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       # taz.de -- Aktivistin über Tag X im Hambacher Forst: „Menschen werden nicht gefährdet“
       
       > Die ersten Bäume im Hambacher Forst sind gefällt. Karolina Drzewo vom
       > Bündnis „Ende Gelände“ ruft dazu auf, sich der Räumung entgegenzustellen.
       
   IMG Bild: Waldbesetzer bereiten sich auf die Rodungen vor. RWE-Mitarbeiter mit Schutzschildern sind auch da
       
       taz: Frau Drzewo, mehrere Anti-Kohle-Gruppen haben am Donnerstag den „Tag
       X“ ausgerufen. Was bedeutet das? 
       
       Karolina Drzewo: Schon in den letzten Wochen gab es immer wieder Maßnahmen
       [1][von RWE und der Polizei im Hambacher Forst], bei denen viele
       Proteststrukturen am Boden zerstört worden sind. Am Donnerstag ist nun der
       erste Baum gefällt worden, und es wurde die erste Plattform eines
       Baumhauses zerstört. [2][Das haben wir als Tag X definiert, an dem die
       bundesweite Mobilisierung beginnt.]
       
       Was genau ist dabei geplant? 
       
       Diverse Gruppen rufen dazu auf, sich ab sofort der Räumung vor Ort
       entgegenzustellen. Die „Aktion Unterholz“, ein neues Bündnis, das auch von
       Ende Gelände unterstützt wird, will ab Freitag mit Aktionen zivilen
       Ungehorsams die weiteren Räumungsarbeiten blockieren. Auch die
       WaldbesetzerInnen rufen dazu auf, dass mehr Menschen in den Wald kommen und
       ihre Besetzung unterstützen. Sicher wird es zudem diverse Demonstrationen
       geben. Am Sonntag findet wieder der traditionelle Waldspaziergang statt.
       Und für alle, die nicht ins rheinische Revier kommen können, hat Ende
       Gelände aufgerufen, dezentrale Solidaritätsaktionen in den Städten zu
       machen.
       
       Wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwarten Sie? 
       
       Das ist schwer zu sagen. Aber etwa tausend werden sicher in den Wald
       kommen.
       
       Wie lange sollen die Aktionen dauern? 
       
       So lange, bis RWE mit den Räumungsarbeiten und der Rodung aufhört.
       
       Ist jetzt überhaupt der richtige Zeitpunkt zum Mobilisieren? Es wurden ja
       offenbar nur einzelne Bäume gefällt. Den Beginn der eigentlichen Rodung hat
       RWE gerade auf die zweite Oktoberhälfte verschoben. 
       
       Faktisch beginnt die Rodung schon beim Räumen, denn es kann nicht geräumt
       werden, ohne dass dabei massive Schäden am Wald vorgenommen werden. Und
       dass der offizielle Rodungstermin verschoben wurde, ist allenfalls eine
       kleine Atempause. Wir wollen, dass gar nicht gerodet wird. Darum wird es im
       Oktober weitere Massenmobilisierungen von Ende Gelände geben: zunächst am
       6. 10. und dann vom 25. bis 29. 10.
       
       Ist es nicht ein Problem, zu so vielen Aktionen nacheinander zu
       mobilisieren? 
       
       Nein, das ist die notwendige Antwort auf die Eskalationsstrategie von RWE,
       der Polizei und der Landesregierung. Sie haben sich von den vielen
       politischen Forderungen, auf die Rodung zu verzichten, nicht beeindrucken
       lassen. Darum muss der zivilgesellschaftliche Protest jetzt entschlossener
       denn je auftreten, um den Kohleausstieg durchzusetzen. Wir sind
       zuversichtlich, dass die diversen Angebote auch wahrgenommen werden.
       
       Ist mit Gewalt zu rechnen? 
       
       Von unserer Seite nicht. Die Aktion Unterholz hat einen Aktionskonsens. Der
       sieht vor, dass die Menschen entschlossen mit ihren Körpern blockieren. Von
       ihnen geht aber keine Eskalation aus. Es werden keine Menschen gefährdet
       und keine Infrastruktur zerstört.
       
       Das gilt aber offenbar nicht für alle, die derzeit im Wald aktiv sind. Die
       Polizei berichtet von Angriffen mit Zwillen und hat viele beschlagnahmte
       Waffen präsentiert. 
       
       Ich kann nur für unsere Aktionen sprechen. [3][Da gilt der Aktionskonsens
       und an den halten wir uns.] Die Vorwürfe der Polizei muss man zudem sehr
       sorgfältig prüfen, denn da gibt es auch Versuche, den vielfältigen Protest
       zu kriminalisieren. So wurde ein Großteil der gezeigten Waffen gar nicht
       jetzt gefunden, sondern vor zwei Jahren schon mal präsentiert.
       
       Laut RWE liegen alle Genehmigungen für die Erweiterung des Tagebaus vor.
       Können Sie nicht verstehen, dass der Konzern seinen Anspruch auch umsetzen
       will? 
       
       Dass RWE die Klimakrise weiter anheizen und unsere Zukunft zerstören will,
       um den Profit zu steigern, ist klar. Was ich nicht verstehen kann, ist,
       dass die politisch Verantwortlichen, die sich zum Klimaschutz verpflichtet
       haben, weiterhin die Wirtschaftsinteressen des Kohlekonzerns verteidigen.
       Gerade jetzt, wo in einem demokratischen Prozess um den Kohleausstieg
       gerungen wird, dürfen durch die Rodung keine unwiderruflichen Fakten
       geschaffen werden.
       
       7 Sep 2018
       
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