# taz.de -- Wegen Sitzstreiks in Ägypten 2013: Gericht bestätigt 75 Todesurteile
> Ein Gericht in Ägypten hat 75 Todesurteile gegen Mitglieder der
> Muslimbruderschaft verhängt. Sie lösten nach dem Sturz von Ex-Präsident
> Mursi Proteste aus.
IMG Bild: Der ägyptische Fotojournalist Mahmoud Abu Zeid, auch bekannt als Schaukan
Kairo ap/dpa | Fünf Jahre nach einem Sitzstreik von Anhängern des früheren
ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi sind 75 Menschen zum Tode verurteilt
worden. Gegen den Vorsitzenden der verbotenen Muslimbruderschaft, Mohammed
Badie, und 46 weitere Beschuldigte verhängte ein Gericht in Ägypten am
Samstag eine lebenslange Haftstrafe. In dem Fall wurden insgesamt 739
Menschen angeklagt, ihnen wurden Delikte von Sachbeschädigung bis Mord zur
Last gelegt.
Mursi war der erste demokratisch gewählte Präsident Ägyptens. Er gehört der
Muslimbruderschaft an, seine islamistischen Reformen führten zu Protesten,
denen sich das Militär anschloss. 2013 wurde er vom Militär gestürzt. Der
Sitzstreik in einem Vorort von Kairo wurde von Sicherheitskräften
aufgelöst. Bei dem Einsatz wurden mindestens 600 Menschen getötet.
Einer von Mursis Söhnen, Osama, gehörte zu 22 Angeklagten, die eine
zehnjährige Haftstrafe bekamen. Gegen die Urteile vom Samstag kann Berufung
eingelegt werden.
Im selben Massenprozess ging es auch um den bekannten ägyptischen
Fotografen Mahmud Abu Seid, der nun nach fünf Jahren in Haft das Gefängnis
verlassen darf. Das Gericht verurteilte den 30-Jährigen, der unter dem
Namen Schaukan bekannt ist, zwar zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren.
Da er diese Strafe seit 2013 allerdings schon abgesessen hat, liefen die
Vorbereitungen für Abu Seids Entlassung, wie Gerichtskreise berichteten.
Gegen das Urteil kann aber Berufung eingelegt werden.
Schaukan war in den vergangenen Jahren zu einer Ikone im Kampf gegen die
stark eingeschränkte Pressefreiheit in Ägypten geworden, und sein Fall ein
Beispiel für die Willkür der Justiz. Zum Verhängnis wurde dem Journalisten
die Berichterstattung über die blutige Niederschlagung einer
Großdemonstration von Islamisten durch das Militär 2013 in Kairo, weshalb
er festgenommen wurde. Im April erhielt er den „World Press Freedom Prize“
der UN-Kulturorganisation Unesco.
8 Sep 2018
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