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       # taz.de -- Serena Williams' Ausraster: Wer braucht schon Damentennis?
       
       > Williams verliert das Finale der US-Open und streitet mit dem Schiri.
       > Aber auch die antisexistische Vertreterin des Frauentennis hat keine
       > Narrenfreiheit.
       
   IMG Bild: Aus Wut zertrümmerte Serena ihren Schläger
       
       Bisweilen ist noch immer die Rede vom Damentennis. Aber weil Damen heute
       über 60 sind und nur noch in wenigen Habitaten – Golfklubs, Praxen von
       Schönheitschirurgen und der Wiener Oper – vorkommen, ist in
       fortschrittlichen Kreisen aus Damentennis Frauentennis geworden.
       
       Das ist von Vorteil, weil sich die Spielerinnen nicht mehr damenhaft
       benehmen müssen. Sie können ihre Schläger wie Vorschlaghämmer auf den Boden
       donnern und sie zu Kleinholz verarbeiten. Sie können lauthals stöhnen wie
       eine Pornoqueen. Sie können schimpfen wie die Kesselflicker und [1][dabei
       Outfits tragen, die einem Etepetete-Tennisfan ins Gesicht schreien]: „Mein
       Arsch gehört mir, du Körperfaschist!“
       
       Serena Williams hat in dieser Hinsicht Maßstäbe gesetzt. Vor allem am
       vergangenen Samstag, [2][als sie bei den US Open das Finale gegen die
       Japanerin Osako bestritt]. Sie ächzte, trug das kleine Schwarze mit Tutu,
       und ihre Kampfeslust erreichte höchste Pegelstände.
       
       Die US-Amerikanerin verausgabte sich aber vor allem in den Spielpausen. Als
       sie der Stuhlschiedsrichter wegen unerlaubten Coachings verwarnte und als
       dann noch Verwarnungen wegen Schlägerzertrümmerns und Schiri-Beleidigung
       samt Punktabzug hinzukamen, vergaß sich Williams. Sie betrüge nie,
       lamentierte sie, sie sei nämlich Mutter. Der Schiri sei ein Dieb und
       Lügner. Er habe sich bei ihr zu entschuldigen, schließlich habe er ihren
       Ruf beschädigt.
       
       Dafür war Serena Williams stets selbst verantwortlich. Sie hat mit der Zeit
       eine gewisse Attitüde entwickelt. Manch einer in der Tennisszene fühlt sich
       an die Allüren einer Naomi Campbell erinnert. Einer Linienrichterin sagte
       Williams einmal: „Wenn ich könnte, würde ich verdammt noch mal diesen
       verdammten Ball in deine verdammte Gurgel stecken und dich umbringen.“
       
       2014 bei einem Wimbledon-Doppel mit ihrer Schwester erschien sie
       augenscheinlich angeschickert auf dem Platz. Besondere Skrupel bei der
       Einnahme von Kortison, für das sie sich flugs ein Attest ausstellen ließ,
       hat sie auch nie gehabt. Kurzum: Sie ist eine normale Spitzensportlerin mit
       normalen Macken.
       
       Dass sie ihr undamenhaftes Verhalten nun moralisch vergolden lassen will,
       indem sie ihren Ausbruch als antisexistische Initiative umdeutet, ist, nun
       ja, etwas unschicklich. Auch die große Dame des Frauentennis darf
       sanktioniert werden, sie genießt keine Narrenfreiheit.
       
       9 Sep 2018
       
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