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       # taz.de -- Eklat in KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen: AfD-Teilnehmerliste vernichtet
       
       > Eine AfD-Besuchergruppe störte eine Führung im KZ Sachsenhausen. Die
       > Ermittlungen sind schwierig, denn die Teilnehmerliste gibt es nicht mehr.
       
   IMG Bild: Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen „beschimpfendem Unfung“ in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen
       
       Berlin taz | Nach dem Vorfall um eine AfD-Besuchergruppe in der
       KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen gestaltet sich die Rekonstruktion der
       Ereignisse für die Ermittler schwierig. Die Teilnehmerliste der
       Besuchergruppe wurde sowohl im Bundespresseamt als auch im Bundestag
       vernichtet, [1][meldet der Tagesspiegel].
       
       Am 10. Juli hatten fünf bis sechs Personen einer Besuchergruppe [2][die
       Gedenkstättenführung permanent unterbrochen und gestört]. Dabei hatten sie
       KZ-Verbrechen relativiert und an der Existenz von Gaskammern gezweifelt.
       Bei der Besuchergruppe handelte es sich um eine insgesamt 17-köpfige Gruppe
       aus dem Wahlkreis von AfD-Bundestagsfraktionschefin Alice Weidel. Der
       Besuch in der KZ-Gedenkstätte war vom Bundespresseamt finanziert worden.
       Diese Informationen waren vergangene Woche – [3][ebenfalls durch einen
       Bericht des Tagesspiegel] – bekannt geworden.
       
       Noch am vergangenen Freitag hatte die Staatsanwaltschaft Neuruppin die
       Ermittlungen aufgenommen und den Besucherführer als Zeugen vernommen, der
       die AfD-Gruppe begleitet und deren Besuch dann abgebrochen hatte. Ermittelt
       werde wegen Verdachts auf Volksverhetzung. Das Bundespresseamt bestätigte
       „antisemitische und historisch unhaltbare Äußerungen“ – allerdings von nur
       einem der 17 Besucher.
       
       Jetzt könnten weitere Ermittlungen schwieriger werden: Die Teilnehmerliste
       des Besuchs in Sachsenhausen wurde vernichtet. Regierungssprecher Steffen
       Seibert begründete dies mit der neuen Datenschutzgrundverordnung. Auch die
       Verwaltung des Bundestags hat die Liste nicht mehr. Der dortige
       Besucherdienst lösche die Daten einer Besuchergruppe, sobald der Besuch
       erfolgt sei, erklärte die Parlamentssprecherin Eva Haacke.
       
       ## Liste nach Abrechnung vernichtet
       
       Konkret geht es bei den Ermittlungen darum, ob einzelne Personen der
       AfD-Gruppe den Holocaust gebilligt, geleugnet oder verharmlost und ob sie
       zudem die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft gebilligt,
       verherrlicht oder gerechtfertigt haben. Außerdem prüft die
       Staatsanwaltschaft, ob eine Störung der Totenruhe vorliegen könnte. In
       diesem konkreten Fall geht es bei dem Straftatbestand um „beschimpfenden
       Unfug“ in öffentlichen Totengedenkstätten.
       
       Unklar ist, wann genau wer von dem Vorfall mit der Besuchergruppe erfahren
       hat. Im Anschluss an den Besuch habe es ein Telefonat zwischen dem Chef der
       Gedenkstätten-Stiftung und dem Bundespresseamt gegeben. Dabei hätten sich
       Gedenkstätte und Bundespresseamt über den Zwischenfall ausgetauscht. Es
       könne aber nicht rekonstruiert werden, wann genau das Telefonat
       stattgefunden habe.
       
       Ein Sprecher des Bundespresseamts sagte, seine Behörde habe erst am 27.
       Juli von dem Zwischenfall erfahren. Die Teilnehmerliste ist bereits am 25.
       Juli vernichtet worden – nach „Abrechnung der Informationsfahrt“.
       
       Vor allem ist jetzt aber unklar, wie die Ermittlungen weitergehen und ob
       die Ermittler die Teilnehmerliste von der AfD oder von dem Hotel, das für
       die Gruppe gebucht war, bekommt.
       
       6 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.tagesspiegel.de/politik/nach-eklat-in-sachsenhausen-afd-teilnehmerliste-von-besuch-in-kz-gedenkstaette-vernichtet/22997834.html
   DIR [2] /AfDler-besuchen-Sachsenhausen/!5532578
   DIR [3] https://www.tagesspiegel.de/politik/rechtsradikale-in-sachsenhausen-polizei-ermittelt-gaestegruppe-von-afd-spitzenfrau-weidel-hetzt-in-kz-gedenkstaette/22976378.html
       
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