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       # taz.de -- Britische Linke debattiert Judenhass: Labour definiert Antisemitismus
       
       > Nach langem innerparteilichen Streit hat die britische Labour-Partei die
       > gängige Antisemitismus-Definition vollständig anerkannt. Es gibt auch
       > Kritik.
       
   IMG Bild: DemonstrantInnen fordern vor der Labour-Parteizentrale einen entschiedenen Kampf gegen Antisemitismus
       
       London afp | Die Führungsspitze der oppositionellen Labour-Partei in
       Großbritannien hat die vollständige Antisemitismus-Definition der
       International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) für ihren
       Verhaltenskodex übernommen. Das Exekutivkomitee habe „alle Beispiele der
       IHRA für Antisemitismus“ übernommen, sagte ein Parteisprecher am Dienstag.
       [1][Der Entscheidung war eine heftige parteiinterne Debatte
       vorausgegangen.]
       
       Das Treffen in der Labour-Parteizentrale in London dauerte mehrere Stunden,
       während sich draußen Demonstranten von beiden Seiten Gehör verschaffen zu
       versuchten. Die IHRA-Definition sei gemeinsam mit einer Erklärung
       angenommen worden, die sicherstellen soll, dass die „Meinungsfreiheit zu
       Israel und den Rechten der Palästinenser“ nicht untergraben werde, sagte
       der Sprecher.
       
       [2][Bislang hatte sich Partei geweigert, die gängige IHRA-Definition zu
       übernehmen.] Bei der Organisation handelt es sich um einen Zusammenschluss
       von 31 Staaten, die sich dem Kampf gegen Antisemitismus und
       Holocaust-Leugnung verschrieben haben. Sie kooperiert unter anderem mit der
       UNO, auch Deutschland ist Mitglied.
       
       Die Parteiführung hatte diese Definition bislang nicht komplett in ihren
       eigenen Statuten festgeschrieben, weil sie diese für zu weitreichend hielt:
       Es gab die Befürchtung, dass damit auch reine Kritik an der Politik Israels
       als antisemitisch eingestuft werden könnte.
       
       An der Definitionsfrage hatte sich ein heftiger parteiinterner Streit
       entzündet. Befeuert wurde er auch dadurch, dass sich Parteichef Jeremy
       Corbyn wegen früherer Äußerungen, Taten und Kontakte [3][immer wieder dem
       Vorwurf des Antisemitismus ausgesetzt sah]. Corbyn zählt zum
       Linksaußen-Flügel der Partei, der als äußerst pro-palästinensisch gilt.
       
       ## Ein „echtes Problem“
       
       Im März hatten führende Vertreter der jüdischen Gemeinden in einem Brief an
       Labour offenen Antisemitismus beklagt. Besonders Corbyn ergreife „immer
       wieder“ Partei für antisemitische Positionen, hieß es: Der Parteichef sei
       „ideologisch so sehr auf seine weit links stehende Weltsicht fixiert, dass
       er den jüdischen Gemeinschaften der Mitte instinktiv feindselig
       gegenübersteht“.
       
       Im August dann hatte Corbyn zugegeben, dass es ein „echtes Problem“ mit
       Antisemitismus in seiner Partei gebe. Labour arbeite daran, sagte er zu.
       Corbyn wies einen Teil der jüngst gegen seine Partei erhobenen Vorwürfe
       aber auch als „überhitzte Rhetorik“ zurück. So könne er die Aussage nicht
       akzeptieren, Labour sei eine „Bedrohung“ für Juden.
       
       Auch am Dienstag gab es Umgehend Kritik an der Entscheidung des
       Exekutivkomitees. Die Labour-Abgeordnete Margaret Hodge [4][kritisierte im
       Kurzbotschaftendienst Twitter,] die zusätzliche Erklärung „verwässert die
       begrüßenswerte komplette Annahme der IHRA-Definition“.
       
       5 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Antisemitismus-in-Grossbritannien/!5519986
   DIR [2] /Britische-Labour-Partei-in-der-Kritik/!5521085
   DIR [3] https://jungle.world/artikel/2018/32/too-little-too-late
   DIR [4] https://twitter.com/margarethodge/status/1037023722983616512
       
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