# taz.de -- Kommentar Neonazi-Aufmarsch: Der Mob von Köthen
> Ganz nüchtern und sachlich betrachtet waren die rechtsextremen Hetzer vor
> allem eins: ein Mob. Oder sollen wir Maaßen mal fragen?
IMG Bild: Ein Mob ist ein Mob ist ein Mob: rechter Aufmarsch in Köthen nach einem Todesfall
Sollen wir am besten gleich noch mal die Begriffsfrage klären? War es ein
Mob, [1][der am Sonntag in Köthen unterwegs war]? Wurde gehetzt? Sollen wir
in einer Woche dann auch noch mal Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen
fragen, wie er die Sache so sieht?
Im Prinzip ist die Antwort einfach: Es handelte sich bei der Demonstration
von Köthen am Sonntagabend um eine gewöhnliche Demonstration, geschützt vom
deutschen Recht auf Versammlungsfreiheit. Eine Fascho-Demonstration, wie es
sie schon hundertfach in Deutschland gab. Man muss sich darüber nicht
aufregen, aber einordnen darf man es schon. Denn ein Mob war es trotzdem.
Das ist, meinetwegen, ein politischer Begriff, aber es ist richtig, die
Dinge so zu benennen, wie sie sind.
Die Sprache der Klarheit zu sprechen heißt einerseits, präzise und sachlich
zu bleiben. Andererseits heißt es aber auch, unmissverständlich
auszusprechen, welche Menschenfeinde unter dem Schutz der
Versammlungsfreiheit zusammenkommen, um anschließend darüber zu
lamentieren, dass sie unterdrückt werden. Es sind Leute, die Journalisten
auch dann als Lügenpresse bezeichnen und verjagen, wenn diese nichts
anderes tun, als live und ungeschnitten abzubilden, was genau sie überhaupt
sagen.
Am Sonntagabend in Köthen rief ein vorbestrafter rechtsextremer
Volksverhetzer ungehindert dazu auf, die politischen Gegner „zu Hause zu
stellen“, „vor ihren Türen auf sie zu warten“. Man konnte ihn hören, wie er
von einem „Rassenkrieg gegen das deutsche Volk“ sprach, wie er schrie:
„Wollt ihr weiterhin die Schafe bleiben, die blöken, oder wollt ihr zu
Wölfen werden und sie zerfetzen?“ Daraufhin, und das ist viel beachtlicher,
klatschten und johlten Hunderte Menschen.
Sie mögen sich wohl wie Opfer vorkommen, wenn sie so frei und ungehindert
ihren Hass verbreiten. Aber sie sind es nicht. Sie profitieren von einem
zum Glück freiheitlichen politischen System, das sie verachten. Es sind
lächerliche, bemitleidenswerte Hetzer, über die man durchaus in Ruhe und
großer Gelassenheit sagen darf, dass sie Teil eines Mobs sind, den wir
betrachten. Und dass sie einer jämmerlichen, faschistoiden Ideologie
anhängen, die wir natürlich und aus besten Gründen stets bekämpfen werden.
10 Sep 2018
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DIR Martin Kaul
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