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       # taz.de -- Olga Pavlenko nach Geheimdienstaktion: Krim-Aktivistin ergreift die Flucht
       
       > Die Aktivistin Olga Pavlenko wurde am Telefon bedroht und vom russischen
       > Inlandsgeheimdienst besucht. Jetzt hat sie fluchtartig die Krim
       > verlassen.
       
   IMG Bild: Solidarität mit dem im Hungerstreik befindlichen inhaftierten Krim-Aktivisten Oleh Senzow
       
       KIEW taz | Die Krim-Aktivistin Olga Pavlenko hat am Sonntag fluchtartig die
       Krim verlassen. Pavlenko, die in einem ukrainischen Kulturzentrum
       arbeitete, sah sich nach zahlreichen Drohungen am Telefon, einer
       Hausdurchsuchung und einer möglichen Untersuchungshaft zu diesem Schritt
       gezwungen.
       
       Nach Informationen des ukrainischen Radiosenders Hromadske waren Angehörige
       des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB am 29. August in die Wohnung der
       Aktivistin eingedrungen. Sie hatten vorgegeben, von der Hausverwaltung zu
       sein und wegen einer kaputten Wasserleitung der Nachbarin in der Wohnung
       von Pavlenko nachsehen zu müssen. Doch kaum hatte Pawlenko aufgemacht,
       zeigten diese ihr einen Hausdurchsuchungsbefehl.
       
       Man verdächtige sie, sagten ihr die Beamten, Kontakte zu einer
       terroristischen Vereinigung zu haben. Nach der Hausdurchsuchung nahmen die
       Beamten einen USB-Stick, ein Mobiltelefon und Hefte mit. Gleichzeitig
       forderten sie die Aktivistin auf, zeitnah zu einem Verhör bei den
       Ermittlungsbehörden zu erscheinen. Sofort nach dieser Hausdurchsuchung
       entschloss sich Pavlenko zur Flucht. Am Sonntag kam sie in der von der
       Ukraine kontrollierten ostukrainischen Stadt Cherson an.
       
       Pavlenko ist nicht die einzige Aktivistin auf der Krim, die über Verfolgung
       klagt. Gegenüber der taz berichtet [1][Maria Tomak, Koordinatorin der
       Kiewer „Medieninitiative Menschenrechte“], von 57 Krim-Aktivisten, die
       derzeit in russischer Haft sind. Seit einem halben Jahr sitzt der
       gewaltfreie Anarchist Jewgenij Karakaschew auf der Krim in
       Untersuchungshaft. Ihm droht eine Verurteilung zu sieben Jahren Haft. Man
       wirft ihm vor, zweimal extremistische Posts ins Internet gestellt zu haben.
       
       ## Solidarität mit Hungerstreik
       
       [2][Dies berichtet der linke Aktivist von der Aktionsgruppe Alterra21, Igor
       Panjuta, der auf der Krim lebt,] am Montag der taz am Telefon. „Wir wissen
       nicht, wie wir ihm helfen können. Vor drei Monaten haben sich in der
       Nachbarzelle drei Gefangene das Leben genommen. Er erhält keine Pakete.
       Nicht einmal Bücher. Einmal nur hatte er ein Treffen mit der Mutter. Die
       Zelle selbst ist erträglich. Es gibt so viele Betten wie Gefangene.“
       
       Unterdessen hat sich der bekannte russische Regisseur Victor Kossakovsky
       bei den internationalen Filmfestspielen in Venedig mit dem im Hungerstreik
       befindlichen inhaftierten Krim-Aktivisten und Regisseur Oleh Senzow
       solidarisiert. Am Wochenende war Kossakovsky mit einem T-Shirt bei einer
       Veranstaltung der Festspiele erschienen, auf dem die Zahl 111 stand. So
       viele Tage war Senzow zu diesem Zeitpunkt bereits im Hungerstreik. Oleh
       Senzow fordert die Freilassung aller aus politischen Gründen verurteilten
       Ukrainer in Russland. Ein russisches Gericht hatte ihn 2015 zu einer
       Haftstrafe von 20 Jahren verurteilt. Der Vorwurf: Er soll Terroranschläge
       geplant haben.
       
       3 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
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   DIR Bernhard Clasen
       
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