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       # taz.de -- Kommentar zu Radtoten in Berlin: Wo sind die Kampfradler der Grünen?
       
       > Seit zwei Jahren regiert Rot-Rot-Grün in Berlin. Doch die Koalition traut
       > sich nicht, radikale Maßnahmen für die Sicherheit der Radler umzusetzen.
       > Das ist erbärmlich.
       
   IMG Bild: Und schon wieder müssen Radler eine Mahnwache abhalten, wie hier Anfang 2018 in Schöneberg
       
       Es ist der zehnte tote Radfahrer dieses Jahr. Und er hat wieder einmal
       alles richtig gemacht: Er hat einen „Fahrradschutzstreifen“ genutzt, um bei
       Grün eine Kreuzung zu überqueren – und wurde von einem rechtsabbiegenden
       Laster überrollt. [1][Wer sich ausmalt, was da passiert,] muss kotzen. So
       drastisch muss man das formulieren.
       
       Zum Glück wird ja jetzt alles besser. Sollte man meinen. Schließlich
       regiert seit zwei Jahren Rot-Rot-Grün in Berlin, die Verkehrssenatorin wird
       von den Grünen gestellt. Optimaler wird es für Radfahrer nicht. Doch das
       ist ja das Schlimme: Alles, was R2G hinbekommen hat, ist ein
       Mobilitätsgesetz. Daraus kann man nun den Unfallopfern bei ihrer Beerdigung
       vorlesen. Na danke.
       
       Zwar soll in wenigen Tagen an der Holzmarktstraße der erste wirklich
       geschützte Radstreifen fertig werden, in Grün und mit Pollern. Aber nur auf
       einer Seite. Und nach gerade 400 Metern endet er. Im Desaster. Vor der
       Kreuzung werden rechtsabbiegende Autofahrer so zwischen die Radler geführt,
       dass der Konflikt programmiert ist. Hoffentlich verkeilen sich dort alle so
       sehr im Stau, dass, wenn es knallt, niemand schwer verletzt wird. Das soll
       der Maßstab für die künftige Verkehrsgestaltung sein? Da möchte man als
       Radfahrer nur noch in die Bordsteinkante beißen.
       
       Seit Jahren gibt es reihenweise [2][kluge Vorbilder in Holland] oder
       Dänemark, die zeigen, wie man Kreuzungen so gestalten kann, dass Konflikte
       und damit Unfälle wirklich verhindert werden könnten. Aber dort gibt es
       auch Politiker, die den Mut haben, Autofahrer in die Schranken zu weisen.
       In Berlin aber …
       
       Wo ist die grüne Verkehrssenatorin, die den zehnten getöteten Radler zum
       Anlass nimmt für ein paar radikale und schnelle Maßnahmen?
       
       1.: sofortiges Fahrverbot für Schwerlaster in der Innenstadt, bis die
       Transportlobby nachhaltige Initiativen vorweist, um Unfälle zu verhindern.
       Ach, das traut sich eh keine Grüne?
       
       Na dann, 2.: sofortige Umwidmung der wenigen Fahrradstraßen in
       Fahrradstraßen, die ihren Namen verdienen. Also mit Nutzungsverbot für
       motorisierten Verkehr, damit Radler wenigstens dort sicher sind. Auch zu
       radikal?
       
       Dann 3.: Umwandlung aller vorhandenen Radstreifen in durch Poller vom
       Autoverkehr abgegrenzte Protected Bike Lanes. Das wäre binnen vier Wochen
       machbar. Natürlich nicht mit der vorhandenen Verwaltung, aber wenn der
       Senat die engagierten Radler der Stadt um Hilfe bäte, würden die ruck, zuck
       die gefährlichsten Ecken absichern.
       
       Klingt immer noch utopisch? Stimmt. Aber nicht, weil es nicht dringend
       notwendig wäre. Dass Rot-Rot-Grün es nicht hinbekommt, liegt auch am
       fehlendem Dampf unterm Satttel: Wo sind eigentlich die Kampfradler bei den
       Grünen? Die Linkslenker in der Linken? Die strampelnde Arbeiterklasse in
       der SPD? Wo sind die Basisinitiativen, die ihren Parteien klarmachen, dass
       die die überfällige Verkehrswende gerade mit Volldampf in den Sand setzen?
       
       Da bleibt nur noch der müdeste, aber leider häufig wirksamste Hinweis an
       Politiker: Auch Radfahrer sind Wähler. Und selbst wenn sie bis 2021 den
       Berliner Verkehr überleben sollten, ist bisher kein einziger Grund
       ersichtlich, warum sie den verantwortlichen PolitikerInnen noch mal ihre
       Stimme geben sollten.
       
       18 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Lkw-ueberrollt-Radfahrerin/!5307057
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