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       # taz.de -- Programm der Grünen für Europawahl: Klimaschutz und Sozialstandards
       
       > Mehr Klimaschutz, einklagbare soziale Grundrechte und ein einheitliches
       > Einwanderungsrecht: Auf diese Forderungen setzt die Partei im
       > Europawahlkampf.
       
   IMG Bild: Die Vorsitzenden der Grünen Barebock und Habeck setzen auf eine EU-weite Quote für abgasfreie Neuwagen
       
       Berlin afp | Die Grünen wollen mit der Forderung nach einem stärkeren
       Klimaschutz, einem einheitlichen Einwanderungsrecht und einklagbaren
       Sozialstandards in den Europawahlkampf 2019 ziehen. Im kommenden Jahr stehe
       eine „Richtungswahl“ an, heißt es in dem Freitag vorgestellten Entwurf für
       das Europa-Wahlprogramm. Es gehe darum, ob der Kontinent in den
       Nationalismus zurückfalle oder die EU sich kraftvoll erneuere, heißt es in
       der Vorlage des Parteivorstandes.
       
       Der Sommer mit seinen Waldbränden, der Dürre und den Ernteausfällen mache
       einen „klaren Klimarealismus“ erforderlich, sagte Parteichefin Annalena
       Baerbock in Berlin. Das dürfe Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nicht
       länger blockieren. „Sonst bricht sie mit dem Pariser Klimaschutzabkommen.“
       
       Die Grünen verlangen einen „CO2-Mindestpreis“ für Industrieanlagen und eine
       europaweite Quote für abgasfreie Neuwagen. Zudem solle eine Plastiksteuer
       auf Wegwerfprodukte eingeführt werden. Ab 2030 sollten alle in der EU
       verwendeten Kunststoffprodukte wiederverwendbar, komplett abbaubar oder
       kosteneffizient recycelbar sein.
       
       Die Grünen verlangen außerdem, die EU zu einem „Garanten sozialer Rechte“
       zu machen. Soziale Grundrechte sollten vor dem Europäischen Gerichtshof
       einklagbar sein. Dann könnten Bürger gegen ihr Land klagen, wenn ihnen die
       in der EU-Grundrechtecharta festgeschriebene medizinische Versorgung
       verwehrt werde. Zudem solle es einen „europäischen Rahmen für eine
       Grundsicherung in allen Mitgliedsstaaten“ geben. Außerdem plädieren die
       Grünen für eine europaweite Mindestlohnrichtlinie.
       
       ## Legale Fluchtwege
       
       Mit einem europäischen Einwanderungsrecht solle der Fachkräftebedarf in
       Deutschland gedeckt werden, heißt es Programmentwurf weiter. „Menschen
       unterschiedlicher Qualifikation sollen einwandern können“, forderte
       Baerbock. Einen „Spurwechsel“ solle es für jene Flüchtlinge geben, die in
       Europa beschäftigt und gut integriert seien, aber keine Aussicht auf Asyl
       hätten.
       
       Zudem drängen die Grünen auf legale Fluchtwege, sowie „großzügige und
       verlässliche Aufnahmekontingente“. „Nur so lässt sich verhindern, dass sich
       Schlepper an der Not von Geflüchteten bereichern“, sagte Baerbock. Nötig
       sei zudem eine staatlich organisierte Seenotrettung. Das Recht auf Asyl
       müsse gewahrt bleiben. Wenn es keine Einigung auf ein
       menschenrechtskonformes System gebe, müssten einzelne Staaten „vorangehen“.
       
       Um die innere Sicherheit zu stärken, wollen die Grünen nach dem Vorbild des
       Bundeskriminalamts (BKA) ein Europäisches Kriminalamt mit eigenen
       Ermittlungsteams aufbauen. Diese sollten in grenzüberschreitenden Fällen
       von Terrorismus oder organisierter Kriminalität selbst aktiv werden können.
       Schließlich solle eine Europäische Staatsanwaltschaft Ermittlungsverfahren
       gegen gewaltbereite Extremisten und organisierte Kriminelle einleiten
       können. „Das ist dann die Grundlage für die Ermittlungen des Europäischen
       Kriminalamtes“, sagte Ko-Parteichef Robert Habeck.
       
       Baerbock und Habeck wollten den Programmentwurf am Freitag auf einer
       öffentlichen Veranstaltung in Berlin vorstellen. Beschlossen werden soll
       das Programm dann auf dem Bundesparteitag vom 9. bis 11. November in
       Leipzig. Die Wahl zum Europäischen Parlament findet im Mai 2019 statt.
       
       31 Aug 2018
       
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