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       # taz.de -- Gastkommentar Chemiewaffen in Syrien: Wegducken ist keine Option
       
       > Der Einsatz von Chemiewaffen in Syrien muss Ächtung erfahren. Über die
       > Bestrafung von Kriegsverbrechen zu diskutieren, ist ein Anfang.
       
   IMG Bild: 8.4. 2018, Duma, Syrien. Hilfsorganisationen berichteten von einem Einsatz von Chemiewaffen
       
       Vor fast einem Jahr stellten die UN und die Organisation für das Verbot
       chemischer Waffen (OPCW) fest: Das syrische Regime tötete [1][am 4. April
       2017 in Khan Sheikhoun] rund 100 Menschen mit Sarin. Doch eine politische
       Antwort des Westens blieb aus, Kriegsverbrechen und Giftgasangriffe setzten
       sich fort.
       
       Assad ist Wiederholungstäter: Die UN legen ihm 28 Angriffe mit Giftgas zur
       Last. Die Gefahr für die Menschen in Idlib, erneut Opfer von Chemiewaffen
       zu werden, ist real. Ist das laute Nachdenken des Verteidigungsministeriums
       über ein militärisches Eingreifen in Syrien also richtig? Nein – und zwar
       nicht nur, weil die Planspiele jeglicher Grundlage entbehren. Die
       Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee, Auslandseinsätze müssen vom
       Völkerrecht gedeckt und vom Bundestag beschlossen werden.
       
       Aber es ist hilfreich, dass diese Debatte öffentlich wurde: Wie können
       Menschen vor Kriegsverbrechen geschützt und wie auf den Einsatz verbotener
       Waffen reagiert werden? Dass das Verteidigungsministerium dies aufgreift,
       unterstreicht den desolaten Zustand der deutschen Friedenspolitik.
       
       Spätestens nach Khan Sheikhoun hätten deren Vertreter von SPD bis Linke
       deutlich machen müssen, dass der Einsatz von ABC-Waffen nicht geduldet
       werden darf. Doch stattdessen wurde das Thema verdrängt oder das
       Schutzbedürfnis der syrischen Bevölkerung ignoriert. Doch ohne eigene
       Vorschläge, wie Kriegsverbrecher bestraft und Zivilisten geschützt werden
       können, wirkt die Kritik an militärischen Planspielen wie ein Wegducken.
       
       Dabei hat der Bundestag nicht-militärische Optionen, Assad und seine
       Unterstützer zu treffen. Bestrebungen Putins, in Europa für den
       Wiederaufbau Syriens abzukassieren, sollte der Bundestag rechtsverbindlich
       zurückweisen, bis sich Kriegsverbrecher für ihre Taten verantworten müssen.
       Wenn der wiederholte Einsatz von Massenvernichtungswaffen keine Konsequenz
       hat, nimmt das Völkerrecht Schaden. Man muss dem Verteidigungsministerium
       fast dankbar sein, dass zumindest endlich darüber diskutiert wird.
       
       14 Sep 2018
       
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