Migration. Und am Fachkräftemangel? Am Dieselskandal?
       Am Klimawandel? Am Amselsterben? Allein sich die Mühe zu machen, Seehofers
       Satz ernsthaft zu widerlegen, kommt einer Beleidigung an den Intellekt des
       Gegenübers gleich.
       
       Aus Seehofer schlau zu werden war stets etwas für Fortgeschrittene. Doch
       seit er von seiner Partei aus der Münchner Staatskanzlei vertrieben worden
       ist, sind auch profilierte Seehofer-Exegeten ratlos. Was reitet diesen
       Mann?
       
       Statt seine Partei zusammenzuhalten, begibt er sich ohne Not in ein
       Wettrennen um den markigsten, den rechtspopulistischsten Spruch. Er setzt
       noch einen oben drauf, wo selbst Dobrindt und Söder sich zurücknehmen – für
       ihre Verhältnisse. Schließlich zeigt das historische Umfragetief ihrer
       Partei: Der Rechtsschwenk hilft der AfD, nicht der CSU.
       
       Um sein eigenes Schicksal scheint sich Seehofer nicht mehr viel zu scheren.
       Das dürfte ohnehin besiegelt sein. Noch hält ihn seine Partei als Chef und
       Bundesminister – aber nur, weil sie ihn nach der Landtagswahl in Bayern als
       Sündenbock braucht. Schickt man Seehofer dann in die Wüste, kann die CSU
       das – mit Glück – als Neuanfang verkaufen, auch wenn sie Ministerpräsident
       Söder im Amt belassen sollte.
       
       Doch Seehofer will nicht das Bauernopfer spielen. Vielleicht erklärt das zu
       einem Teil sein immer irrationaleres Gebaren. Wenn Seehofer sagt, der
       Ausgang der Bayern-Wahl sei „die Messlatte für uns alle“, klingt das wie:
       Ich zieh’ euch mit in den Abgrund. Das muss nicht gelingen. Könnte aber.
       
       6 Sep 2018
       
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