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       # taz.de -- Online-Marktplatz Fairmondo: Faire Alternative?
       
       > Dawanda, eine Plattform für Selbstgemachtes und Vintagewaren, schließt.
       > Fairmondo will ein nachhaltiger Nachfolger für BastlerInnen werden.
       
   IMG Bild: Selbstgemacht und demokratisch: Fairmondo ist genossenschaftlich organisiert
       
       „Genossenschaft 2.0“ nennt das Berliner Unternehmen Fairmondo sein
       Wirtschaftsmodell. Damit will es zur alternativen Nachfolge des
       Online-Marktplatzes Dawanda werden und gegen die großen US-Konkurrenten
       Etsy und Amazon bestehen.
       
       Nach zwölf Jahren schloss Dawanda am vergangenen Donnerstag seine
       Plattform. Vom Insektenhotel bis zur Joseph-Beuys-Marionette fanden
       Bastelfans in Deutschland dort die größte Auswahl an Selbstgemachtem,
       Design- und Vintagewaren.
       
       Als Grund für die Schließung Ende August gab das Unternehmen an, nicht mehr
       aus eigener Kraft wachsen zu können. 150 MitarbeiterInnen wurden entlassen,
       NutzerInnen wurde der Wechsel zu Etsy empfohlen. Laut Gründerin und
       Geschäftsführerin Claudia Helming war dieser Schritt nötig, um
       VerkäuferInnen „langfristig das Bestehen ihrer Unternehmen, ihre Einkommen
       und weiteres Wachstum zu sichern“. Außerdem teilten Etsy und Dawanda „eine
       gemeinsame Vision sowie gleiche Ziele und Werte“.
       
       Fairmondo-Gründer Felix Weth sieht in der Schließung der Plattform eine
       Chance für sein Unternehmen. „Viele ehemalige Dawanda-NutzerInnen haben
       sich an uns gewandt, weil sie mit dem Umzug zu Etsy nicht glücklich sind“,
       sagte Weth der taz. Genau diesen NutzerInnen will das genossenschaftlich
       organisierte Unternehmen eine demokratische und zugleich wirtschaftliche
       Alternative bieten.
       
       ## Etsy winkt mit Millionen
       
       Über 2.000 Privatpersonen und Gewerbetreibende haben bisher Anteile am
       Unternehmen gezeichnet. Ein Geschäftsanteil kostet 10 Euro und stellt damit
       für Geringverdienende keine große Hürde dar. Trotzdem hat Fairmondo ein
       Problem: Es ist außerhalb seines Netzwerks kaum bekannt und verfügt über
       wenig finanzielle Ressourcen.
       
       Auch Katrin Engelke hat von Fairmondo bisher nichts gehört. Wie viele
       andere Dawanda-HändlerInnen ist die Berlinerin der Empfehlung gefolgt und
       betreibt ihren Onlineshop für handgemachte Ledertaschen nun bei Etsy. Durch
       die Schließung von Dawanda sei ihr wichtigstes Standbein weggebrochen, sagt
       Engelke. Ob ihre Kundschaft mit zu Etsy wandert, ist für Engelke noch
       ungewiss. Ein Etsy-Mitarbeiter habe sie angerufen und erklärt, dass das
       Unternehmen eine millionenschwere Werbekampagne für den deutschen Markt
       plane.
       
       Ein vergleichbares Kapital steht Fairmondo nicht ansatzweise zur Verfügung.
       2016 generierte das Unternehmen einen Umsatz von rund 122.000 Euro. Etsy
       nahm im selben Jahr rund 365 Millionen Dollar ein. Die Betreiber aus Berlin
       wissen natürlich, dass sie in einer ganz anderen Liga spielen.
       
       Trotzdem glauben sie an ihren Ansatz: „Wir richten uns an eine
       spezifischere Zielgruppe als Amazon oder Etsy“, betont Weth. Das ist
       natürlich kein Großteil des Marktes, aber sein Team sei zuversichtlich,
       „organisch und transparent“ zu wachsen und monopolistischen Tendenzen des
       Onlinemarktes entgegenzuwirken.
       
       3 Sep 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lin Hierse
       
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