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       # taz.de -- heute in hamburg: „Die Meinung der Bevölkerung wird ignoriert“
       
       Interview Maren Knödl
       
       taz: Frau Nohe, im Hambacher Forst soll bei einem Protest am 6. Oktober
       eine „Rote Linie“ gezogen werden. Wofür steht diese Linie inhaltlich? 
       
       Eva Nohe: Dass ein Wald gerodet werden soll, um die darunter liegende Kohle
       abzubauen, überschreitet für uns die „Rote Linie“. Der Umgang mit dem
       Hambacher Forst ist ein Symbol für die deutsche Klimapolitik. Bäume, die
       Sauerstoff produzieren, werden abgeholzt, um weiter Kohle, den
       klimaschädlichsten Brennstoff von allen, zu fördern.
       
       Was bedeutet Klimagerechtigkeit für Sie und was muss dafür getan werden? 
       
       Die westlichen Länder müssen jetzt die Verantwortung für ihre bisherige
       Klimapolitik übernehmen. Denn unter deren Folgen leiden vor allem Menschen
       aus anderen Ländern. Der erste Schritt muss der vollständige Kohleausstieg
       sein. Aber auch der Verkehr und die Produktion von Gütern in unserem
       neoliberalen System kann nicht so weitergeführt werden wie bisher. Deswegen
       muss sich das ganze System ändern und kollektiv gegengesteuert werden. Wenn
       wir jetzt alle auf Energiesparlampen umsteigen und recyceln, aber RWE
       trotzdem weiter Kohle verbrennt, bringt der individuelle Einsatz wenig.
       
       Werden die politischen Herausforderungen größer? 
       
       Ich weiß nicht, ob man das nicht zu jeder Zeit subjektiv so wahrnimmt. Aber
       ich habe schon das Gefühl, dass sich die Gesellschaft immer mehr
       polarisiert, und dass die Meinung der Bevölkerung von der Politik so
       ignoriert wird, ist völlig absurd. Obwohl Umfragen zeigen, dass drei
       Viertel der Deutschen nicht wollen, dass der Hambacher Forst gerodet wird,
       und stattdessen einen sofortigen Kohleausstieg fordern. Deswegen müssen wir
       jetzt auch Grenzen überschreiten. Denn: Wenn Unrecht zu Recht wird, wird
       Widerstand zur Pflicht.
       
       Welche Grenzen überschreiten Sie? 
       
       Wir rufen zu zivilem Ungehorsam auf. Nur weil Dinge nicht legal sind, heißt
       es nicht, das sie nicht moralisch richtig sind. Zum Beispiel ist es gerade
       illegal, in den Hambacher Forst zu gehen oder einen Bagger von RWE zu
       blockieren. Trotzdem machen wir es.
       
       Also müssten noch mehr Menschen in den Hambacher Forst kommen, um zu
       demonstrieren? 
       
       Ja. Für die Aktivisten, die gerade auf den Bäumen gefangen sind, weil sie
       sofort festgenommen werden, wenn sie runterkommen, ist das eine wichtige
       Unterstützung. Aber man kann auch auf eine Demo in Hamburg gehen oder etwas
       spenden.
       
       26 Sep 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Maren Knödl
       
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