# taz.de -- Gesundheitspolitik in Berlin: Drogen ab zum Test
> Drug-Checking-Projekt soll laut Senat noch in diesem Jahr starten. Eine
> „Bietergemeinschaft aus der Suchthilfe“ interessiere sich für die
> Umsetzung.
IMG Bild: Ecstasy: Sieht schön bunt aus, aber was ist drin?
Ob Speed, Ecstasy oder Kokain: Wer illegale Drogen nimmt weiß in der Regel
nicht, was drin ist im Stoff. Das könnte sich bald ändern: Der Senat rechne
noch in diesem Jahr mit dem Start eines Drug-Checking-Projekts in der
Praxis, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Antwort auf eine
Anfrage der Linkspartei. „Es haben mehrere Gespräche mit einer
Bietergemeinschaft von Trägern der Berliner Suchthilfe stattgefunden, die
sich für die Realisierung des Projektes interessieren.“
In der Schweiz können KonsumentInnen ihre Drogen schon lange mit
staatlicher Unterstützung testen lassen. 2017 analysierte das Team des
Drogeninformationszentrums in Zürich mehr als 2.000 Proben und konnte
anschließend vor Verunreinigungen oder zu hohen Dosierungen warnen.
Rot-Rot-Grün hatte sich darauf verständigt, so etwas auch in Berlin
einzuführen. Im Koalitionsvertrag steht: „Die Koalition wird Maßnahmen
stärken, welche die Verminderung der Begleitrisiken von Drogenkonsum (harm
reduction) zum Ziel haben.“ Darunter falle auch der Aufbau von
Drug-Checking. Noch im Frühjahr sprach Gesundheitssenatorin Dilek Kolat
(SPD) jedoch von enormen rechtlichen Hürden. Und auch der Sprecher der
Justizverwaltung betonte: „Die rechtlichen Möglichkeiten lassen uns wenig
Spielraum, aber wir sind um eine Lösung bemüht.“
## Rechtlich schwierig
An dieser Situation habe sich nach wie vor nichts geändert, sagte am Montag
der Sprecher der Gesundheitsverwaltung, Christoph Lang. „Die Person, die
die Drogen prüft, ist dann auch im Besitz der Drogen.“ Das sei ein
Straftatbestand. Man müsse sehr klar definieren, welchen Nutzen das
Drug-Checking habe, damit Polizei und Staatsanwaltschaft von einer
Strafverfolgung absehen könnten. Wenn die interessierten Träger nun in
einem nächsten Schritt Gelder für das Projekt beantragen, müssten sie
skizzieren, wie es konkret funktionieren könnte. Erst dann werde auch die
rechtliche Prüfung stattfinden.
Für das Jahr 2018 hat der Senat für das Drug-Checking 30.000 Euro im
Haushalt eingeplant, für 2019 sind es bereits 120.000 Euro. Ob das
angemessen sei, werde sich zeigen, heißt es von der Gesundheitsverwaltung.
„Da bisher noch kein Antrag vorliegt, kann derzeit nicht beurteilt werden,
ob die Summe dem Bedarf entspricht.“
Begleitet werden soll das Ganze von einem Präventionsprojekt in der
Partyszene. Hier ist man schon etwas weiter: Das Vergabeverfahren sei
bereits abgeschlossen, sagte Lang. Eine Bietergemeinschaft aus der
Suchthilfe habe den Zuschlag erhalten. Demnach soll es Infostände und
Aufklärung in Clubs geben sowie eine Schulung des Personals dort.
24 Sep 2018
## AUTOREN
DIR Antje Lang-Lendorff
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