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       # taz.de -- Kommentar Erdoğan-Statue: Billige Provinzposse
       
       > In Wiesbaden ist Biennale. Und ausgerechnet eine goldene Erdoğan-Statue
       > sollte die mediale Aufmerksamkeit auf dieses Ereignis lenken.
       
   IMG Bild: Erdoğan, vier Meter hoch und ganz in Gold: In Wiesbaden wurde die Statue schnell wieder abgeräumt
       
       Hoffentlich regt sich wenigstens Recep Tayyip Erdoğan richtig darüber auf,
       dass die Stadt Wiesbaden [1][eine ihm gewidmete Statue abbauen ließ,] um
       damit möglichen Auseinandersetzungen zuvorzukommen. Warum steht Herr
       Erdoğan überhaupt in Wiesbaden in der Gegend herum? Weil zur Zeit Biennale
       ist. Da sind gerne „provokativ und diskussionswürdig“ genannte Aktionen ein
       Muss. Entsprechend hält der Intendant des Wiesbadener Staatstheaters, Uwe
       Eric Laufenberg, es für eine gute Idee, diese Statue aufzustellen, „um über
       Erdoğan zu diskutieren“.
       
       In Wiesbaden? Ehrlich? Aber trotzdem wieder was gelernt: dass es dazu eine
       Statue braucht, war mir bislang nicht klar. Schien doch so, als ob seine
       Person genug Anlass dazu böte. Nun ja, vielleicht hilft in Wiesbaden so
       eine Skulptur, auch wenn ich wetten würde, dass die Mehrzahl der
       Wiesbadener gar nicht checkt, wer da vor ihnen steht.
       
       Glücklicherweise gibt es aber selbst in Wiesbaden eine Ecke in der Stadt,
       in der hauptsächlich türkischstämmige Deutsche und türkische Migranten
       wohnen. Und genau da hat die Leitung der Biennale die Statue dann auch
       hingepflanzt. Gratulation! Zu allem Überfluss heißt der Platz dann auch
       noch Platz der Deutschen Einheit.
       
       Schöner geht’s nicht. Ja, und dort gab es dann zwischen Erdoğan-Anhängern
       und Erdoğan-Gegnern die erwartbaren heftigen Wortgefechte, also richtiges
       Geschrei, was bekanntlich diskutieren genannt wird und gefährlich ist.
       
       Nachdem die Installation also abgeräumt wurde, steht natürlich der Vorwurf
       von Zensur und Willfährigkeit im Raum. Geschenkt. Denn nichts ist leichter
       zu durchschauen als diese Erdoğan-Installation, deren einziger Zweck es
       ist, für Aufruhr zu sorgen. Von diesem Aufruhr, dem Aufgebot von Polizei
       und Feuerwehr – was gibt das nur für schöne Bilder! –, weiß das
       Kulturestablishment, wird sein Festival profitieren. Damit erfährt es
       die mediale Aufmerksamkeit, die kein einziges Theaterstück während der
       gesamten Biennale generieren wird. Applaus! für eine dieser ewig gleichen
       Provinzpossen, deren man so überdrüssig ist.
       
       29 Aug 2018
       
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