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       # taz.de -- Kommentar Generaldebatte im Bundestag: Zurück im Chaos
       
       > Der nächste Eklat ist nur eine Frage der Zeit. Denn eigentlich können
       > Merkel und Seehofer längst nicht mehr zusammen regieren.
       
   IMG Bild: Die Große Koalition macht da weiter, wo sie aufgehört hat: im Chaos
       
       Christian Lindner hat recht. Man muss die politischen Ideen des
       FDP-Vorsitzenden nicht gut finden, um anzuerkennen, dass er in der
       Generaldebatte im Bundestag gleich zweimal das größte Problem dieser Großen
       Koalition offengelegt hat: Das Verhältnis zwischen Kanzlerin Angela Merkel
       und Innenminister [1][Horst Seehofer] [2][ist zerrüttet]. Und die Große
       Koalition, die vor der Sommerpause wegen des heftigen Streits der beiden
       vor dem Aus stand, macht da weiter, wo sie aufgehört hat: [3][im Chaos].
       
       Wieso es der Innenminister einem Behördenleiter in einer heiklen Situation
       gestatte, Interviews zu geben, fragte Lindner mit Blick auf die via
       Bild-Zeitung verbreiteten [4][bizarren Thesen des Verfassungsschutzchefs].
       
       Tatsächlich ist der Vorgang irrwitzig: Hans-Georg Maaßen hat nicht nur der
       Kanzlerin öffentlich vors Schienbein getreten, sondern auch Rechtsextremen
       die perfekte Vorschwörungstheorie geliefert, indem er an der Echtheit
       eines Videos einer Jagdszene aus Chemnitz zweifelte. Seehofer hält dennoch
       an dem unfähigen Behördenchef fest, wohl auch deshalb, weil Maaßen ein
       Gegner von Merkels Flüchtlingspolitik von 2015 ist. Der Innenminister weiß,
       wie er die Kanzlerin provozieren kann.
       
       Den zweiten Wirkungstreffer landete Lindner bei der Europapolitik. Der
       richtige Schritt wäre, wenn CDU und CSU einen klaren Schnitt zur
       illiberalen Politik von Viktor Orbán machen würden, sagte Lindner. Wie in
       der Flüchtlingspolitik zieht sich auch hier ein tiefer Riss durch die
       Union, der nicht nur zwischen CSU und CDU, sondern auch mitten durch die
       CDU verläuft. Seehofer hofiert den Ungarn und seine Politik der
       Abschottung, Merkel käme im Traum nicht drauf.
       
       Nun läge eine einfache Schlussfolgerung nahe: Wer sich nicht mehr vertraut
       und bei so wichtigen Themen wie der Flüchtlings- und Europapolitik über
       Kreuz liegt, kann nicht gemeinsam regieren. Merkel und Seehofer tun es
       trotzdem – aus bekannten Gründen.
       
       Der nächste Eklat ist deshalb nur eine Frage der Zeit. Lindner und der Rest
       der Opposition können sich freuen.
       
       12 Sep 2018
       
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