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       # taz.de -- Gastkommentar Klarnamenpflich im Netz: Demokratie braucht Anonymität
       
       > Anonymität ist eine wichtige Voraussetzung für Demokratie – auch im Netz.
       > Eine Klarnamenpflicht für soziale Medien wäre falsch und nutzlos.
       
   IMG Bild: Trolle im Netz sollte man nicht füttern, sie werden dadurch nur größer
       
       In einem [1][Gastbeitrag für die taz hat Daniel Mack] dafür plädiert, eine
       Klarnamenspflicht in sozialen Medien einzuführen. Im ersten Moment leuchtet
       diese Forderung ein. Die Diskussionskultur im Internet hat sich in den
       letzten Jahren immer weiter verschlechtert. Aus dem Versprechen eines Raums
       des gleichberechtigten Diskutierens ist ein Raum der Beschimpfungen und des
       Hasses geworden. Mich macht es traurig zu sehen, wie Menschen, die sich
       politisch äußern, regelmäßig mit Hass und Häme überschüttet werden.
       
       Doch Anonymität ist auch eine wichtige Voraussetzung für die Demokratie.
       Wir geben bei einer Wahl anonym unsere Stimme ab und können anonym eine
       Demonstration besuchen. Anonymität ist der demokratische Standard, und der
       sollte es auch im Internet bleiben. Hier ist diese Voraussetzung sogar noch
       wichtiger als an der Wahlurne. Die grassierende Welle des Hasses ist kein
       Grund, die Anonymität einzuschränken. Im Gegenteil: Die Anonymität
       beschützt Menschen, die sich gegen rechts engagieren.
       
       Außerdem gibt es derzeit leider keine Hinweise darauf, dass es einen
       Zusammenhang zwischen Anonymität und dem Niveau der Diskussionskultur gibt.
       Die schlimmsten Beleidigungen und der schlimmste Hass werden mit vollem
       Namen, am liebsten noch mit einem lächelnden Profilbild, geäußert. Die
       gesellschaftliche Verrohung ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass
       man auch mit vollem Namen hassen kann.
       
       Statt grundlegende demokratische Freiheiten einzuschränken, sollten wir
       lieber die sozialen Medien in die Pflicht nehmen. Facebook zeigt uns
       beispielsweise seit geraumer Zeit nur noch Beiträge an, bei denen es eine
       möglichst kontroverse Debatte gibt. Das soziale Netzwerk fordert uns per
       Algorithmus zum Streit, zum Hass und zur Hetze auf und verfolgt
       Beleidigungen dann nur sehr halbherzig bis gar nicht. Das sollten wir uns
       als Gesellschaft nicht weiter gefallen lassen. Wir müssen die sozialen
       Medien jetzt zum Handeln zwingen – im Notfall auch mit neuen Gesetzen.
       
       19 Sep 2018
       
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