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       # taz.de -- Lidl kopiert Lemonaid-Produkte: Gleiche Optik, anderer Inhalt
       
       > Die Produkte der einen Marke sind Bio, Fairtrade. Pro verkaufter Flasche
       > wird ein Betrag für soziale Projekte gespendet. Das Plagiat ist von Lidl.
       
   IMG Bild: Lohnt sich's? Lidl hat eine neue Produktserie lanciert: Limos, die denen von Lemonaid zum Verwechseln ähneln
       
       Paul Bethke ist sauer. Saurer, als seine erfrischenden Biolimos jemals sein
       werden – trotz Verzicht auf Industriezucker. Bethke hat zehn Jahre lang die
       Getränkefirma Lemonaid aufgebaut. Es ging dabei neben dem „gesunden Genuss“
       immer auch um ökologische wie soziale Verantwortung. Die Produkte dieser
       Marke sind Bio, Fairtrade – und pro verkaufter Flasche spendet das
       Unternehmen einen Betrag für soziale Projekte.
       
       Nun hat der Discounterriese Lidl eine neue Produktserie lanciert: Limos,
       die denen von Lemonaid zum Verwechseln ähneln. Zwar ist der Preis niedriger
       und die Zutatenliste länger. Gemeinsamkeiten von Flaschenform, Design und
       Geschmacksvarianten sind aber sicher kein Zufall.
       
       Auf ihrer Website lassen die Kopierten von Lemonaid wenig Zweifel daran,
       wie sie das finden: „Hört auf, Eure Regale mit billigen Lemonaid-Fakes zu
       füllen!“ In einem offenen Brief an Lidl schreibt Chef Bethke etwas
       gefasster: „Gleiche Optik – gänzlich anderer Inhalt: kein Bio, kein
       Fairtrade, stattdessen viel Zucker, Farbstoffe und Säuerungsmittel – null
       sozialer Beitrag“. Er fordert den Vorstandsvorsitzenden von Lidl auf, die
       eigenen Unternehmensgrundsätze umzusetzen. Diese handeln explizit von
       großer Verantwortung für Mensch und Natur und dem Ziel, Deutschlands
       nachhaltigster Discounter zu werden.
       
       Das werde „jedoch nicht durch Täuschung wohlwollender Kunden erreicht“,
       heißt es in dem Brief weiter. Er schließt mit der Forderung an die
       Supermarktkette, seine ausgefallene Form der Lemonaid-Wertschätzung zu
       überdenken und rückgängig zu machen. „Wir sind gespannt, ob unser Brief zu
       Maßnahmen Ihrerseits führt“, so Bethge.
       
       ## Das Prinzip der Nachahmungsfreiheit
       
       Moralisch mag Lemonaid damit im Recht sein, juristisch ist die Sache
       kompliziert. In Deutschland gilt das Prinzip der Nachahmungsfreiheit:
       Produkte, Erfindungen und Ideen dürfen von jedem imitiert werden. Sobald
       aber gegen Schutzbestimmungen für geistiges Eigentum oder Wettbewerbsrecht
       verstoßen wird, sieht die Sache anders aus. So können bestimmte
       Ausgestaltungen eines Produkts oder dessen Kennzeichnung durch das Gesetz
       gegen den unlauteren Wettbewerb geschützt sein. Auch Irreführung soll durch
       geltendes Recht unterbunden werden.
       
       Ob es zu einem Prozess kommt, steht aber in den Sternen – und kann bei
       Lemonaids schmalem Budget bezweifelt werden. Dafür hat die ethische Firma
       eine Social-Media-Kampagne gestartet, um öffentlichkeitswirksam Druck auf
       Lidl aufzubauen. Unter dem Hashtag [1][#lidlklontdich] werden treue
       Konsumenten aufgerufen, Stellung zu dem Produktplagiat zu beziehen.
       
       Außerdem könnte das Limo-Imitat ein Fall für den Negativ-Preis „Plagiarius“
       werden. Dessen Jury versucht seit 1977, „plumpe Nachahmungen, die dem
       Originalprodukt absichtlich zum Verwechseln ähnlich sehen und die keinerlei
       kreative oder konstruktive Eigenleistung aufweisen, in den Fokus zu
       rücken“. Dies hat in der Vergangenheit schon öfter dazu geführt, dass
       Produktnachahmer eine Einigung mit dem Originalhersteller gesucht haben.
       
       17 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/hashtag/LidlKlontDich?src=hash
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andrew Müller
       
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