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       # taz.de -- Kommentar Wahl in Schweden: Der Frust hält sich in Grenzen
       
       > Bei der Parlamentswahl in Schweden ist der große Knall ausgeblieben. 82,4
       > Prozent haben die Rechtspopulisten nicht gewählt.
       
   IMG Bild: Sieht aus wie moderne Kunst: Eine Stockholmerin macht in der „Wahlkabine“ ihr Kreuz
       
       In Schweden ist der politische Erdrutsch, den Umfragen bis kurz vor der
       Wahl vorhergesagt hatten, [1][ausgeblieben]. Allerdings setzte sich die
       Tendenz der letzten beiden Wahlen fort: Die beiden großen „Volks“-Parteien,
       Sozialdemokraten und Konservative, die in den vergangenen Jahrzehnten
       ausschließlich abwechselnd die Ministerpräsidenten gestellt haben,
       schrumpfen weiter. Und auch mit der Etablierung einer Rechtsaußenpartei als
       drittstärkster Kraft folgt Schweden der Entwicklung in anderen nordischen
       und europäischen Ländern.
       
       Wenn die Schwedendemokraten bei weitem nicht die starken Zugewinne erzielen
       konnten, nach denen es lange ausgesehen hatte, dann offenbar weil sich sehr
       viele WählerInnen diesmal erst in letzter Minute entschieden hatten und
       sich anscheinend von zahlreichen Initiativen und Aufrufen beeindrucken
       ließen. Die hatten vor der Bedrohung der Demokratie durch eine Partei
       gewarnt, die ihren rassistischen Kern weder verstecken kann noch will und
       offen mit dem autoritären Modell eines Ungarn unter Viktor Orbán
       sympathisiert.
       
       Die meisten AnalytikerInnen sind sich einig, dass es weniger Schwedens
       Migrationspolitik war als eine Stimmung genereller Unzufriedenheit und
       diffuser Unsicherheit, von der die Partei profitieren konnte. Sie hat ihre
       WählerInnen auch vorwiegend gar nicht in den Großstädten. Also dort, wo die
       Integration der Menschen, die Schweden bis 2015 in einem Umfang wie kein
       anderes EU-Land aufgenommen hat, die augenfälligsten Probleme verursacht.
       Sondern: im ländlichen Schweden. Da, wo die Menschen sich abgehängt fühlen,
       wo die Folgen der neoliberalen „Reformpolitik“, der Privatisierung
       öffentlicher Aufgaben und des Sozialabbaus das Alltagsleben am spürbarsten
       negativ beeinflussen.
       
       Die „Altparteien“, wie die Schwedendemokraten die übrigen sieben
       Reichstagsparteien nennen, haben nun die Chance, es besser als bislang zu
       machen und dieser Partei nicht noch mehr WählerInnen zuzutreiben. Wenn sie
       sich in den kommenden Wochen an der gar nicht so einfachen Aufgabe
       versuchen werden, aus dem Wählerwillen eine Regierung zusammenzupuzzeln,
       sollten sie vor allem eines vor Augen haben: 82,4 Prozent der SchwedInnen
       haben die Schwedendemokraten nicht gewählt. Es besteht keinerlei Grund,
       dieser Partei auch nur den geringsten Einfluss auf die nächste Regierung
       einzuräumen.
       
       10 Sep 2018
       
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