URI: 
       # taz.de -- Gartensiedlungen & Stadtklima: „Eine schöne Debatte ist das nicht“
       
       > Die Linke hat ins Vereinsheim der Anlage „Treptow’s Ruh“ eingeladen:
       > Diskussion über die Bedeutung von Kleingartenanlagen fürs Berliner Klima.
       
   IMG Bild: Hölle oder Himmel? Auf alle gut für das Klima einer großen Stadt wie Berlin
       
       Als Katalin Gennburg unlängst [1][auf einem Recycling-Floß zu
       Elektro-Klängen für die Öffnung des Spreeparks demonstrierte], passte das
       perfekt zum Image der früheren Sprecherin der Nachwuchsorganisation der
       Linken, „Solid“, die heute die Linksfraktion in Sachen Stadtentwicklung,
       Tourismus und „Smart City“ vertritt. Aber Gennburg kann auch anders: Am
       Montagabend sitzt sie im Vereinsheim der Kleingartenanlage „Treptow’s Ruh“,
       ein Ort, wo schon die kleine Discokugel, die von der rustikalen Holzdecke
       baumelt, verwegen wirkt. Immer wenn jemand in den vollbesetzten Raum kommt,
       zieht hinten vom Tresen ein warmer Dunst aus Rauch und Bier herüber.
       
       Gennburg ist direkte gewählte Abgeordnete für Treptow, und sie hat
       eingeladen, um mit Experten über die Bedrohung der [2][Berliner
       Kleingärten] zu sprechen. Der Ort ist nicht zufällig gewählt: Die 1903
       gegründete Anlage im Ortsteil Plänterwald verliert Ende 2020 neben vielen
       anderen Kleingartenkolonien ihren Schutzstatus, der Berliner
       Flächennutzungsplan weist sie als Bauerwartungsland aus. Wie lange hier
       noch gearbeitet und gefeiert werden kann, steht in den Sternen.
       
       Die Stoßrichtung ist von Anfang an klar: „Ist Kleingartenbebauung nicht
       Klassenkampf von oben?“, fragt Gennburg. Sie betrachtet die Gartenparzelle
       nicht als „Ort, wo irgendwelche Leute an Hecken rumschnippeln“, sondern als
       Refugium für Menschen mit wenig Geld. Bei Klaus Neumann,
       Landschaftsarchitekt und emeritierter Beuth-Professor, rennt sie da offene
       Türen ein. Er findet, dass Kleingärten nicht nur ökologisch wichtig sind
       und einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit ihrer Pächter leisten – sie sind
       für ihn auch gesellschaftlich bedeutsam, ja ein „kulturelles Highlight“.
       „Könnten Berlins Kleingärten nicht zum Weltkulturerbe nominiert werden?“,
       fragt er provokant.
       
       Günter Landgraf vom Kleingärtner-Landesverband sieht das naturgemäß
       genauso. Er ist auch an der Erstellung des neuen
       „Kleingartenentwicklungsplans“ beteiligt, den die Umweltverwaltung in
       Auftrag gegeben hat. So richtig optimistisch, dass das Ergebnis die Gärten
       wirklich schützt, ist er aber nicht. „Ich fürchte, dass am Ende das Thema
       Bauen und Wohnen vorgeht.“
       
       ## Steht im Koalitionsvertrag
       
       Dieses Thema repräsentiert in der kleinen Runde Staatssekretär Sebastian
       Scheel (Linke), der seine Worte mit viel Bedacht wählt. „Wir müssen auch
       dem Wachstum der Stadt gerecht werden“, sagt er, und: „Eine schöne Debatte
       ist das natürlich nicht.“ Die gute Nachricht sei: „Es gibt einen
       Koalitionsvertrag, und der sagt eindeutig, dass Kleingärten gesichert
       werden sollen.“
       
       Das bringt Klaus Neumann ein bisschen auf die Palme. „Merken Sie gar nicht,
       dass Sie nur noch vom Sichern der Gärten reden und nicht davon, wie es mehr
       werden? Eine wachsende Stadt braucht auch ein Mehr an grüner
       Infrastruktur!“
       
       An die meist älteren Anwesenden appelliert Günter Landgraf: „Wir müssen den
       Druck noch weiter erhöhen, und ihr in den Vereinen müsst den Mut haben,
       klimagerechte Gärten zu entwickeln!“ Deutlich lauteren Beifall bekommt da
       ein kämpferischer Satz von Katalin Gennburg: „Wenn es um den Wohnungsbau
       geht, wird immer gefordert, Gärten wegzubaggern. Warum sollten wir nicht
       erst mal Shoppingmalls abreißen?“
       
       18 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Floss-Kundgebung-fuer-den-Spreepark/!5533080/
   DIR [2] https://www.berlin.de/senuvk/umwelt/stadtgruen/kleingaerten/de/kleingartenanlagen/index.shtml
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
       ## TAGS
       
   DIR Kleingarten
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Luft
   DIR Berliner Luft
   DIR Kleingartenanlage
   DIR Kleingartenanlage
   DIR Kleingartenanlage
   DIR Berlin
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Zur Zukunft der Berliner Kleingärten: Bekenntnis zu grünen Stadtoasen
       
       „Einzigartige Kleingarten-Vielfalt“ soll erhalten bleiben: Entwurf des
       Kleingartenentwicklungsplans Berlin 2030 vorgelegt. Ein Wochenkommentar.
       
   DIR Kleingärten in Berlin: Bedrohte Kolonien des Glücks
       
       Etwas Grün in bester Stadtlage – davon träumen nicht nur die, die auf eine
       Parzelle zum Gärtnern warten: Die Flächen wecken auch Begehrlichkeiten als
       Bauland.
       
   DIR Kommentar Kleingärten-Ausländerquote: Gärten sind für alle da
       
       Eine Pachtvergabe nur an Deutsche, wie es ein der größte Kleingartenverein
       in Kiel erwägt, ist nicht akzeptabel. Politik und Verwaltung müssen das
       verhindern.
       
   DIR Berliner Gemeinschaftsgärten: In der Existenz bedroht
       
       Urbane Gärten tragen viel zu einem guten Stadtklima bei – sowohl in Bezug
       auf Luft als auch Lebensgefühl. Doch der Kampf um Freiflächen wird härter.