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       # taz.de -- Mega-Kunstprojekt DAU in Berlin: Für die Mauer wird es eng
       
       > Der Bezirk Mitte hält ein Scheitern des Kunstprojekts für möglich: Die
       > Zeit für die Genehmigung sei sehr knapp. Der Senat bietet Unterstützung
       > an.
       
   IMG Bild: Hier soll eine Diktatur entstehen: In Mitte könnte für ein paar Wochen wieder eine Mauer stehen
       
       Eigentlich soll schon am 12. Oktober in Mitte die Mauer wieder stehen. Doch
       weniger als fünf Wochen vor der geplanten Eröffnung hat das Kunstprojekt
       DAU noch keine Aussicht auf Genehmigung durch den Bezirk. Die Initiatoren
       um den russischen Filmemacher Ilya Khrzhanovsky reduzierten deswegen
       dessen Größe und haben Mitte vergangener Woche einen neuen Antrag
       eingereicht.
       
       Trotzdem schwinden die Chancen auf eine Realisierung, da die Prüfung des
       Antrags nach Auskunft des Bezirks sehr umfangreich und die Frist sehr kurz
       sei. Zudem stünden weitere Großveranstaltungen, darunter das dreitägige
       Fest zur Einheit, im Bezirk ebenfalls unmittelbar bevor.
       
       Für die baugleiche Rekonstruktion der früheren Berliner Mauer sollte ein
       Karree ausgehend von Unter den Linden abgeriegelt werden. Dahinter wollen
       die Initiatoren ein diktatorisches System nachspielen, bei dem Besucher
       unter anderem die Erfahrung von Freiheitsverlust machen können. Den Plänen
       zufolge müssen Gäste dazu ein Visum beantragen und ihr Handy abgeben. Bis
       zu 3.000 Gäste täglich sind möglich.
       
       ## Regierender will das Projekt
       
       Am 9. November – dem historischen Tag des Mauerfalls – soll die temporäre
       Berliner Mauer in einer Performance eingerissen werden. Der Senat –
       namentlich der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und der
       Kultursenator Klaus Lederer (Linke) – unterstützt das Projekt, ebenso wie
       das Medienboard Berlin-Brandenburg und die Berliner Festspiele.
       
       Der überarbeitete Entwurf sehe vor, dass die Hedwigskathedrale, Teile des
       Bebelplatzes und der Berliner Dom nicht mehr in den Bereich der Diktatur
       2.0 fallen, teilte Mittes Bezirksstadträtin für Kultur, Straßen und Umwelt,
       Sabine Weißler (Grüne), am Freitag mit. Sie kritisierte, wie das Projekt
       umgesetzt werden soll: „Wenn es scheitert, dann scheitert es daran, dass
       dieses Projekt hier einfach reingedrückt wurde.“ Bezirksbürgermeister
       Stephan von Dassel (Grüne) erklärte: „Man denkt, wenn man die Fläche
       halbiert, gäbe es auch halb so viel Probleme.“ Teilweise sei aber das
       Gegenteil der Fall.
       
       Das Genehmigungsverfahren verzögert sich offenbar auch dadurch, dass die
       Macher nicht ihren früheren Antrag von Mitte August ergänzt, sondern einen
       neuen Antrag eingereicht haben. Zahlreiche weitere Behörden müssen dafür
       ihre Zustimmung geben, unter anderem auch die dem Senat unterstehende
       Verkehrslenkung. Von Dassel hat aufgrund der knappen Zeit dem Regierenden
       Bürgermeister vorgeschlagen, das Kunstprojekt auf kommendes Jahr zu
       verschieben. Vergeblich, wie Mittes Bürgermeister am Freitag mitteilte:
       Michael Müller habe darum gebeten, es „hinzukriegen“.
       
       In Senatskreisen hieß es am Wochenende, wenn der Bezirk bei dem
       Genehmigungsverfahren Unterstützung brauche, solle er möglichst konkret den
       Bedarf anmelden. Dann ließe sich darüber reden.
       
       9 Sep 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bert Schulz
       
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