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       # taz.de -- Maßnahmen gegen Stickoxidbelastung: Dieselfahrverbote in Frankfurt
       
       > Die Umwelthilfe gewinnt beim Verwaltungsgericht Wiesbaden. Zwangsgelder
       > für die Landesregierung in NRW wird es zunächst nicht geben.
       
   IMG Bild: Maßnahmen gegen schädliche Luft: Frankfurt bekommt ein Dieselfahrverbot
       
       KARLSRUHE taz | Sieg und Niederlage kamen für die Deutsche Umwelthilfe
       (DUH) kurz hintereinander. Am Mittwochabend verlangte das
       Verwaltungsgericht (VG) Wiesbaden Diesel-Fahrverbote für Frankfurt/Main. Am
       Donnerstagmorgen lehnte das VG Düsseldorf die Verhängung von
       [1][Zwangsgeldern gegen die NRW-Landesregierung] jedoch ab. In beiden
       Verfahren hatte die DUH geklagt.
       
       Schon seit Jahren werden in vielen Städten die Grenzwerte für Stickoxide
       (NOx) überschritten. Dies führt jährlich zum vorzeitigen Tod von Tausenden
       Stadtbewohnern. Die jeweiligen Bundesländer müssen deshalb
       Luftreinhaltepläne aufstellen. Da Diesel-Kfz für 60 bis 70 Prozent der
       NOx-Belastung verantwortlich sind, ist die gesetzlich geforderte
       „schnellstmögliche“ Einhaltung der Grenzwerte nur mit Dieselfahrverboten zu
       erreichen. In 28 Städten klagt die DUH derzeit auf entsprechende
       Verschärfungen der Luftreinhaltepläne. Seit einem Urteil des
       Bundesverwaltungsgerichts im Februar ist klar, dass die Länder solche
       Fahrverbote anordnen können.
       
       Das VG Wiesbaden verpflichtete nun die hessische Landesregierung, für
       Frankfurt [2][Fahrverbote für schmutzigere Diesel-Pkws] vorzusehen. Für
       Wagen der Schadstoffklasse Euro 4 soll das Verbot schon ab Februar 2019
       gelten, für die Klasse Euro 5 ab September 2019. Einige Zehntausend
       Autofahrer sind betroffen. Nur Diesel der Klasse Euro 6 (inzwischen etwa
       die Hälfte der zugelassenen Diesel-Fahrzeuge) bleiben ohne Verbot.
       
       Für ebenso „unverzichtbar“ hält das VG Wiesbaden die Nachrüstung der
       städtischen Busflotte mit speziellen Filtern (SCRT). Außerdem müssten
       außerhalb des Frankfurter Stadtgebiets kostenlose Park-and-Ride-Plätze
       geschaffen werden.
       
       ## Verhandlungen in weiteren Städten
       
       Das Wiesbadener Urteil ist noch nicht rechtskräftig, das Land kann noch die
       Zulassung der Berufung beantragen. Hessen will zunächst aber warten, bis
       das schriftliche Urteil vorliegt. In diesem Herbst werden auch die
       Verwaltungsgerichte in Berlin, Mainz und Köln über vergleichbare Klagen der
       DUH verhandeln.
       
       Das VG Düsseldorf hatte der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen schon
       2016 aufgegeben, im Luftreinhalteplan für Düsseldorf Dieselfahrverbote
       ernstlich zu prüfen. Das Land hatte zunächst erklärt, es könne aus
       rechtlichen Gründen keine Fahrverbote anordnen. Doch auch nachdem das
       Bundesverwaltungsgericht diese Argumentation verwarf, verzichtete die
       schwarz-gelbe Landesregierung auf Fahrverbote, weil diese unverhältnismäßig
       seien. Die Grenzwerte ließen sich – nur wenige Jahre später – auch durch
       andere Maßnahmen einhalten.
       
       Die DUH beantragte jüngst beim VG Düsseldorf die Verhängung von Zwangsgeld,
       da die Landesregierung das Urteil von 2016 nicht umgesetzt habe. Das
       Gericht lehnte die Zwangsvollstreckung nun aber ab. Das Land habe
       Fahrverbote „ernstlich geprüft“, mehr habe das Gericht damals nicht
       verlangt. Wenn die DUH die inzwischen erfolgte Abwägung der Landesregierung
       für fehlerhaft halte, müsse sie nun neu klagen.
       
       Unterdessen forderte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) erneut
       eine technische Nachrüstung von älteren Diesel-Pkws auf Kosten der
       Hersteller. Die FDP will einen von Bund und Industrie finanzierten Fonds
       einrichten. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) lehnte die Nachrüstung
       von Pkws jedoch als „Verschwendung von Steuergeldern“ ab. Es sei
       effizienter, sich [3][auf Busse zu konzentrieren].
       
       6 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Rath
       
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